Eichstätt: Eichstätter Psychologie-Studenten planen am 20. Juni zahlreiche …



Sie sind enttäuscht und verzweifelt zugleich. Der Bachelor ist für Psychologie-Studenten ein Titel ohne Wert. Er schafft lediglich die Berechtigung zu einem Master-Studium. Mit einem Bachelor-Abschluss und ohne Master dürfen Absolventen nicht einmal den geschützten Titel Psychologe führen und keine Ausbildung zum Psychotherapeuten – dem größten Berufsbild – machen. Die Eichstätter Bachelor-Studenten fordern deshalb in Eichstätt einen Master-Studiengang, weil sie sonst nur als halb ausgebildete Psychologen die Uni verlassen.

Die Zeit drängt, denn die ersten Bachelor-Absolventen in Eichstätt sind im Sommersemester 2013 fertig und möchten dann ihren Master machen. Die Studenten haben deshalb mehrmals an die Hochschulleitung und sogar an den Stiftungsratsvorsitzenden Kardinal Reinhard Marx geschrieben. Von der Hochschulleitung kam keine Resonanz, vom Erzbistum München-Freising zumindest die Botschaft: Die Studenten sollen doch bitte den offiziellen Weg einhalten und sich an die Hochschulleitung wenden. Doch das Einzige, was die Studenten von ihrem Präsidenten gehört haben, war ein kurzes Statement während einer Fakultätssitzung. Schenk stehe dem Master-Studium wohlwollend gegenüber, sagt Fachschaftssprecher Robert Steinhauser.

Präsident Richard Schenk bestreitet, dass es keine Reaktion gegeben habe: „Wir haben bei einer Fakultätssitzung darüber gesprochen. Aber ich habe dort auch gesagt, dass ich Vorschläge aus den Fakultäten erwarte. Ich will einen Master-Studiengang Psychologie, aber wir müssen sehen, wo wir das Geld hernehmen, und wo wir Ressourcen umschichten können. Wir sind hier auf hohe Kooperation angewiesen.“ Er versicherte, dass er mit den Studenten noch vor dem 20. Juni sprechen möchte.

An diesem Tag machen die Studenten Eichstätt richtig mobil. Sie planen zahlreiche Protestaktionen und ab 13.15 Uhr einen großen Protestmarsch durch die Stadt zur Sitzung des Senats an der Uni. Das Ganze läuft unter dem Motto „Halbe Psychologen sind gefährlich“. Dazu wird ein Großteil der Studenten halb nackt in ihrer „Kollektion“ – Pullis und T-Shirts mit dem Aufdruck „Psycho“ – auf die Straße gehen, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu bekommen, und zu signalisieren, dass sie sich nicht mit halben Sachen begnügen wollen.

Nicht nur die Studenten, sondern auch die Professoren stehen in den Startlöchern, um einen Master-Studiengang in Eichstätt zu konzipieren. Prof. Rita Rosner erklärt dazu: „Ich hoffe, dass wir bald eine klare Entscheidung mitgeteilt bekommen, damit wir auch den Studenten sagen können, woran sie sind.“ Ihrer Meinung nach ist es auch deshalb sinnvoll, den Master an derselben Uni zu machen, „weil die Bachelor-Studiengänge an jeder Uni individuell gestrickt sind“. Sarah Seide, die aus dem Norden zum Studium an die Altmühl gezogen ist, sagt: „Jetzt, wo ich mich in Eichstätt eingelebt habe, soll ich wieder umziehen. Das ist natürlich auch teuer.“

Psychologie-Student Sascha Struckmann findet es grotesk, dass man Studenten raten soll, im letzten Semester an eine andere Uni zu wechseln, damit sie dort bevorzugt einen Master-Platz bekommen. „Erst werben wir um die Studenten, um sie dann wieder wegzuschicken.“ Mit Sorge betrachten die Studenten die steigende Zahl an Studienplätzen in ihrem Fach, für die es vom Ministerium einen Zuschuss gibt. „Da gehen die Attribute klein und schnuckelig, mit denen die KU wirbt, verloren“, meinen sie. „Außerdem brauchen wir dann genauso viele Master-Plätze.“

Keine Frage, das Fach Psychologie ist ein attraktiver Studiengang, bei dem es keine Probleme gibt, Studenten nach Eichstätt zu holen. „Meiner Meinung nach passt Psychologie gut in das Profil einer katholischen Universität“, meint Struckmann. Ohne Master-Studiengang verliere der Bachelor in Eichstätt seiner Meinung nach aber an Attraktivität. Auf der Homepage der KU heißt es zwar: Ein Master-Studiengang ist geplant. Wann genau, steht allerdings nicht dabei.

Von ihrem Präsidenten sind die Studenten enttäuscht: „Wenn man keine Antwort bekommt, dann ist er nicht präsent, sondern ganz weit weg.“ Immerhin lud der Präsident gestern die Studenten zu einem Gespräch mit dem Kanzler ein.



Von Verena Doyé

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