Freitag, der 13. – von falschen Mythen und Börsencrashs

Der kommende Freitag ist nicht irgendein Freitag. Es ist Freitag, der 13. Bei vielen Menschen ruft dieses Datum ein mulmiges Gefühl hervor. Der Volkskundler Stephan Bachter von der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) erläutert im dapd-Interview die Ursprünge dieses Aberglaubens, räumt mit falschen Mythen auf und verweist die Krankheit "Paraskavedekatriaphobie" ins Reich der Fabeln.

Herr Bachter, für viele Menschen in Deutschland gilt Freitag, der 13. als ein Unglückstag. Wo liegt die Grenze zwischen Aberglaube und Phobie?

Bachter: Eine Phobie muss einen Menschen körperlich oder in seinem Bewegungsumfeld beeinträchtigen. Der Aberglaube ist weitverbreitet. Dass man eine Reise nicht antritt, nur weil einem zu Beginn eine schwarze Katze über den Weg läuft, oder dass man etwas unterlässt, weil man Spiegelglas zerschlagen hat, das wird nur der Phobiker machen.

Die Angst vor Freitag, dem 13. hat mit "Paraskavedekatriaphobie" sogar einen eigenen Namen. Ist das ein ernsthaftes Leiden?

Bachter: Die Furcht vor Freitag, dem 13. ist in der Psychologie nie beschrieben worden. Seriöse Psychologen halten diese Phobie für eine reine Erfindung des amerikanischen Psychologen Donald Dossey, der darauf spezialisiert ist, Phobien zu kurieren. Das tauchte Anfang der 90er Jahre erstmals auf. Ich kann mir kaum vorstellen, dass an diesem Tag jemand aus Furcht zuhause bleibt. Und selbst dann kann ihm ja etwas passieren.

Es gibt unterschiedliche Mythen über den Ursprung der Bedeutung von Freitag, dem 13. So soll die Verhaftung und Ermordung von Mitgliedern des Templerordens auf Befehl des französischen Königs Philipp IV. der Grund sein. Stimmt das?

Bachter: Nein, auf gar keinen Fall. Das ist etwas, was mich immer wundert, warum ausgerechnet dieser Anlass herangezogen wird. Man hat ein Datum gefunden, diesen Freitag, den 13. Oktober 1307, an dem die Verhaftungen und die Beschlagnahmung von Vermögen des Templerordens losging. Aber tatsächlich wurde der Templerorden erst einige Jahre später verboten, am 22. März 1312, auf dem Konzil von Vienne. Das war ein Mittwoch. In Deutschland spielte der Templerorden zudem nur eine untergeordnete Rolle. Über die ganzen Jahrhunderte ist die Furcht vor Freitag, dem 13. als Aberglaube in Deutschland nicht belegt.

Ein anderer Mythos ist, dass der Börsencrash in den USA im Oktober 1929, der sogenannte "Schwarze Freitag", verantwortlich ist.

Bachter: Mit dem Börsencrash sind wir relativ nahe dran, am Ursprung von Freitag, dem 13. Es war aber kein konkreter Börsencrash, sondern es war ein erfolgreicher Finanzmanager aus Boston, der ein Buch über Börsenspekulationen geschrieben hat. Dieser nannte das Buch "Friday the 13th". Das war Anfang des 20. Jahrhunderts ein sehr erfolgreiches Buch.

In einer wissenschaftlichen Abhandlung haben Sie geschrieben, dass es die erste Erwähnung des Unglücksdatums erst um 1950 gibt.

Bachter: Genau, das gilt für Deutschland. Es handelt sich um einen Aberglauben, der um 1900 in den USA entstand und der dann nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland kam. Das ist nicht verwunderlich, wenn man daran denkt, wie viele kulturelle Einflüsse zu dieser Zeit aus Amerika nach Deutschland kamen. Da war eben auch dieser Aberglaube mit dabei.

Er kommt also aus den USA, aber wie weit reicht denn der Mythos? Ist er in Europa auch über Deutschland hinaus verbreitet?

Bachter: Es gibt in anderen europäischen Ländern andere Unglückszahlen. Freitag, der 13. ist schon sehr stark auf den deutschsprachigen Raum konzentriert. In Südeuropa, in Italien etwa, ist die 17 die Unglückszahl. (dapd)

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