Geigerin Midori: „Musik drückt alles aus, was ich bin“

Geigerin Midori: „Musik drückt alles aus, was ich bin“

München. Als Kind konnte sie sich viel vorstellen: Historikerin wollte sie werden, Diplomatin und sogar Nonne. Dann begann sie, Psychologie zu studieren. Ihre eigentliche Berufung aber war immer eine andere. „Musik drückt alles aus, was ich bin“, sagt die Star-Geigerin Midori.

In dieser Saison 2012/13 feiert sie Bühnenjubiläum. Seit 30 Jahren tritt die Violinistin auf. Ihre Deutschland-Tournee hat am Aschermittwoch in München begonnen. Gemeinsam mit den Münchner Philharmonikern unter der Leitung von Zubin Mehta spielte sie unter anderem Brahms Violinkonzert D-Dur op. 77.

Mehta stand auch am Neujahrstag 1982 am Pult, als Midori bei den New Yorker Philharmonikern ihre Solo-Karriere startete, die sie zu einer der größten Geigerinnen unserer Zeit machen sollte.

„Die Violine war für mich als Kind immer am nächsten“, sagt die 41-Jährige. „Meine Mutter hat sie immer gespielt.“ Ihre Mutter war Konzertgeigerin. Die Musik begleitete Midori, 1971 im japanischen Osaka geboren, von Kindesbeinen an. Bereits im Alter von drei Jahren erhielt sie Geigen-Unterricht, zuerst unter der Anleitung ihrer Mutter.

Anfang der 1980er Jahre wurde die berühmte US-Geigenlehrerin Dorothy DeLay dank einer Aufnahme auf die Japanerin aufmerksam und lud Midori zu ihrem Meisterkurs ein. Ganz nebenbei, neben ihrer musikalischen Arbeit, schloss sie dann 2005 auch ihr Studium der Psychologie und Geschlechterstudien ab.

„Meine Ausbildung an der Universität hat mir geholfen, meine Vorstellungskraft, logisches und analytisches Denken auszubilden“, sagt die Künstlerin. „Es hat mir außerdem geholfen, eine bessere Leserin und Schreiberin zu werden. Das wäre in jedem Beruf hilfreich.“

Viele Auszeichnungen

Midori hat im Laufe ihrer Karriere viele Auszeichnungen gesammelt. Die japanische Regierung erklärte sie 1988 zur besten Künstlerin des Jahres. Seit 2007 ist sie Friedensbotschafterin der Vereinten Nationen. Das hat sie ihrem großen caritativen Engagement zu verdanken. Regelmäßig überlässt die Japanerin Teile ihrer Gage kulturellen oder sozialen Stiftungen, 1992 gründete sie selbst eine Organisation: „Midori Friends“ für die Nachwuchsförderung. Mehr als 150000 Kinder nahmen daran teil. 2002 kam die gemeinnützige „Music Sharing“ dazu, die junge Menschen unterschiedlicher Herkunft mit Musik in Kontakt bringen will.

Vor wenigen Wochen war die Musikerin in Bangladesch, um genau das dort zu tun. Die BBC hat sie dabei begleitet. „Die Reise hat uns allen sehr viel bedeutet“, sagt sie. „Mit den Kindern auf eine solche Art und Weise in Kontakt zu treten und ihre Kultur durch ihre Musik und ihren Tanz kennenzulernen – das war eine einzigartige Erfahrung.“

www.midoriandfriends.org

Autor: Britta Schultejans

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