Folgen der Euro-Krise: Schuldenberge und psychische Erkrankungen

Die Finanzkrise und hohe Schulden verunsichern viele Menschen. Das kann schwere Folgen für die (psychische) Gesundheit haben. Europäischen Studien zufolge sind psychologische Probleme und Suizidraten seit Beginn der Krise deutlich gestiegen. Mehr soziale Sicherheit soll dem entgegenwirken, erklärt das EP.

Schlagzeilen über Selbstmorde von Opfern der Wirtschaftskrise sorgen immer wieder für Aufsehen. Doch wie dramatisch sind die Auswirkungen wirklich? Im Europäischen Parlament präsentierte Studien zeigen, dass eine Zunahme der Arbeitslosigkeit um 1% zu einer Steigerung der Selbstmordrate von rund 0,8 % führt. Am 19. Juni organisierte der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments daher einen Experten-Workshop zum Thema "Psychische Gesundheit während der Schuldenkrise".

Schuldenberge: erster Schritt in Richtung Abgrund

Die britische Abgeordnete Glenis Willmott von den Sozialdemokraten forderte, den psychischen Folgen der Schuldenkrise müsse erheblich mehr Aufmerksamkeit zukommen als bisher: "In Griechenland, zum Beispiel, ist die Selbstmordrate in der ersten Hälfte des Jahres 2011 um 40 % gestiegen. Das muss im EU-Gesundheitsprogramm eine wichtigere Rolle spielen!"

Auch David McDaid, Wissenschaftler an der London School of Economics, geht davon aus, dass hohe Schulden das Risiko von Depressionen, Angstzuständen und Zwangserkrankungen deutlich erhöhen. "Wir brauchen mehr Investitionen für soziale Sicherheit", erklärte McDaid während des Workshops. Gemeinsam mit dem Finanzsektor müsse man Lösungen finden, um den Betroffenen zu helfen.

Mehr soziale Sicherheit dringend notwendig

Die Wirtschaftslage, ein Mangel an sozialer Unterstützung sowie die Kultur eines Landes seien Faktoren, die das Risiko von psychischen Erkrankungen und Suizid erhöhen könnten, erklärt Jose Luis Ayuso-Mateos, Professor für Psychologie an der freien Universität Madrid. "Länder, die viel Wert auf soziale Dienstleistungen legen, erleben in Krisenzeiten keinen Anstieg der Selbstmordraten."

Um die menschlichen Kosten der Schuldenkrise zu verringern, bräuchte man EU-weit mehr Arbeitsplätze, den Erlass von Schulden, ein besseres Gesundheitswesen und stärkere familiäre Netzwerke, rät auch Robert Bertollini, Vertreter der Weltgesundheitsorganisation.

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