Eine Bilderbuch-Laufbahn

Welch ein Gewimmel und Gewusel ist das am Schloss Neuschwanstein: Vom Turm wird ein Brotzeitkorb abgeseilt, ein Schwan macht auf der anderen Turmspitze Rast, eine Kuh steht auf dem blanken Fels, zwei Füchse lassen sich von den Alphornbläsern nicht stören. An anderer Stelle trabt eine Kuhherde durchs Dorf, unter die sich ein kleiner Elefant gemischt hat. Und immer wieder taucht der Märchenkönig Ludwig II. auf und besieht sein leicht verrücktes Reich.

Wenn die Fantasie freien Lauf nehmen kann, dann geschehen solche Dinge wie in den Wimmelbüchern von Florian Schmitt. „Wenn Sie Neuschwanstein besuchen, dann kann es schon sein, dass Sie auf mein Wimmelbuch stoßen im Souvenirladen“, erzählt Florian Schmitt, der 30-jährige Illustrator. Begegnen kann man seinen Werken auch im Ruhrgebiet, für das es auch ein solches Wimmelbuch gibt, oder ganz einfach unter der heimischen Dusche. Denn auch auf einer Kinder-Kosmetikserie der Marke Dulgon finden sich die Figuren von Florian Schmitt.

30 Jahre ist Florian Schmitt jetzt alt, aber sein zeichnerisches Talent hat der selbstständige Illustrator schon sehr früh entwickelt. „Ich habe schon als kleiner Junge aus Kinderbüchern abgemalt“, erklärt der Künstler. Als Drittklässler ist der gebürtige Marburger mit seinen Eltern nach Saal gekommen, sein Vater betreibt dort eine psychologische Praxis.

Später ging es ans Bad Königshöfer Gymnasium, Mell von Mellenheim war sein Kunstlehrer. „So mit 15, 16 Jahren ist dann der Wunsch gereift, Kunst zu studieren“, erzählt Schmitt, der in seiner Gymnasialzeit auch den einen oder anderen Wettbewerb gewonnen hatte.

„Ob es Kunst oder doch eher Grafikdesign werden sollte, da schwankte ich zu Beginn noch“, sagt der Illustrator. Aber er hatte schon früher Band-Poster gestaltet, auch für Punkbands. „Damit war kein Geld zu verdienen, aber man konnte dabei lernen“, so Schmitt. Früher als in einem Kommunikationsdesign-Studium üblich legte sich Schmitt auf den Schwerpunkt Illustration fest. Von 2003 bis 2008 studierte der langjährige Saaler, der mittlerweile auch in Leipzig und Berlin arbeitet.

Dass das selbstständige Leben als freier Illustrator nicht immer ein Zuckerschlecken ist, verheimlicht Schmitt nicht. „Die Verlage versuchen immer mehr, die Honorare zu drücken. und es gibt Fälle, da bekommt man nicht einmal bei der Zweitauflage eines Buches ein Honorar“, klagt der junge Mann. Aber die Rechtsabteilungen der Verlage setzten den Kreativen Verträge vor unter dem Motto Friss oder stirb'. Eine starke Verhandlungsposition hat höchstens die Handvoll Stars in dem Gewerbe. „umso froher bin ich, dass ich mich nicht auf ein Genre, zum Beispiel Kinderbücher, festgelegt habe“, sagt Schmitt. Mit Wimmelbüchern und Illustrationen für einige andere Kinderbücher zum Beispiel für das Grundschulalter ist er in diesem Segment aber gut vertreten. Ein Kinderbuch rund um ein Chamäleon, das einen Regenbogen findet und dadurch erst richtig erkennbar wird, war auch Thema seiner Studienarbeit. „Hier habe ich die Geschichte selbst erfunden, in der Regel arbeite ich aber mit Autoren zusammen“, erklärt der junge Künstler. „Teilweise läuft eine solche Zusammenarbeit komplett über Telefon und E-Mail“, ergänzt er.

Moderne Zeiten erfordern nicht nur moderne Kommunikationsmittel, sondern auch moderne Zeichen-Instrumente, sprich den Computer. „Immer mehr Illustrationen werden komplett am PC erstellt. Ich habe zum Beispiel einen großen Bildschirm, auf dem ich zeichnen kann“, erklärt Schmitt. Dadurch bekommt sein Kunde nicht nur eine fertige Datei für die Weiterverarbeitung. Auch kurzfristige Änderungen sind dann mit ein paar Mausklicks möglich. „Wenn zum Beispiel für ein Magazin die Hintergrundfarbe aus Layout-Gründen geändert werden soll, geht das am PC sehr schnell. Das ganze noch einmal malen mit einer anderen Farbe wäre schon sehr aufwändig“, erklärt Schmitt. Für ihn bedeutet dies sehr viel autodidaktische Fortbildung an Bildbearbeitungssoftware wie Photoshop. „An der Uni wird das kaum behandelt, da sind viele Studenten technisch weiter als ihre Professoren“, erklärt der Saaler.

Den liebevoll gezeichneten Wimmelbüchern sieht man die teilweise Entstehung am PC nicht an, eher schon die stilistisch ganz anders gelagerten, häufig zweidimensionalen Illustrationen für Fachmagazine wie „Spektrum der Wissenschaft“, „Bewusster Leben“ oder „Psychologie heute“. In letzterem Magazin ist dann auch Vater Karl-Heinz Schmitt auf dem Laufenden über die künstlerische Entwicklung seines Sohnes. Dass sein Sohn in dem Bildband „The 200 best Illustrators worldwide“ erschienen ist, dürfte ihn auch mit einem gewissen Stolz erfüllen.

Seine Kunden gewinnt Schmitt über die Illustratoren-Organisation, der er angehört, oder ganz klassisch beim Gang über die Frankfurter Buchmesse mit einer Arbeitsmappe unter dem Arm. Und dann gibt es langjährige Zusammenarbeiten zum Beispiel mit einem Kosmetikproduzenten.

Die Freude an seinem abwechslungsreichen Beruf ist Florian Schmitt und vor allem seinen Werken deutlich abzulesen. Und wer weiß, vielleicht steht dem Saaler Illustrator noch eine Bilderbuch-Karriere bevor.

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