Düsseldorf: Die VHS-Chefin und die Lust am Lernen

Wenn das jetzt ihre ehemaligen Lehrer lesen, sagt Simone Bruns, würden sie sicher denken: "Ach Gott, aus der Simone ist ja doch noch was geworden." Angekommen in ihrem neuen Büro im fünften Stock der Düsseldorfer Volkshochschule kann sie heute gut darüber lachen. Denn der Spaß am Lernen fing bei der 45-jährigen Düsseldorferin erst nach der Schule an und hat sie seitdem nicht mehr losgelassen. Seit dem 1. Juli leitet sie nun den größten (nicht akademischen) Weiterbildungsanbieter in der Region.

Mehr als 50 000 Bürger nutzen pro Jahr das Angebot von mehr als 5000 Kursen. Sie selbst besuchte erstmals als 15-Jährige einen VHS-Kursus und lernte Nähen. Andere Kurse folgten - sei es für englische Konversation oder für Gebärdensprache. Den bislang letzten Kursus hatte sie noch kurz vor ihrer Bewerbung als Leiterin der VHS absolviert, ein Seminar für Gewaltfreie Kommunikation. "Das kann ich nur jedem empfehlen. Nicht nur für eine gute Kommunikation mit anderen, sondern auch, um seine eigenen Bedürfnisse besser kennen und ausdrücken zu lernen", sagt Bruns.

Als sie dann offiziell die Leitung übernahm, da sagten einige Mitarbeiter mit Blick auf die Teilnehmerlisten: "Wir haben gesehen, Sie kennen uns schon." Gestern Kursteilnehmerin, heute Chefin, das hat man auch nicht alle Tage. Nicht alltäglich ist auch der Werdegang von Simone Bruns. "Ich gehe nicht mit meiner Berufsausbildung hausieren, aber sie zeigt, dass nicht jedes Leben so geradlinig läuft, dass man offen sein kann für anderes."

Ihr "Traumhobby", das Nähen hatte sie nach der Schulzeit und einem Englandaufenthalt schließlich professionell gelernt. Aber nach drei Jahren der Beschäftigung mit Mode drängte es sie danach, etwas mit Tiefgang zu machen, und sie studierte Psychologie. Dafür galt es, einige Hürden, wie etwa einen hohen Numerus clausus mit nicht so guter Abiturnote, zu überwinden. Ihre Erfahrung: "Mit dem Wunsch und der Beharrlichkeit finden sich immer Möglichkeiten, auch als Spätzünder durchzustarten."

Dann, als Diplom-Psychologin war sie zunächst Trainerin und Dozentin für Weiterbildungen in Unternehmen. 2004 baute sie das Studienzentrum einer privaten Fachhochschule in Düsseldorf auf. Dabei musste sie häufiger Projektanträge stellen und merkte, dass kaufmännisches Wissen dazu hilfreich wäre. Das eignete sie sich berufsbegleitend in einem wirtschaftswissenschaftlichen Studium an. "Ich bin kein Naturtalent im Kaufmännischen und der lebende Beweis, dass man alles lernen kann", sagt Bruns. Auch wenn ihr das Studium Spaß gemacht habe, anstrengend gewesen sei es schon. Freizeit gibt es in solch einer intensiven Phase nicht. Umso wichtiger sei es, dass auch der Partner dahinter steht. Ihr Mann entschloss sich damals einfach ebenfalls für das berufsbegleitende Studium. "Wir haben uns dadurch viel gesehen und miteinander gelernt. Gemeinsam schafft man es besser", so die Erfahrung von Bruns. Und schließlich ist ihr Weg auch eine Ermutigung für jeden, der neue berufliche Wege einschlagen möchte.

Die Düsseldorfer VHS habe schon ein sehr gutes und gewachsenes Angebot, findet Bruns. Wenn sie im Aufzug Menschen unterschiedlichster Nationen trifft, die ihre neuen deutschen Sprachkenntnisse anwenden und sich damit in der Stadt integrieren, sei das einfach beglückend. Künftig möchte sie gerne auch ein breites jüngeres Publikum für die VHS gewinnen, zum Beispiel für die IT-Kurse.

Quelle: RP

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