„Fiktionale Figuren als Vorbilder“


Der US-Amokschütze könnte nach Ansicht des Leiters des Instituts für Psychologie und Bedrohungsmanagement in Darmstadt, Jens Ho ffmann, in einer Art Fantasiewelt gelebt haben.



Wo setzen Psychologen nach einer solchen Bluttat an?

Jens Hoffmann: Das Interessante ist hier die Kostümierung, die der Mann getragen haben soll. Häufig sehen sich solche Amokläufer als Krieger, als Ein-Mann-Kommando - in diesem Fall möglicherweise als Gegenspieler von Batman. Vor allem bei jüngeren Tätern haben wir eine solche Maskierung häufig. Das spricht für eine Identifizierung mit anderen Tätern oder Charakteren.

Lebte der Mann in einer Fantasiewelt?

Hoffmann: Wir sehen es manchmal bei solchen Tätern, dass sie sich nicht mit realen anderen Amokläufern identifizieren, sondern mit fiktionalen Charakteren. Das könnte eine Rolle gespielt haben bei dieser Tat. Es gibt nur eine kleine Gruppe von Amokläufern, die hoch wahnkrank sind. Das ist aber die absolute Minderheit. Alle anderen Täter haben eine lange Vorgeschichte. Sie fantasieren das vorher. Und dabei dienen reale oder fiktionale Figuren als Rollenvorbilder.

Vor einem Jahr gab es in Norwegen einen Amoklauf. Zufall?

Hoffmann: Solche Häufungen sind vermehrt zu beobachten, weil sich die Amokläufer mit anderen Tätern identifizieren. Auch das Massaker an der Columbine High School hat Nachahmungstaten hervorgerufen. Da hatten wir auch eine Häufung zum Jahrestag. Das könnte auch jetzt eine Rolle gespielt haben. dpa

Leave a Reply