Friseure sind auch Psychologen

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30. August 2012

BZ-AUSBILDUNGSSERIE: Andrea Dränle verwirklicht ihren Traum.


  1. Teig rühren bis zur Rente? Andrea Dränle wollte das nicht – und hat deshalb nach dem Konditoren- nun noch das Friseurhandwerk gelernt. Foto: Weise


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STEGEN. Bin ich handwerklich begabt? Kann ich gut mit Kunden umgehen? Oder liegen mir Verwaltungsaufgaben? Solche Fragen sollten vor der Berufswahl geklärt werden. Die BZ stellt in einer Serie Auszubildende in verschiedenen Berufen vor, die man im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald lernen kann. Heute: die Friseurin.

Im zweiten Anlauf zum Traumberuf: Andrea Dränle fängt beruflich noch einmal von vorne an – als Friseurin. Dafür hat die 32-Jährige eine zweijährige Umschulung gemacht, seit wenigen Tagen hat sie die Gesellenprüfung in der Tasche. Nach der Schule hat sie Konditorin gelernt, weil das der Wunsch ihrer Mutter war. Aber war diese Entscheidung richtig? Hatte die Berlinerin Lust auf Teig rühren und Pralinen füllen bis zur Rente? Nein! Deshalb startete sie noch einmal durch: In einer zweijährigen Umschulung im Friseursalon von Brunhilde Hug in Stegen lernte sie das gesamte Spektrum des Friseurhandwerks von der Kundenberatung über die Techniken bis zur Organisation des Betriebes kennen. Mit Fleiß und Ehrgeiz verfolgte sie ihr Ziel. "Ich wusste schon immer, wo meine Passion liegt. Und diesmal unterstützt mich meine Familie dabei", erzählt die junge Frau, die schon als Kind gerne die Haare ihrer Puppen geschnitten hat.

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"Kreativität und Psychologie brauche ich für meine Arbeit", sagt Andrea Dränle. Mit waschen, schneiden, legen ist es nicht getan. Friseure beraten ihre Kunden; sie gestalten Haare, Perücken und Toupets. Zum Herrenfach gehört es auch, Bärte zu pflegen.

Sabine Frass, Obermeisterin der Friseurinnung Freiburg, sieht wegen der Alterspyramide große Chancen für die Branche: Ältere Menschen seien eine große und treue Kundengruppe. "Und viele Menschen suchen Zuwendung." Die Fähigkeit, auf Menschen zugehen zu können, hält sie deshalb für eine wichtige Voraussetzung. Friseure arbeiten auch in Hotels und im Wellnessbereich sowie in Krankenhäusern, Altenheimen, Reha-Einrichtungen und Kaufhäusern, weiß Sabine Frass.

Bei aufgeregten Kunden oder in der Hektik vor Feiertagen zeichnen sich professionelle Friseure durch Gelassenheit und Fingerspitzengefühl aus. "Anfänger sollten Gespür für Mode, Geschmack und handwerkliches Geschick mitbringen." Chemische Grundkenntnisse sind von Vorteil. Gepflegtes Aussehen auch außerhalb des Salons hält Sabine Frass für unverzichtbar.

Tüchtig mitarbeiten müssen Auszubildende von Anfang an. "Vom ersten Tag an war ich im Team integriert", erzählt Andrea Dränle, die zunächst Haare wusch, an der Kasse stand oder die Trockenhauben bediente. Auch Haare durfte sie schneiden – geübt wurden die Schnitte sicherheitshalber an Puppenköpfen. "Das ist gar nicht so einfach", verrät sie, "es dauert, bis man den Dreh raus hat und die Schere im richtigen Winkel hält". Die Ausbildung hat ihre Erwartungen übertroffen. "Der Beruf ist vielseitig. Es macht Spaß, kreativ zu sein und mit Farbe zu arbeiten. Und man trifft viele verschiedene Menschen. Sie kommen mit bestimmten Erwartungen und man freut sich, wenn man diese erfüllen kann."

Den theoretischen Hintergrund erarbeitet sie im Unterricht an der Berufsschule. Schwerpunkte sind Sozialkunde, Fachrechnen sowie Fachtheorie. Die Zwischenprüfung, die Andrea Dränle mit Bravour bestanden hat, zählt seit Kurzem 25 Prozent zur Gesellenprüfung, die am Ende der Ausbildung steht. Dabei wird nicht nur das handwerkliche Können überprüft. Auch die Zeit ist ein wichtiger Faktor. Die angehende Friseurin fertigt einen Plan an, den sie einhalten muss. Schon vor der Prüfung muss sie dokumentieren, wie das Ergebnis aussehen soll. Andrea Dränle hat ihr Modell mit Farbe, Schere und Schminke zur Rocklady gestylt. Ein qualifizierter Hauptschulabschluss ist die Mindestvoraussetzung für die Ausbildung zum Friseur. "Mittlere Reife ist aber besser", erklärt Friseurmeisterin Brunhilde Hug. Wer Einsatz zeige und Talent mitbringe, habe später gute Chancen auf einen Arbeitsplatz. Ob man sich für das Friseurfach eigne, lasse sich mit einem Praktikum herausfinden.

Andrea Dränle blickt optimistisch in die Zukunft: Sie wird von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen. Froh ist sie, erklärt die junge Frau, dass sie den Schritt zu einer Umschulung gewagt hat. Und sie ist unbedingt dafür, dass Menschen sich ihre beruflichen Träume erfüllen. Egal in welchem Alter.


ist nach wie vor einer der beliebtesten Ausbildungsberufe für Frauen. Im vergangenen Jahr gab es laut Zentralverband des deutschen Handwerks bundesweit 30 468 Auszubildende, darunter 27 324 Frauen. Um den Beruf des Friseurs zu erlernen, braucht man einen Hauptschulabschluss. Die Ausbildung dauert drei Jahre. In dieser Zeit lernt der angehende Friseur das Handwerk und das erforderliche theoretische Wissen. Azubis verdienen zwischen 420 und 535 Euro. Nach der Ausbildung spezialisieren sich die meisten Friseure auf Damen- oder Herrenfrisuren, die Arbeit am Theater oder beim Film, Perückenherstellung oder den Verkauf von Haar- und Pflegeprodukten. Es gibt zahlreiche Weiterbildungsangebote wie Visagist, Farb- oder Imageberater sowie Perückenmacher. Wer später einen eigenen Betrieb führen möchte, muss eine Meisterprüfung ablegen; wer eine Hochschulzugangsberechtigung hat, kann eine Hochschulausbildung zum Maskenbildner oder Bühnen- sowie Kostümbildner absolvieren.

 

Autor: ewe

Autor: Eva Weise

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