Fußball für die Seele


Halb leer oder halb voll? Optimist oder Pessimist? Krone-Wirt »Dimi« ist mächtig stolz auf die Hellenen-Elf, auch wenn er im Viertelfinale auf Deutschland tippt. Seine Fußball-Eckkneipe wird am Freitag wohl wieder rappelvoll. 

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Halb leer oder halb voll? Optimist oder Pessimist? Krone-Wirt »Dimi« ist mächtig stolz auf die Hellenen-Elf, auch wenn er im Viertelfinale auf Deutschland tippt. Seine Fußball-Eckkneipe wird am Freitag wohl wieder rappelvoll.

„Ich sag’ Ihnen ehrlich, das ist ein Sch…-Gefühl“, antwortet der Wirt („Zur Krone“) auf die Frage, welches Fußballherz in seiner Brust schlägt. Seit 48 Jahren lebt er in Deutschland, betreibt an der Hohen Straße seine Eckkneipe und ist einer von 132 in Datteln amtlich gemeldeten Griechen. „Mein Herz schlägt für Griechenland, aber meine Heimat ist Deutschland“, sagt der 52- Jährige, der den Konflikt am Freitagabend zum Anstoß des Viertelfinalspiels Griechenland gegen Deutschland mit einem Trick lösen will: „Mein Frau wird das griechische Trikot tragen und ich das deutsche.“

Er ist stolz auf das, was die Jungs in „Blau-Weiß“ bisher geleistet haben. Jeder könne glücklich sein, auch mit dem Ausgang der Neuwahlen in Griechenland. Die Konservativen, die für den strikten Sparkurs und die EU eintreten, haben sich gegen die Linken durchgesetzt. Für Koskeridis ein gutes Ergebnis: „Wir müssen in den sauren Apfel beißen und weiter sparen.“ Das ist nicht leicht. Koskeridis’ Schwager ist Pastor in Griechenland, er berichtet ihm regelmäßig von den Zuständen in seinem Geburtsland: „Die Armut hat extrem zugenommen. Die Leute kommen zum Mittag- und Abendessen in die Kirche. Dort gibt es wie hier nach dem Krieg große Pötte, in denen mehr Wasser als Bohnen ist. Die Gesellschaft ist in zwei Lager geteilt: in Arm und Reich.“

Aus der EU auszusteigen und die Drachme wieder einzuführen, davon hält er nichts. „Dann wollen andere Länder wie Portugal oder Italien auch wieder ihre alte Währung, das wäre der Todesstoß für die Europäische Gemeinschaft“, sagt er. Und das wäre nicht nur schlecht für die Griechen. Alle EU-Staaten hätten dann die Folgekosten zu tragen. Dimitrios Koskeridis glaubt an seine Griechen, an den Neuanfang und an die Bekämpfung von Korruption und Vetternwirtschaft.

Umso wichtiger sei es in Zeiten wie diesen, dass die Griechen-Elf so weit gekommen ist, glaubt „Dimi“. Das sei Balsam für die Seele eines gebeutelten Volkes. „Die Griechen werden dadurch stärker und gewinnen wieder Selbstvertrauen“, sagt Koskeridis, der nicht wirklich daran glaubt, dass Deutschland am Freitag ausscheiden wird. „Dimis“ Landsleute werden vor allen Dingen eines tun: Mauern! „Wenn die Deutschen auf Zeit spielen, könnten die Griechen in Fahrt kommen und hätten eine Chance. Kassieren sie aber gleich zu Anfang Tore, siegen die Deutschen.“ Sein Tipp: 2:1 für Deutschland. Damit wären auch seine Landsleute – mehr oder minder – zufrieden, denn schließlich zählt, und wer könnte es da besser wissen, der olympische Gedanke: Dabeisein ist alles! – Auch beim Euro. Und für den Fall, dass Griechenland die EM gewinnt, gibt’s bei „Dimi“ Multi-Kulti: griechische Souvlaki, einen griechischen Sirtaki und deutsches Bier – für lau!

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