Frühstück: Die hohe Schule der Psychologie

Normalerweise bin ich einfühlsam. Speziell dann, wenn hilflose Menschen vor unüberwindbar scheinenden Verständnis-Hindernissen stehen, mutiert der Hektiker in mir zum Beispiel für Geduld.

Die Ruhe selbst, auch bei Herausforderungen durch intellektuelle Grobmotoriker – das gilt beruflich. Privat sieht's anders aus. Meint die beste aller Ehefrauen. Die leidgeprüft ist, wenn sie, ich und der Computer zusammenkommen. Ich geb's zu: Beim Zusammentreffen in der Welt der Daten kommt es weniger zu Diskussionen, als vielmehr zu (ich zitiere) „ungeduldigem Gemoser, dem sogar die kleinste homöopathische Dosis von Einfühlungsvermögen fehlt.“

Stimmt leider. Wenn meinem Rechner mehrfach das Hirn abgedreht wird, neige ich zu einer gewissen zynischen Schärfe. Tut mir leid. Soll auch nicht wieder vorkommen, weil ich mich künftig am leuchtenden Beispiel eines Sport-Pädagogen emporranken werde.

Selbigen traf ich im Walde. Nahe einem Alpendorf. Als Übungsleiter für Touristen, die sich in der Kunst des Bogenschießens üben und unter Anleitung auf hölzerne Wildsäue, Rehe oder Gamsen anlegten.

Das Getier mit Pfeilen zu spicken, ist nicht einfach. So bedarf es der Anleitung. Und der Psychologie: Erklären, bis der Arzt kommt und – loben, loben, loben. Da bekommt ein älterer Herr, der sich ohne Hilfe vermutlich selbst erschossen hätte, das volle Programm. „Schnur bis an die Lippe ziehen. Wunderbar. Jetzt vom Ohr weg. Lippe. Ja, fast. Nein. Nicht loslassen. Lippe. Nicht Nase. Klasse. Superschuss.“

Der Mann strahlt. Der Pfeil wippt, einen Meter entfernt im Boden. Der Trainer, etliche Schüsse später: „So eine Haltung haben nur ganz wenige drauf. Weiter so. Perfekt.“ Dem letzten Schuss folgt der Gipfel der Psychologie: „Bogenhalten und Schießen sind weltmeisterlich. Es fehlt nur noch eine Winzigkeit – das Treffen.“

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