Eine Ambulanz zum Lernen

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29. März 2012

Angehende Kinder- und Jugendpsychotherapeuten des Fakip-Instituts sammeln Praxiserfahrung.


  1. Diplompsychologe Hendrik Büch ist der Ausbildungsleiter des Fakip. Foto: Ingo Schneider

Seit die Institutsambulanz des Freiburger Ausbildungsinstitut für Kinder- und Jugendpsychotherapie an der Universität Freiburg (Fakip) im vergangenen Sommer eröffnet wurde, stehen in der Stadt rund 50 Psychotherapieplätze mehr für Kinder und Jugendliche zur Verfügung. Bis jetzt betrug die geschätzte Wartedauer auf einen Therapieplatz in Freiburg laut Martin Klett, dem Vizepräsidenten der Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg im Durchschnitt drei Monate – und das, obwohl es in Freiburg etwa 800 Plätze bei Kinder- und Jugendpsychotherapeuten gibt. Mit dem Fakip sind es nun 50 mehr – und die Zahl wird in den kommenden zwei Jahren auf 150 bis 200 Plätze steigen.

In der Institutsambulanz therapieren die Auszubildenden des Fakip nun regelmäßig Kinder und Jugendliche. Den Ablauf der Therapie planen sie mit erfahrenen, zugelassenen Therapeuten. In jeder vierten Therapiesitzung sei ein approbierter Therapeut dabei, sagt Hendrik Büch, Ausbildungsleiter des Fakip und Diplompsychologe. "Wir legen sehr großen Wert auf eine gute Versorgung der Patienten – keiner muss befürchten, die Therapie wäre weniger durchdacht als bei einem approbierten Kollegen."

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Das Institut bietet eine staatlich anerkannte Ausbildung in Kinder- und Jugendpsychotherapie mit dem Schwerpunkt Verhaltenstherapie. 16 Ausbildungsplätze stehen pro Jahr zur Verfügung, und zwar für jeden, der einen Abschluss in Pädagogik oder Psychologie hat. Welchen Abschluss man braucht, darüber herrscht allerdings im Moment keine Klarheit. In dem zugrundeliegenden Gesetz ist noch von Diplomabschlüssen die Rede – und diese gibt es ja nun nicht mehr. "Die Problematik ist allen Zuständigen bewusst", sagt Hendrik Büch. Die Politik müsse dies lösen.

Bis 2010 konnten sich Mediziner oder Psychologen in Freiburg nur beim Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Freiburg (IPPF) zu Kinder- und Jugendlichenpsychatem ausbilden lassen. Seit 2010 geht das auch bei Fakip, allerdings legt man hier einen anderen Schwerpunkt. Die Auszubildenden lernen hier durch eine Verhaltenstherapie Kindern oder Jugendlichen zu helfen, beim IPPF konzentriert man sich auf Psychoanalyse und Tiefenpsychologie.

Die Ausbildung bei Fakip kostet 260 Euro pro Monat für die Theorie, dazu kommen noch Kosten für eine Selbsterfahrung, Supervision und die Abschlussprüfung. Das summiert sich auf 19 000 Euro. Auf der anderen Seite erhalten die Auszubildenden 27 Euro pro Therapiestunde mit den Kindern oder Jugendlichen – und da das mindestens 600 Stunden sein müssen, verdienen sie 16 000 Euro. Allerdings fließen die Einnahmen erst in der zweiten Hälfte der mindestens dreijährigen Vollzeitausbildung. Deswegen arbeiteten laut Hendrik Büch viele nebenher.

Das Institut ist eine GmbH in privater Hand und hat derzeit drei feste Mitarbeiter. Die Geschäftsführung obliegt der Professorin für klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Freiburg, Brunna Tuschen-Caffier. Sie und Uniprofessor Jürgen Bengel sind die Gesellschafter des Unternehmens. Mit der Uni besteht ein Kooperationsvertrag.

Die meisten Patienten werden vom Hausarzt zu Fakip in der Engelbergerstraße 41 (Stühlinger) geschickt. Es kann sich aber auch jeder – betroffene Kinder und Jugendliche sowie ihre Eltern – selbst ans Institut wenden. Kontakt unter Tel.  0761 / 2039251, weitere Informationen gibt es auf http://www.fakip.de

Autor: Hanna Pfeiffer und Holger Schindler

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