Emotionale Intelligenz – wie wichtig ist sie für eine gute Partnerschaft?

Vom 'IQ', dem Intelligenzquotienten, hat wohl jeder schon gehört. Er ist für viele Menschen gleichbedeutend mit wirtschaftlichem Erfolg. Seit einigen Jahren geistert aber nun ein weiterer Begriff durch die Landschaft von Psychologie und Gesellschaft: Der 'EQ', der Emotionalquotient, Messwert für die Intelligenz der emotionalen Ebene. Was hat es damit aber wirklich auf sich? Und wie bedeutend ist dieser Wert für den Erfolg in Partnerschaft und Liebe?

"Bildung macht sexy." So zumindest sagen es Volksmund und Werbung. Aber was ist mit der Emotionalität? Hat unsere Gesellschaft nicht über lange Zeit unter diesem Begriff ein Bild von männlichen Heulsusen und hysterischen Weibsbildern geprägt? Laut den amerikanischen Psychologen John D. Mayer und Peter Salovey, die den Terminus der "emotionalen Intelligenz" prägten, macht aber auch Emotionalität erfolgreich. Und wenn wir uns anschauen, wie mühelos manche Menschen ihr Leben mit einem einzigen Partner verbringen, während andere von einer Liebe zur nächsten stolpern, dann muss es irgendwo ein Geheimnis geben, das sich jenseits von Schönheit und beruflichem Erfolg verbirgt. Umso interessanter also, wenn dieses Geheimnis messbar wird.
Unter emotionaler Intelligenz verstehen die beiden Psychologen die Fähigkeit, mit den eigenen Gefühlen und denen anderer umzugehen. Genauer gesagt, diese richtig zu erkennen, zu kontrollieren und gezielt einzusetzen. Wo beim IQ also der Umgang mit Informationen beurteilt wird, geht es beim EQ um die Verarbeitung von Gefühlen.
Jemand mit einer hohen emotionalen Intelligenz ist laut Mayer und Salovey aber weder hysterisch noch eine Heulsuse. Vielmehr verfügt er über eine hohe Selbst-Akzeptanz und ein gutes Reflektionsvermögen und besitzt die Fähigkeit, Emotionen so zu handhaben, dass sie der Situation angemessen sind. Er ist gut darin, seine Emotionen in die Tat umzusetzen, sich selbst zu motivieren und Verlockungen auf dem Weg dahin standzuhalten. Auch Empathie - das Fundament zwischenmenschlicher Beziehungen - spielt eine große Rolle.
Dass solche Fähigkeiten in Beruf von großem Vorteil sind, scheint für jeden selbstverständlich, der die Angespanntheit von Vertragsverhandlungen oder Konfliktsituationen kennt. Dass solche Fähigkeiten für Führungskräfte zwingend sein sollten, leider weniger.
Die typischen Konflikt-Situationen in Liebe und Partnerschaft kennt aber wohl jeder: Angespannte Stimmung, wenn der Partner nach der Arbeit den Frust des Büroalltags in die Beziehung trägt, Streitigkeiten über scheinbare Kleinigkeiten, die aber für den anderen die Welt bedeuten. Eifersucht, Unzufriedenheit, zu hohe Erwartungen und Projektion - es gibt sie in Massen, die Situationen, in denen wir die der emotionalen Intelligenz zugeschriebenen Fähigkeiten bitter brauchen. Logisch also, dass derjenige, der mit vielen dieser Fähigkeiten gesegnet ist, bessere Möglichkeiten hat, die Unzulänglichkeiten und Schwierigkeiten seiner Beziehung aufzufangen, zu kompensieren oder sie zu ihrer Klärung zu bringen. Genauso logisch, dass seine Beziehung wohl nicht an Kleinigkeiten zerbrechen wird.
Doch eine gute Nachricht für diejenigen, die sich emotional für weniger begabt halten: Genauso, wie das Fehlen bestimmter kognitiver Fähigkeiten durch verschiedene Techniken teilweise verbessert werden kann, ist dies - mit Grenzen natürlich - auch im Bereich der Emotionen möglich: Partnerschaftliche Gesprächsführung zum Beispiel kann man erlernen, genauso wie Reflektion. Viele Fähigkeiten lassen sich auch dadurch kompensieren, dass sich zwei Menschen eben lange und gut kennen - die Zeit spielt also für Sie. Und wenn Ihr Partner von der Arbeit nach Hause kommt, und Sie erst an seiner Reaktion merken, dass Ihnen etwas Wichtiges entgangen ist, können Sie gezielte Fragen stellen und das Gespräch zulassen: Denn oft ist allein die Bereitschaft zu lernen, zuzuhören und Aufmerksamkeit zu schenken, die halbe Miete einer guten Beziehung.

Von Lea-Patricia Kurz

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