Experten für Lern-Psychologie und Biophysik neu an die Universität Leipzig …

09.06.2015, 10:17 | Wissenschaft | Autor: idw | Jetzt kommentieren

Der Lern-Psychologe Henrik Saalbach und der Biophysiker Ralf Seidel sind kürzlich als Professoren neu an die Universität Leipzig berufen worden. An der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät befasst sich Saalbach mit der Psychologie des Lernens und Lehrens. Der 40-Jährige bringt seine Kompetenz auch in das "Zentrum für die Entwicklung in der frühen Kindheit" ein, das an der Universität gegründet wird. Seidel erforscht an der Fakultät für Physik und Geowissenschaften die Eigenschaften von Biomolekülen und sucht Antworten auf die Frage, was der Mensch von diesen ebenso winzigen wie komplexen Teilchen lernen kann.

"Die Eigenheiten der Sprache sind verantwortlich für bestimmte Eigenheiten des Denkens", erklärt Henrik Saalbach, der unter anderem die Sprachstrukturen des Chinesischen und Japanischen mit dem Deutschen unter diesem Aspekt verglichen hat. In seinen Forschungen zu bilingualem Lernen an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich sowie an der Universität des Saarlandes fand Saalbach heraus, dass es durchaus zu Leistungseinbußen kommt, wenn ein zweisprachig aufgewachsenes Kind etwas in Englisch lernt und im Deutschen wiedergeben soll. Auch die Sprachkompetenz ist sehr wichtig im Lehr-Lernprozess. "Deshalb haben Kinder mit Migrationshintergrund oft Schulleistungsdefizite", sagt er. Grund seien meist sprachliche Barrieren. Zwar hätten zweisprachige Kinder kognitive Vorteile. Diese könnten aber meist nicht den Nachteil des Sprachdefizits ausgleichen.

Bei seinen Forschungen an der Universität Leipzig möchte Saalbach unter anderem herausfinden, wie das Potenzial der Zweisprachigkeit bei Kindern besser genutzt werden kann. Dazu will er unter anderem Leipziger Kinder mit Migrationshintergrund befragen. "Das ist ein sehr interessantes Forschungsfeld", sagt der Wissenschaftler, der mit 21 Jahren Leipzig verließ und nun wieder in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist. Zuvor war Saalbach zwei Jahre lang als Professor an der Universität Saarbrücken tätig, wo er den bildungswissenschaftlichen Teil des Studiengangs für Grundschulpädagogik aufgebaut hat.
Bei seinen Forschungen im Rahmen des "Zentrums für die Entwicklung in der frühen Kindheit" konzentriert er sich auf das Lernen von Kindern im Grund- und Vorschulalter. In Studien in Leipziger Kitas will er unter anderem analysieren, wie sich ab dem dritten Lebensjahr die Wissensstruktur und die Sprache entwickeln, wie altersgerecht Grundlagen für Bildung gelegt werden können.

Biomolekülen auf der Spur

Der Physiker Ralf Seidel ist bei seiner Forschungsarbeit an der Universität Leipzig Biomolekülen auf der Spur. "Der Mensch ist zu einem großen Anteil ein mechanisches Gebilde. Angetrieben wird er durch eine Vielzahl von Motorproteinen", sagt er. Seit seiner Promotion im Jahr 2003 an der Technischen Universität Dresden befasst sich der 41-Jährige unter anderem mit den Eigenschaften von biologischen Maschinen.
"Wir können mit unseren Techniken ein einzelnes Motorprotein anschauen und beobachten, was es macht, denn wir möchten herausbekommen, was diese Motoren können und wie sie in der Zelle funktionieren", erklärt der gebürtige Pirnaer.

Seidel interessieren dabei vor allem die physikalischen Eigenschaften dieser kleinen Motoren, die unsere Zellen antreiben - die Geschwindigkeit und die Kräfte, die sie erzeugen. Den Einblick in diese biologischen Maschinen möchte er nutzen, um künstliche Nanosysteme zu bauen, die Funktionen ihrer biologischen Vorbilder nachempfinden können.

Aus diesem Grund arbeitet Seidel unter anderem eng mit seinem Biophysiker-Kollegen Prof. Dr. Josef Käs zusammen, der die biomechanischen Eigenschaften von Krebszellen erforscht. Zahlreiche Berührungspunkte sieht Seidel auch mit der Arbeit des Experimentalphysikers Prof. Dr. Frank Cichos auf dem Gebiet der Photonik, mit dessen Unterstützung Seidel seine Messungen verfeinern möchte.
Seidels Forschung könnte künftig auch bei der Herstellung von Computerchips Anwendung finden, um diese einfacher und kostengünstiger zu produzieren. "Wir können beispielsweise von Biomolekülen lernen, harten Materialien ein bestimmte Form zu geben", erläutert der Physiker.

Bevor er nach Leipzig kam, war Seidel, der vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem Starting Grant gefördert wird, zwei Jahre an der Universität Münster tätig. Eine weitere wichtige berufliche Station führte ihn an die TU im niederländischen Delft, wo er als Postdoc zweieinhalb Jahre zum Thema molekulare Motoren forschte.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Henrik Saalbach
Telefon: +49 341 97-31461
E-Mail:

Prof. Dr. Ralf Seidel
Telefon: +49 341 97-32501
E-Mail:

Quelle: idw

Open all references in tabs: [1 - 6]

Leave a Reply