Existenzielles Vakuum macht krank

Das Gefühl der Sinnlosigkeit macht krank. Der zweite Viktor Frankl-Weltkongress, der in den kommenden Tagen in Wien stattfindet (15. bis 18. Mai), widmet sich im Billrothhaus dem Thema "Sinnleere und Gesundheit - Eine Herausforderung für Medizin, Psychologie und Gesellschaft". Rund 350 Teilnehmer aus 30 Staaten werden erwartet.

Die teilnehmenden Ärzte diskutieren aktuelle Anwendungsbereiche des Lebenswerks des Wiener Psychiaters und Begründers der Logotherapie, Viktor E. Frankl (1905 bis 1997). Am Freitag erhält die Witwe Frankls, Elly Frankl, ein Ehrendoktorat der Universität Moskau.

Zentrales Thema des Viktor Frankl Kongresses sind die psychologischen und sozialen Herausforderungen mit einer in internationalen Studien belegten weiten Verbreitung von Sinnlosigkeits- und Entmutigungsgefühlen in der Gesellschaft. Dazu erklärte Alexander Batthyany, Vorstand des Viktor Frankl Instituts und Organisator des Kongresses: "Wirtschaftskrise, demografischer Wandel, wachsende Unsicherheit und zugleich der scheinbare oder wirkliche Verlust traditioneller Werte stellen eine Herausforderung dar, der man in Psychologie und Medizin bisher nicht ausreichend gerecht geworden ist."

Frustration wächst

Menschen würden resignieren, sich in stillem Zorn aus dem Leben zurückziehen. Man habe oft den Eindruck, bloß Spielball von Einflüssen und globalen Zusammenhängen zu sein, gegen die man als Einzelner nichts auszurichten vermag. Das schüre Frustration und Hilflosigkeitsgefühle, in die leicht psychische Erkrankungen hineinwuchern können.

Frankl bezeichnete dieses Lebensgefühl als "existentielles Vakuum". Dessen gesundheitliche Auswirkungen dürfe man nicht unterschätzen. Steven M. Southwick, Leiter der psychiatrischen Abteilung der US-Universität Yale, wird dazu beispielsweise über die derzeit beobachtete starke Ausbreitung seelischer Krankheiten und über Resignation und Rückfindung ins Leben bei amerikanischen Kriegsveteranen sprechen. Forschungen aus Southwicks Labor in Yale und Beobachtungen an mehreren tausend Patienten zeigen, dass die Anfälligkeit für seelische Krankheiten stark mit dem zugrunde liegenden Lebensgefühl zusammenhängt.

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