Ferienbeginn in NRW – Stau-Psychologie: Urlauber, fahrt wie Pendler, dann …

Es könnte so schön sein: Einfach Mittwochs in den Urlaub fahren, schon wäre das Problem gelöst. Aber nein: Jeden Sommer quälen sich Millionen Autofahrer samstags über den Asphalt, um pünktlich im Urlaubshotel einzuchecken. „Der Bettenwechsel am Samstag ist tatsächlich ein Problem“, sagt ADAC-Stauexperte Otto Saalmann. Immerhin lernten die Urlauber und die Reisebranche langsam dazu. „Der Sonntag als Reisetag ist beliebter geworden, auch Pensionen und Hotels stellen sich zum Teil darauf ein“, sagt Saalmann.

13 900 Kilometer Stau

Der nächste Stau in den Sommerferien ist trotzdem so sicher wie das Amen in der Kirche. Im Jahr 2010 gab es in Deutschland an den zwölf Sommerwochenenden laut ADAC-Statistik 13 900 Kilometer Stau, im vergangenen Jahr waren es 13 100. „Auch in diesem Jahr wird sich das kaum ändern“, glaubt Stauexperte Saalmann. Doch nicht immer lässt sich das Verhalten der Autofahrer vorhersehen. In den vergangenen Osterferien zum Beispiel blieb das befürchtete Mega-Chaos aus: Hohe Spritkosten vergrätzten vielen Urlaubern lange Reisen.

Für Otto Saalmann sind die „heißen Stauwochenenden“, die im ADAC-Staukalender rot markiert sind, allerdings nicht so schlimm wie der „tägliche Wahnsinn“ des Berufsverkehrs. Pendler müssen extrem leidensfähig sein. Die Stuttgarter zum Beispiel stehen laut einer aktuellen Untersuchung pro Jahr im Schnitt 58 Stunden im Stau.

Pendler sind die besseren Stau-Manager

Stauforscher Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen glaubt, dass Urlauber von Pendlern in Sachen Stau-Handling viel lernen könnten. „Pendler fahren effektiver, sie sind ortskundig und haben Zeitdruck“, so Schreckenberg. Urlauber dagegen seien pro Jahr oft nur selten auf längeren Strecken unterwegs. „Die Leute schauen sich die Gegend an, sind vielleicht unkonzentriert. Schon wenn wenige Autos den Verkehr aufhalten, kommt es zu großen Verzögerungen“, sagt der Stauforscher.

Dass Phänomen, dass Autofahrer immer wieder wie Lemminge in die Staufalle tappen, vergleicht Schreckenberg mit dem Wintereinbruch. „In jedem Jahr werden viele Autofahrer davon völlig überrascht. Es dauert immer ein paar Tage, bis sie sich darauf eingestellt haben.“

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