Doppelte Psychologie an der Wallstreet



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Doppelte Psychologie an der Wallstreet

Die Notenbank spricht, der Markt reagiert: So wäre das Leben von Ben Bernanke als Präsident der Federal Reserve einfach. Doch die neue Kommunikationswelt der Notenbank ist einiges komplizierter.

Wer hört hier auf wen? Notenbanker Ben Bernanke auf einem TV-Schirm an der New Yorker Börse.

Wer hört hier auf wen? Notenbanker Ben Bernanke auf einem TV-Schirm an der New Yorker Börse.
Bild: Keystone

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  • «Den Aktienmärkten dürfte das recht sein»
  • Ben Bernanke geht nicht vom Gas

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  • Ben Bernanke 

  • Federal Reserve 

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Ökonomie ist keine exakte Wissenschaft – das zeigte der gestrige Abend auf dem Fernsehsender CNBC wieder einmal. Nachdem eine Marktkorrektur in Tokio die New Yorker Börse auf Achterbahnfahrt geschickt hatte, gaben sich die Marktbeobachter auf dem US-Börsensender das Stelldichein. Spekulation statt Rechnerei war angesagt, und im Zentrum stand die Notenbank Federal Reserve. Innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden hatten die Börsianer erst Präsident Ben Bernankes beschwichtigende Worte vor dem Kongress vernommen, um kurz darauf über ein Fed-Protokoll aus einer früheren Sitzung zu stolpern. Darin zeigen sich die Währungshüter bereit, schon in ihrer nächsten Sitzung vom Juni über eine Drosselung ihrer massiven Käufe am US-Anleihen- und -Hypothekenmarkt zu sprechen.

Die Drohung fuhr den Händlern durch Mark und Bein. Ist es doch die Zentralbank, die mit ihrer expansiven Geldpolitik wesentlich zum Börsenboom der vergangenen Monate beigetragen hat. Ein abruptes Ende der monatlichen Käufe von 85 Milliarden US-Dollar würde zu einer jähen Korrektur an der Wallstreet führen, da sind sich die Experten einig: Mit Sicherheit würden die Zinsen in den USA steigen, was dem Aktienmarkt allen Wind aus den Segeln nähme. «Das Rally ist überaus abhängig von der Erwartung weiterer Unterstützung durch die Geldpolitik geworden», sagte ein Kommentator gestern auf CNBC. «Der Markt hat sich einfach daran gewöhnt», sagte ein anderer. Wie ein Damoklesschwert schwebt das Wort «Tapering» in diesen Tagen über der Wallstreet: Das «Auslaufenlassen» der Fed-Käufe wäre Gift für die boomende Börse.

Börsenkurse als Katalysatoren

Am Ende des Tages hielt sich die US-Börse trotzdem knapp im Plus – die Händler glaubten der Drohung des «Tapering» nicht. Auch die Fed-Vorstandsmitglieder dürften aufgeatmet haben. Fast im Tagesrhythmus decken sie die Börsianer derzeit mit Einschätzungen ein. Mal betont Ben Bernanke, das kontinuierlicher Fortschritt auf dem Arbeitsmarkt notwendig für eine Verlangsamung der Wertpapierkäufe sei, mal betont der Präsident des Distrikts von St. Louis, James Bullard, dass die fallende Inflationsrate ein ausschlaggebender Punkt sei. Aktuell liegt die Teuerung bei 1,1 Prozent, das Fed hält einen Wert von 2,5 Prozent für vertretbar. Bei der Arbeitslosigkeit will die Notenbank erst einen Rückgang von aktuell 7,5 auf 6,5 Prozent sehen, bevor sie die Zinsen steigen lässt. Letzte Arbeitsmarkt- und Immobiliendaten lassen erahnen, dass der Aufschwung in den USA auf gutem Weg ist.

