Erinnerung lässt sich leicht täuschen

Möglicherweise bedeuten Zeugenaussagen vor Gericht in Zukunft weniger als bisher. Zumindest haben US-Psychologen herausgefunden, dass das menschliche Gedächtnis leicht zu täuschen ist. Die Erinnerung sei so stark zu beeinflussen, dass sie Dinge oder Ereignisse hervorrufe, die es niemals gegeben habe.

Die im Fachblatt PNAS veröffentlichte Studie von Lawrence Patihis und seinen wissenschaftlichen Mitstreitern von der Universität von Kalifornien wurde nicht nur mit 18 Probanden mit normalem Erinnerungsvermögen, sondern auch mit 20 Testpersonen mit Hyperthymestischem Syndrom (HSAM) erarbeitet. Die Letztgenannten haben ein außergewöhnlich episodisches Gedächtnis, das sich besonders auf ihre autobiografische Erinnerung bezieht.

Menschen mit HSAM haben ein Super-Gedächtnis

Menschen mit HSAM können sich noch Jahre später an Details erinnern, zum Beispiel an das Wetter an einem bestimmten Tag. Die Wissenschaftler testeten die Erinnerung beider Gruppen und hofften auf das fehlerlose Gedächtnis der HSAM-Probanden.

Die Forscher riefen ihren Testpersonen nicht nur reale Ereignisse ins Gedächtnis, sondern auch erfundene. So erinnerten sie die Teilnehmer der Studie an einen Flugzeugabsturz, der gar nicht stattgefunden hatte und baten sie, darüber zu erzählen. Beim Erinnern an bestimmte Wortketten wurde den Probanden ein falsches "Lockwort" eingeprägt, das diese dann sofort benutzten.

Neuinterpretation der Erinnerungen

Die Forscher kommen zum Ergebnis, dass die Erinnerung  sowohl bei den Menschen mit dem besonderen Gedächtnis wie auch bei den anderen sehr leicht zu fälschen ist. Sie führen das auf die Art und Weise zurück, wie der Mensch sich Ereignisse rekonstruiert: Er mixe Indizien und Informationsbruchstücke zusammen. Durch Beeinflussung und eigenes Wunschdenken könne es dadurch zu einer "Neuinterpretation" der Erinnerungen kommen.

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