Eine Frage der Gene




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Eine Frage der Gene

Von Martina Frei.
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Die personalisierte Medizin hält Einzug beim Rauchstopp: Ein einfacher Labortest soll helfen, die richtige Therapie für Entzugswillige zu finden.

Rauchend: Keith Richards von den Rolling Stones.

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    Wie schafft man es, mit dem Rauchen aufzuhören? Indem der Arzt den individuellen Stoffwechsel des Rauchers berücksichtigt. Das schlägt ein US-kanadisches Forscherteam nun vor. Ein einfacher Labortest könne die Erfolgsquote beim Rauchstopp erhöhen, postulierte das Team letzte Woche im Fachblatt «Lancet Respiratory Medicine».

    Seit längerem ist bekannt, dass verschiedene Menschen das süchtig machende Nikotin unterschiedlich rasch im Körper abbauen. Die Geschwindigkeit hängt von den Genen ab und von Faktoren wie zum Beispiel dem Alter, der Konzentration des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen oder von der Einnahme von Medikamenten.

    Mit einem Labortest für rund 43 Franken bestimmte die Forschergruppe von Caryn Lerman von der University of Pennsylvania zunächst bei über 1200 Personen – allesamt tägliche Raucher –, wie rasch sie Nikotin abbauen. Dann teilte sie jedem per Los eine Behandlung zu: entweder eine Woche lang Nikotinpflaster (plus Placebo-Pille) oder das Rauchstopp-Medikament Vareniclin (plus Placebo-Pflaster) oder nur Placebos. Zusätzlich wurden alle Probanden bezüglich ihres Rauchstopps beraten.

    Nach elf Wochen, sechs Monaten und nach einem Jahr überprüften die Wissenschaftler den Erfolg, und siehe da: Dieser hing damit zusammen, wie rasch die Probanden das Nikotin im Körper abbauten. Bei Probanden mit langsamem Nikotinabbau halfen das Nikotinpflaster und Vareniclin etwa gleich gut. Was die Verträglichkeit betrifft, schnitt das Pflaster in dieser Gruppe besser ab als Vareniclin.

    Wer Nikotin schneller abbaut, raucht mehr

    Wer Nikotin hingegen normal schnell abbaute, profitierte am besten vom Vareniclin: Nach elfwöchiger Behandlung wurden damit 38,5 Prozent der Probanden rauchfrei. Leider verpuffte der Effekt: Nach einem Jahr waren nur noch 16 Prozent Nichtraucher.

    Dass diese Gruppe öfter rückfällig wurde, erklären die Forscher damit, dass Personen, die Nikotin schneller abbauen, meist mehr Zigaretten rauchen als Langsam-Abbauer. Zudem sei der Belohnungseffekt bei Ersteren vermutlich stärker, weil das Nikotin im Hirn immer wieder rasch «anflute».

    Würde man die Rauchstopp-Therapie individualisieren, könnte dies Kosten und Zeit sparen, vermuten die Forscher. Beim Rauchstopp ein Medikament individuell zu verordnen, je nach Testergebnis vorab – das wäre ein Novum. «Man sollte diese Methode im Auge behalten, immerhin wird das Ergebnis damit verbessert. Entsprechende Tests könnte man auch bei manchen anderen Medikamenten vorher anwenden», sagt Alexander Jetter, Oberarzt an der Klinik für Klinische Pharmakologie und Toxikologie am Universitätsspital Zürich (USZ).

    Denn nicht nur Nikotin wird von Mensch zu Mensch unterschiedlich abgebaut. Ähnlich verhält es sich zum Beispiel mit ¬Codein, das gegen Husten und Schmerzen hilft. Es wird im Körper zum stark schmerzlindernden Morphin umgewandelt. Menschen, die Codein aufgrund ihrer Gene nur sehr langsam abbauen, spüren kaum eine Wirkung. Personen hingegen, die es ultra¬schnell in Morphin verwandeln, können daran sterben. Denn bei hoch dosiertem Morphin setzt die Atmung aus. Ein Test vorab könnte warnen.

