Erfolgsmodell Eselsbrücke


Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel. Um sich die Reihenfolge der Planeten unseres Sonnensystems Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun zu merken, zählt dieser Merksatz wohl zu den Evergreens unter den Eselsbrücken. Doch nicht nur bei klassischem Schulwissen – auch bei komplizierten Lerninhalten wie in den Bereichen Medizin, Informatik oder Thermodynamik sind einfache Lernsprüche nach wie vor beliebte und bewährte Hilfestellungen, wenn es um möglichst effektives Lernen geht. Warum? Weil wir unserem Gehirn damit das Lernen erleichtern, unterstreicht Braintrainerin Nora Bickmann. Und was uns leicht fällt, machen wir mit mehr Motivation.

„Lernen muss gehirngerecht stattfinden“, so die Forderung von Nora Bickmann, die nach ihrem Bachelor of Science in Psychologie und dem Master of Science in Klinischer Psychologie mehrere Fachtrainer-Ausbildungen in den Bereichen soziales Coaching, psychologische Beratung und Business Consulting absolviert hat. „Das funktioniert nicht ohne die richtige Motivation.“ Überfordern wir unser Gehirn dabei, Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und abzurufen sind schlechte Lernerfolge und Frust eine häufige Folge. Die Lernmotivation sinkt. Das passiert beispielsweise, wenn wir versuchen, zu viel Stoff in zu kurzer Zeit im Gedächtnis zu speichern, und wir neues Wissen nicht „ankommen“ lassen – schließlich benötigen neu gebildete Neuronen und Nervenverbindungen mindestens sechs Stunden, um neue Informationen weiterleiten zu können.

Lernen muss Spaß machen

Der effektivere Weg zu lernen, folgt einer ganz anderen Taktik, die sich im Grunde auf eine Formel reduzieren lässt: Lernen muss Spaß machen! Nur eine positive emotionale Verknüpfung sorgt für echte und nachhaltige Lernerfolge. Grund dafür ist das elementare Bedürfnis nach „neuronaler Selbstbelohnung“ durch Freude am Lernen. Oder anders gesagt: Wenn uns Lernen Spaß macht, belohnen wir uns mit dieser positiven Empfindung selbst für die erbrachte Anstrengung.

Stellt sich die Frage: Wie genau macht Lernen Spaß? Hier hat Braintrainerin Nora Bickmann einige spannende Tipps:

• Lernen darf nicht zu anstrengend sein. Zwar ist eine Anstrengung notwendig, um ein Erfolgserlebnis zu verspüren, aber die Grenze zur Überanstrengung darf nicht überschritten werden. Sonst schlägt Freude schnell in Frustration um.

• Gemeinsam lernt man mehr. Lernprozesse, die in soziale Situationen eingebunden sind, sprich in Gruppen etc. stattfinden, sind, das ist wissenschaftlich erwiesen, effektiver, weil die Lernanstrengung gefühlt mit anderen geteilt wird und nicht alleine geschultert werden muss. Durch den Austausch über Lerninhalte werden diese außerdem automatisch reflektiert und dadurch besser im Gedächtnis verankert.

• Interessante Lerninhalte auswählen. Alles, was mit den eigenen Interessen, Ideen, Erfahrungen oder Bedürfnissen zu tun hat, bleibt leichter im Gedächtnis. Auch Lerninhalte können nach solchen persönlichen Präferenzen „durchforstet“ werden, um Brücken zur individuellen Lebenssituation herzustellen.

• Global lernen. Wer sich auf Details oder Teilbereiche einer Thematik beschränkt, erreicht häufig kein wirklich befriedigendes Verständnis. Warum? Weil sich Sachverhalte oft erst wirklich aus Zusammenhängen und bei Betrachtung des „großen Ganzen“ ergeben. Dann prägen sich auch Details besser ein.

• Die richtige Lernatmosphäre schaffen. Lernen kann man theoretisch immer und überall, aber effektiv lernen kann man nur in der passenden Lernumgebung, die einem die nötige Konzentration und Ruhe bietet und keine Ablenkung darstellt.

• Lernen braucht Zeit. Gelerntes bleibt erst dann im Gedächtnis, wenn es mindestens einmal reflektiert wird und das funktioniert keinesfalls unter Zeitdruck.

• Lernen ist individuell. Jeder Mensch lernt anders und jeder Mensch kann nur dann effektiv lernen, wenn er so lernt, wie es am besten zu ihm passt. Nicht jeder ist beispielsweise zum Auswendiglernen talentiert und viele Menschen lernen am besten über visuelle Eindrücke. Die eigene Lernpersönlichkeit zu definieren, kann also ein Schlüssel zu besseren Lernerfolgen sein.

• Lernen muss fordern. Ebenso kontraproduktiv wie eine Überforderung des Gehirns wirken sich auch Lernprozesse aus, die das Gehirn unterfordern, denn wird Lernen nicht als zu meisternde Herausforderung und Anstrengung empfunden, bleibt die motivierende Rückkopplung aus, die zu weiterem Lernen anspornt.

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