Ein reiches Pädagogenleben ist zu Ende – Reutlinger General

REUTLINGEN. Der Gründungsrektor der ehemaligen Pädagogischen Hochschule Reutlingen, Dr. Otto Dürr, ist tot. Er starb, wie jetzt bekannt wurde, am 14. April im Alter von 99 Jahren.

Dürr wurde am 2. Oktober 1912 in Gammesfeld bei Schwäbisch Hall geboren und war nach seiner Ausbildung am Lehrerseminar in Künzelsau zunächst Lehrer an verschiedenen Volksschulen, bevor er ab 1938 Pädagogik, Psychologie, Philosophie und Englisch an den Universitäten Tübingen und München studierte. 1948 promovierte er zum »Dr. phil.« und wurde Dozent am Pädagogischen Institut in Schwäbisch Gmünd.

1962 kam er als Gründungsrektor einer Pädagogischen Hochschule nach Reutlingen. Die Landesregierung wandelte zu diesem Zeitpunkt die seitherigen Pädagogischen Institute in Pädagogische Hochschulen um. Dabei sah sie neben simultanen weiterhin auch konfessionelle Lehrerbildungseinrichtungen vor, und die PH Reutlingen sollte hierbei als Neugründung »eine Hochschule evangelischer Prägung« werden.

Es war, heißt es in einer Pressemitteilung, das besondere Verdienst Otto Dürrs, dass er diesem Ansinnen aus wissenschaftlichen und bildungspolitischen Gründen widerstand. Die neue PH Reutlingen wurde durch sein Bemühen eine simultane wissenschaftliche Hochschule und entwickelte sich innerhalb weniger Jahre unter seiner klugen und weitsichtigen Leitung - er war bis 1968 ihr Rektor - zu einer florierenden Lehrerbildungsstätte mit rund 2 500 Studierenden.

Bundesverdienstkreuz

Als Rektor und Hochschullehrer trug Dürr wesentlich zur Akademisierung der Lehrerbildung des Landes Baden-Württemberg bei, wobei ihm deren Wissenschaftlichkeit und schulpraktischer Bezug gleichermaßen am Herzen lagen. Für »sein« Lehrerbildungsmodell erhielt er das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Die Pädagogische Hochschule Reutlingen verlieh ihm 1982 zu seinem 70. Geburtstages die Würde eines Ehrensenators und der damalige Oberbürgermeister Dr. Manfred Oechsle 1986, ein Jahr vor der Schließung der Hochschule, die Verdienstmedaille der Stadt Reutlingen.

Otto Dürr war Initiator des »Reutlinger Tages«, einer alljährlich wiederkehrenden Fortbildungsveranstaltung für die Lehrerinnen und Lehrer an Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulen im Land. Als »Reutlinger/Sonderpädagogischer Tag« lebt dieses Angebot für Lehrer und Eltern bis heute an der Fakultät für Sonderpädagogik fort, die seit der Schließung der Reutlinger Hochschule im Jahr 1987 zur PH Ludwigsburg gehört.

Professor Dürr war es auch, der anlässlich der Hochschulschließung die Umwandlung des »Freundeskreises der PH Reutlingen« in den »Förderkreis Reutlinger Lehrerbildung« anstieß, um Pädagogen des Landes in Reutlingen weiterhin Fortbildungsmöglichkeiten bieten zu können. Zusammen mit der sonderpädagogischen Fakultät ist dieser Förderkreis bis heute Hauptträger der Reutlinger Lehrerfortbildungsveranstaltung. Seine Mitglieder machten Professor Dürr in Anerkennung seiner besonderen Verdienste und seines erfolgreichen Einsatzes für den Förderkreis zu dessen Ehrenvorsitzenden.

Nicht unerwähnt darf in diesem Zusammenhang sein kirchliches und öffentliches Engagement bleiben: Er war in Betzingen und Oferdingen Kirchengemeinderat, viele Jahre lang Vize-Vorsitzender im Trägerverein des Studentenwohnheimes »Theophil-Wurm-Haus«, jahrzehntelang Mitglied der Landessynode der evangelischen Landeskirche in Württemberg und zwei Legislaturperioden Mitglied der Synode der evangelischen Kirche Deutschlands.

Kenntnisse eingebracht

Darüber hinaus war Otto Dürr viele Jahre lang Vorsitzender im Kuratorium des pädagogisch-theologischen Zentrums in Stuttgart, Vorsitzender im »Freundeskreis Evangelischer Erzieher in Württemberg« und Beiratsmitglied im »Haus der Familie«. In all diesen Gremien konnte er seine pädagogischen Kenntnisse und Erfahrung einbringen und in seinen weiteren ehrenamtlichen Tätigkeiten vor allem Lehrern und Eltern fachlichen Rat anbieten.

Otto Dürr wurde am Donnerstag, 19. April, im engsten Familien- und Freundeskreis beerdigt. Mit seinem Tod endete ein reiches Pädagogenleben, dem das ehrende Andenken Vieler gilt. (GEA)

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