    Bis jetzt würden entsprechende Untersuchungen meist erst nach begonnener Therapie eingesetzt, sagt Jetter, um eine fehlende Wirkung oder unerwartet starke Nebenwirkungen zu erklären. In der Regel geschieht das mit Gentests oder dem Bestimmen von Medikamentenspiegeln. «Am gebräuchlichsten sind genetische Untersuchungen in der Krebsheilkunde», sagt Jetter. Bestimmte Krebsmedikamente wirken nur, wenn die Tumorzellen entsprechende Gene besitzen, deshalb werden Tumore heute meist genetisch analysiert.

    Weniger bekannt ist, dass auch die Gene, mit denen die Leber Krebsmedikamente abbaut, deren Wirkung beeinflussen können. Tamoxifen etwa, das bei bestimmten Formen von Brustkrebs hilft, wird vom Enzym CYP2D6 in ein wirksameres Abbauprodukt verwandelt. Geschieht dies sehr effektiv, sinkt das Rückfallrisiko.

    Bei Frauen, bei denen CYP2D6 langsam arbeitet, «würde man eher eine andere Therapie wählen», sagt Jetter. Allerdings wissen die Betroffenen dies meist nicht – der entsprechende Gentest ist keine Routine und wird von den Versicherungen auch nicht bezahlt.

    Je nachdem, wie umfangreich ein solcher Test ist, kostet er zwischen 100 und 1500 Franken. Bis dato bezahlen die Kassen ihn vor Therapiebeginn nur in ausgewählten Fällen. «Es gibt aber inzwischen eine Reihe von Tests, dank denen die Therapie verbessert wird. Die Krankenkassen sollten diese dann auch übernehmen», findet Jetter.

    Nicht immer schafft ein Gentest vollständige Klarheit

    Medizinisch sinnvoll könnte die Vorabklärung etwa bei Cholesterinsenkern sein. Denn bis zu 10 Prozent derer, die sogenannte Statine nehmen, bekommen Muskelschmerzen, weil die Mittel die Muskeln schädigen können. Gefährdet sind vor allem Personen, bei denen – genetisch bedingt – ein bestimmter Eiweissstoff im Blut erniedrigt ist. Er sorgt dafür, dass das Statin in die Leberzellen transportiert wird. «Arbeitet» er nur schwach, ist der Spiegel des Cholesterinsenkers im Blut höher, und es gelangt mehr zu den Muskeln. Dann kann das Risiko für eine Muskelschädigung 20-fach steigen.

    Die US-Arzneimittelbehörde FDA empfiehlt bei betroffenen Personen daher eine Dosisreduktion des Statins. Aber: «Dieses Gen ist leider nicht der einzige Risikofaktor, sodass der Gentest allein keine vollständige Sicherheit gibt», sagt Jetter.

    Oft lässt sich eben nicht alles auf eine einzige Genvariante zurückführen. Beim CYP2D6 zum Beispiel, das den Abbau Dutzender von Medikamenten beeinflusst, seien über 50 Varianten beschrieben, sagt Jessica Mwinyi, Dozentin an der Klinik für Klinische Pharmakologie und Toxikologie am USZ. «Zudem beeinflussen auch nicht genetische Faktoren den Arzneimittel-Stoffwechsel.» Dazu zählen etwa die Ernährung, das Geschlecht, körpereigene Substanzen wie Hormone oder Gallensäuren oder auch Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln.

    Solche Faktoren bleiben bei Gentests unerkannt. Im Vergleich dazu ist der Labortest für die Raucher bestechend – und laut Jetter «besser, weil er sowohl die genetischen als auch die nicht genetischen Faktoren erfasst». Er jedenfalls würde eine solche Untersuchung in diesem Fall bevorzugen.
    (Bernerzeitung.ch/Newsnet)

    Erstellt: 28.01.2015, 18:10 Uhr


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