Eaton: Der Stern am Bosporus – Niklaus: "Wahnsinn!" – Nordwest

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<!--Bild dpa-->

Istanbul - Dieser Mann ist ein Kämpfer. Er hat den schwarzen Gürtel im Taekwondo. Mentale Stärke kommt dazu. Er hat fünf Jahre lang Psychologie studiert. Doch sein Job ist jetzt die Leichtathletik. Sein Ziel: Olympia. Ashton Eaton ist der neue Stern am Mehrkampf-Himmel.

Der 24 Jahre alte Amerikaner setzte am Samstag das Glanzlicht am Bosporus: Bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Istanbul schraubte Eaton den Weltrekord im Siebenkampf auf fantastische 6645 Punkte - 77 Zähler packte das Multi-Talent aus Eugene/Oregon auf seine alte Top-Marke drauf. Der Rückstand des zweitplatzierten Ukrainers Olexej Kasjanow sagt alles über Eatons Vormachtstellung: 574 Punkte.

"Ich fühle mich super derzeit. Ich bin 24 und genau im richtigen Alter. Um Schule und Studium muss ich mich mir keine Sorgen mehr machen - ich bin ganz auf meinen Sport konzentriert", meinte Profi-Sportler Eaton, der nicht nur Medaillen auf dem Konto hat. Allein für WM-Gold und den Weltrekord spendierte der Weltverband IAAF 90 000 Dollar (68 200 Euro).

Als Eaton beim abschließenden 1000-Meter-Rennen auf und davon stürmte, hielt es die fast 6000 Zuschauer in der Ataköy Athletics Arena kaum noch auf den Sitzen. "Da wusste ich, was ich zu tun hatte", meinte der Champion, "es ist schön, nun Gold zu haben." Die Ehrenrunde drehte er eingehüllt ins blau-weiß-rote Sternenbanner.

Den Grundstein zu seinem dritten Hallen-Weltrekord innerhalb von zwei Jahren und ersten großen Titel hatte der Amerikaner schon im Weitsprung gelegt: Fantastische 8,16 Meter brachten Eaton 1102 Zähler ein - auch ein "Weltrekord". Mit dieser Leistung wäre der Allrounder im Weitsprung-Finale immerhin auf dem vierten Platz gelandet.

"8,16 Meter - das ist der Wahnsinn! Ashton ist wirklich ein extremes Talent. Er hat in allen sieben Disziplinen gezeigt, was er drauf hat", sagte Ex-Weltmeister André Niklaus am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. Der dauerverletzte Berliner will in diesem Jahr sein Comeback wagen, er war gerade auf dem Weg nach Los Angeles.

Im sonnigen Kalifornien will der 30-Jährige drei Wochen mit Olympiasieger Bryan Clay trainieren. Als bislang letzter deutscher Hallen-Weltmeister im Siebenkampf hatte Niklaus seinem Freund 2006 in Moskau die Goldmedaille auf den letzten Metern noch weggeschnappt. Vorsprung von Niklaus auf Clay: Fünf Punkte.

Der Berliner traut seinem Kollegen Eaton auch im Zehnkampf noch Großes zu, sagt aber aus leidvoller Erfahrung. "Dann muss er gesund bleiben. Sein größter Gegner ist sein Körper", meint Niklaus. "Ein Weltrekord fällt sicher nicht im Olympia-Jahr. Aber in den nächsten Jahren könnte Ashton Eaton schon einen 9000er raushauen." Klar ist aber schon heute: Der fast elf Jahre alte Weltrekord von Tschechiens Mehrkampf-Oldie Roman Sebrle (9026 Punkte) ist in höchster Gefahr.



Eaton sieht das eher gelassen. "Wenn die Leute die Punktzahlen sehen, werden sie sagen: Der Junge hat das Potenzial. Aber wichtiger ist für mich zu gewinnen, dann kommt vielleicht auch der Weltrekord", meinte der US-Boy, der im Vorjahr in Daegu WM-Zweiter im Zehnkampf wurde. 2008 verpasste er die Olympia-Qualifikation für Peking - das soll ihm diesmal nicht passieren. Gutes Omen: Bei den US-Trials Ende Juni in Eugene/Oregon hat der Mann der Zukunft ein Heimspiel.

Website des WM-OK, englisch

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