Ex-Profi mit Vorbildfunktion – Nordwest

Fußball Uwe Harttgen leitet das Nachwuchszentrum von Werder Bremen

Zweimal Uwe Harttgen: 1990 im Bundesligaspiel gegen Nürnberg (oben) und im Jahr 2012 (unten) BILDer: imago/dpa  

Nach seiner Karriere setzte er sein Psychologiestudium fort. Für Werder bestritt Harttgen 82 Bundesligaspiele.

von Florian Neuhaus

Bremen - Vom Anforderungsprofil her bringt Uwe Harttgen alles mit: Der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums von Fußball-Bundesligist Werder Bremen ist Doktor der Philosophie und hat als Ex-Profi selbst erlebt, wie schwer der Weg in die Fußball-Bundesliga ist. Seit 2007 sorgt er dafür, dass es die Bremer Talente zumindest leichter haben als er während seiner aktiven Zeit.

Damit passt die Personalie Harttgen in den Bundesliga-Trend: Mehr und mehr Vereine setzen in Schlüsselpositionen auf ehemalige Spieler. Dabei hatte der 47-Jährige ganz anderes vor. Nicht von ungefähr begann Harttgen nach Abitur und Zivildienst ein Psychologie-Studium. Fußball war Nebensache. „Mein erstes Männerjahr habe ich in der Kreisliga B bei OT Bremen gespielt“, erzählt er. Erst durch die Hintertür fand er doch noch seinen Weg auf die große Bühne.

Mit 23 Jahren kam der Angreifer zu Werders U 23: „Nachwuchsmanager Rolf Behrens hat mich geholt. Er erzählte mir dann, dass er mich schon zwei Jahre früher auf dem Zettel hatte. Aber in der Zeitung hatte er gelesen, dass ich mit 28 Jahren 21 Tore geschossen habe. In Wahrheit war ich 21 und hatte 28-mal getroffen.“

Erst mit 25 Jahren hatte Harttgen seinen ersten Einsatz bei den Profis. „Ich weiß nicht, ob es das so noch einmal gibt“, sagt der Spätberufene, der sein Studium daraufhin zurückstellte. Mit den ersten Profi-Einsätzen empfahl er sich bei Trainer Otto Rehhagel für mehr. In insgesamt 82 Bundesligaspielen schoss der offensive Mittelfeldspieler 15 Tore und feierte mit Werder große Erfolge. Nach einem Kreuzbandriss wechselte er 1994 in die 2. Liga zu Hannover 96, wo er sich mit Günter Hermann eine kleine Wohnung teilte. Die bei Werder bekannte Kontinuität fehlte in den damaligen Tagen bei 96. In seinen zwei Jahren in Hannover erlebte Harttgen drei Präsidenten und fünf Trainer. „Einen Coach hatte ich sogar nur eine Woche lang“, erinnert er sich.

Nach einer erneuten Personal-Rochade kam es ihm nicht ungelegen, dass sich bei Werder eine erneute Chance ergab. Unter Wolfgang Sidka spielte er noch ein paar Mal in der Bundesliga und wechselte dann – diesmal aber als erfahrener Spieler – in die U 23, die Thomas Schaaf trainierte. 2001 beendete Harttgen seine Karriere und begann nur ein Jahr später in Werders Nachwuchsleistungszentrum. 2007 wurde er Chef der wichtigen Ausbildungsstation. Vier Jahre später machte er seinen Doktortitel. Sein Promotionsthema: „Psychologische Aspekte der Entwicklung jugendlicher Leistungsfußballer“.



Die ambitionierten Bremer können bei ihren internationalen Ansprüchen jedes preiswerte Talent aus dem eigenen Nachwuchs gut gebrauchen. Harttgen soll die Stars von morgen individuell auf das vorbereiten, was da kommen könnte. „Wenn man nur seinen Traum lebt, führt der Weg häufig vom Alltag weg“, philosophiert er. Harttgen muss es wissen.


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