Extrem-Perfektionismus ist nicht normal!

Von Psychologie aktuell Redakteur Tobias Goldenberg.

Das Streben nach Perfektion kann eine Tugend sein - oder ein Fluch. Es hängt immer davon ab. Aber von was? Wir werden es am Ende dieses Artikels wissen. Doch schauen wir zunächst einmal auf den Kern des Ganzen.

Der Perfektionist zwischen Segen und Nervensäge!

Ungewissheit, Improvisation und Spontaneität sind die Erzfeinde des gewöhnlichen Perfektionisten. Denn der hat einen Zwerg im Kopf, einen fiesen kleinen Einflüsterer, der immer alles besser weiß. 100% sind für ihn eine nette Ausgangsbasis, aber am Ende darf es dann gerne auch deutlich mehr sein.

Die große Liebe des Perfektionisten? Regeln!

Das Müssen und das Sollen, überhaupt jede Form von Ordnung und Regeln, bestimmen die heile Welt des Perfektionisten. Pedantische Vorbereitung auf alles Mögliche und Exaktheit der Ausführung sind sein Kosmos. Da werden dann schon mal die Teebeutel für den Campingurlaub auf drei Wochen vorausberechnet, schwankende Wetterprognosen inklusive. Wer keinen dieser Perfektionszwerge im Kopf hat, er dreht durch mit einem solchen Verhalten. Doch dem Perfektionisten selbst erscheint das alles ganz normal.

Die perfekten Sicherheitsleute?

Perfektionisten werden in dieser Welt dennoch gebraucht. Zum Beispiel sind sie Idealbesetzungen als Controler oder Sicherheitsinspektoren. Wenn Perfektionisten ein Atomkraftwerk führen, dann können wir alle ruhiger schlafen. Wenn dagegen ein Grüppchen von Histrionikern und Narzissten einen Flughafen baut, dann nennt sich das Berlin-Schönefeld.

Wenn es aus dem Rude läuft!

Bei manchen Menschen wird der Perfektionismus jedoch zur Qual. Nicht nur für ihr Umfeld, sondern aich für sie selbst. Schon im Vorfeld von Ereignissen malen sich diese Menschen im Kopf aus, wie sie scheitern und was ihnen alles drohen kann.

Sie wollen alle Eventualitäten im Vorhinein berücksichtigen, Vorkehrungen treffen und nichts dem Zufall überlassen. Da dies nicht möglich ist, weil die Welt nun einmal ein chaotischer Ort ist, drohen sie in einen Teufelskreis der Ermüdung zu geraten. Erschöpfung, Burnout oder sogar einer schwere Erschöpfungsdepression können die Folge sein. Häufig ist auch pathologische Angst ein Thema.

Das Leiden hat einen Namen!

Wird der Perfektionismus zu extrem, spricht man von einer anankastischen Persönlichkeitsstörung - auch zwanghafte Persönlichkeitsstörung genannt. Nicht zu verwechseln mit der Zwangsstörung, die wieder etwas anderes ist.

Deshalb sollte man besser den Begriff der anankastischen Persönlichkeit nutzen, um Verwechslungen zu vermeiden. Wer unter dieser Struktur leidet, der sollte einen Psychotherapeuten aufsuchen. Vor allem kognitiv-verhaltenstherapeutische Verfahren haben sich bei der anankastischen Persönlichkeitsstörung gut bewährt.

Auf keinen Fall sollte man unter sich selbst leiden müssen, zumal Hilfe existiert. Und mit etwas Mut zur Lücke lebt es sich leichter und beschwingter. Das sei jedem Menschen vergönnt.

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