Fondsmanager Riße über das größte Risiko für die Börsen

Die Börsen seien derzeit sehr anfällig für einen deutlichen Kursrutsch, warnt Stefan Riße, Fondsmanager bei HPM Hanseatische Portfoliomanagement. Er sieht beim Dax weiteres Abwärtspotenzial.

Die Börsen reagieren nicht rational. Psychologie spiele eine wichtigere Rolle für die kurz- bis mittelfristige Tendenz als wirtschaftliche oder politische Rahmenbedingungen, stellt Stefan Riße fest, Fondsmanager bei HPM Hanseatische Portfoliomanagement. "Wenn Kurse tendenziell nur noch eine Richtung kennen, die nach oben, manifestiert sich dies in den Köpfen der Anleger, die dann auch nichts anderes mehr glauben wollen und jede noch so kleine Abwärtsbewegung dazu nutzen, in den Markt einzusteigen", erklärt er. Das verhindere eine Zeit lang stärkere Korrekturen, mache aber den Markt über kurz oder lang anfällig für einen deutlichen Kursrutsch.

An diesem Punkt seien die Börsen jetzt angekommen, konstatiert Riße. Die einhelligen Prognosen, dass die 10.000-Punkte-Marke beim deutschen Aktienindex Dax nur noch reine Formsache sei, deuteten darauf hin. Auch jetzt stünden vermeintliche Schnäppchenjäger wieder kurz davor, die jüngste Korrektur im Dax als Gelegenheit für eine spekulative Position zu nutzen. "Jetzt wandern die Aktien von den starken Händen, also langfristig und strategisch positionierten Investoren, in die schwachen spekulativen Hände, die so schnell aus dem Markt verschwinden, wie sie zuvor kamen, wenn es dann unerwartet doch weiter runter geht", warnt der Fondsmanager.

"Kartenhaus aus italienischen und spanischen Staatsanleihen"
Auch wenn Psychologie an der Börse eine entscheidende Rolle spielt, sollte man die fundamentalen Rahmenbedingungen nicht vergessen, sagt Riße. "Es lohnt hier der Blick auf die Verfassung der Wirtschaft, aber auch der Kapitalmärkte in der Eurozone." Während die Zinsdifferenzen innerhalb der Eurozone eine heile Welt vorgaukelten, braue sich hinter den Kulissen etwas zusammen. Die Wirtschaft der Eurozone wachse nicht, einer leichten Verbesserung folge nun schon wieder Ermüdung, auch weil Deutschland als Zugpferd mehr und mehr an Dynamik verliere. "Da wird am Ende auch der schwache Euro die fehlende Binnennachfrage nicht kompensieren können", prophezeit Riße.

Noch fänden die Auseinandersetzungen über den richtigen Weg – Sparen oder doch lieber Geld in die Hand nehmen, um die Wirtschaft anzukurbeln? – hinter vorgehaltener Hand statt. "Je lauter diese Diskussionen in Brüssel aber werden, umso mehr wird auch den Anlegern klar, welches Kartenhaus sie sich hier aus ihren italienischen und spanischen Staatsanleihen aufgebaut haben", so der HPM-Experte. Dann würden sich auch die Zinsdifferenzen wieder deutlich ausweiten.

Riße sieht bei den Börsen noch einiges an Abwärtspotenzial. "Für den Dax konkret bleibe ich bei meinem Kursziel von 8.600 Punkten", sagt er. Mit einer Rückkehr der Eurokrise würde in den kommenden Monaten der fundamentale Grund für einen Crash dann quasi nachgeschoben. (fp)

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