Gefühle erkennen zahlt sich aus

Die Fähigkeit, Emotionen von Mitarbeitern und Kollegen richtig zu erkennen, beeinflusst die Höhe des Jahresgehalts. Dies geht aus einer Studie der Universität Bonn hervor.


Die Gefühle der Mitarbeiter und Kollegen klar und richtig erkennen: Man möchte annehmen, dass die Fähigkeit dazu zwar nützlich ist, wenn es darum geht, sich sozial gut in ein Arbeitsteam zu integrieren, wohl aber kaum einen Einfluss auf die Karriere einer Person hat. Psychologen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn untersuchten zusammen mit Kollegen der WHU – Otto Beisheim School of Management und der Illinois State University (USA) nun den Zusammenhang zwischen der Emotionserkennungsfähigkeit und dem Einkommen – und kamen zu einem erstaunlichen Ergebnis.

Emotionen erkennen in Gesicht und Stimme

An der Untersuchung nahmen Arbeitnehmer aus verschiedensten Organisationen im Alter zwischen 20 und 65 Jahren teil: 142 in der ersten und 156 in der nachfolgenden Validierungsstudie. Die Probanden hatten die Aufgabe, 24 Bilder von emotionalen Gesichtsausdrücken und 24 Stimmaufnahmen der jeweils passenden Emotion zuzuordnen. Zusätzlich befragten die Forscher die Kollegen und Vorgesetzten der Arbeitnehmer: Die Kollegen sollten die soziale Kompetenz der Teilnehmer bei der Zusammenarbeit am Arbeitsplatz beurteilen, die Vorgesetzten deren „soziale Leistung“ für die Firma, also zum Beispiel, ob das Team der Zielperson harmonisch arbeitet.

Emotionserkennung als ökonomischer Erfolgsfaktor

Es zeigte sich: Je besser die Teilnehmer im Test abschnitten, je größer also ihre Emotionserkennungsfähigkeit, desto höher war auch ihr Jahresgehalt. Zudem stand das Testergebnis im Zusammenhang mit den Einschätzungen der Kollegen und Vorgesetzten: Teilnehmer mit guter Emotionserkennungsfähigkeit verhielten sich in sozialen Kontexten kooperativer, rücksichtsvoller und hilfreicher.

Dies könne, nach Ansicht der Forscher, auch die Erklärung ihres Ergebnisses sein. Alternative Begründungen für die unterschiedlich hohen Einkommen der Arbeitnehmer konnten die Forscher ausschließen. Auch unter Berücksichtigung von Faktoren wie Intelligenz, Gewissenhaftigkeit, Geschlecht, Alter, Ausbildung, wöchentliche Arbeitszeit und der hierarchischen Position in der Organisation blieb der Effekt der Emotionserkennungsfähigkeit auf das Einkommen bestehen.

Emotionserkennung verbessern

Die Forscher betonen, dass die Fähigkeit zur Erkennung von Emotionen bisher unterschätzt werde. Bei der Auswahl von Führungskräften müsse mehr Wert auf die Fähigkeit zur Emotionserkennung gelegt werden – vor allem dann, wenn es um die Arbeit mit Menschen gehe. Zudem wären Trainings denkbar, die die entsprechenden Fertigkeiten schulen.

Literatur

Momm, T. D., Blickle, G., Yongmei, L. Wihler, A., Kholin, M. Menges, J. I. (2015). It pays to have an eye for emotions: Emotion recognition ability indirectly predicts annual income (PDF). Journal of Organizational Behavior, 36 (1), 147-163.

22. Mai 2015
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Foto: © peshkova – Fotolia.com

Weiterführende Links

Video zu den Befunden der Studie

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