Trotzdem täuschen die Statements nicht über einen Fakt hinweg: Auch die Notenbank fürchtet sich davor, dass sie von den Anlegern hängen gelassen wird. Denn die Börse stellt selbst eine wichtige Säule der aktuellen Geldpolitik dar. Über die befeuerten Bondmärkte werden die Zinsen tief gehalten, was Haushalten mit ihren Immobilienkrediten und Unternehmen bei ihrer Geschäftsfinanzierung hilft. Auch der Aktienmarkt soll wirtschaftlichen Schub verleihen, und zwar über den Vermögenskanal. Gefühlter Reichtum soll die Haushalte zum Konsum animieren, was wiederum die Unternehmen unterstützt. «Wir haben die Leute reicher gemacht», sagte der Präsident der Fed-Niederlassung in Dallas, Richard Fisher, kürzlich zu CNBC. Auch nach der Finanzkrise gilt die Börse in den USA als wichtiges Konjunkturschmiermittel, selbst wenn Bernanke dies nur ungern zugibt.

Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt

So beäugen sich Notenbank und Börsianer in Amerika derzeit gegenseitig. Gefragt sind keine nüchternen Analysten, sondern doppelte Psychologie – was denkt die Gegenpartei, dass wir über ihr Verhalten denken? Gegenüber CNBC interpretierte ein Experte das Mai-Protokoll der Notenbank als Testballon. Weil sie selbst nicht sicher sei, wo die Märkte stünden, hätte die Federal Reserve ein Ausrufezeichen in ihre Kommunikation eingebaut. «Schon im Juni über einen Ausstieg diskutieren»: Diese Andeutung sei weniger Ausdruck der wirklichen Absichten des Fed, sondern vielmehr zur Auslotung des eigenen Handlungsspielraums gemacht worden. Steckt in dieser Ansicht ein Funken Wahrheit, so deutet sich zumindest an, wie gegenseitig die Abhängigkeiten geworden sind. Ben Bernanke hängt an den Lippen der Märkte, genauso wie umgekehrt.

Das war nicht immer so. Als die Federal Reserve 1994 die Wirtschaft bremsen wollte, geschah dies ohne grosses Ausloten der Befindlichkeit. Der Schock traf die Märkte recht unvermittelt, innerhalb eines Jahres stiegen die Renditen von Staatsanleihen von 5,5 bis auf 8 Prozent, was Investoren schmerzte. «Das Fed war damals recht intransparent und erwischte die Märkte auf dem falschen Fuss», sagt CS-Ökonom Thomas Herrmann. «In der neuen Kommunikationswelt wäre dieses Vorgehen sehr unwahrscheinlich.» Barclays-Ökonom Barry Knapp weist in einem Papier darauf hin, dass das Fed in früheren Aufschwungphasen – 1983, 1994, 2004 – vor allem auf den Arbeitsmarkt geachtet habe, als es die geldpolitischen Schrauben anzog. Noch unklar ist, was diesmal den Ausschlag gibt, vermutlich weiss dies selbst das Fed noch nicht genau.

«Im Zweifelsfall bleibt Bernanke expansiv», sagt Thomas Herrmann. Wie viele Beobachter schätzt auch er, dass eine Drosselung der Anleihenkäufe frühestens Ende 2013 zum Thema wird. In der Zwischenzeit werden Marktteilnehmer weiter über die Statements der Notenbanker rätseln, ähnlich wie zuletzt. «Bernanke hat bewusst etwas Unsicherheit über den Verlauf des Quantitative Easing geschaffen», sagt Mickael Benheim. Laut dem Ökonomen bei der Bank Pictet besteht die Gratwanderung des Fed in den nächsten Monaten darin, weder eine Aktienblase entstehen zu lassen, noch einen Absturz an den Märkten zu provozieren. «Man will die Erfahrung der Bank of Japan, die 2006 zu früh mit dem Quantitative Easing aufhörte, auf jeden Fall vermeiden», sagt Benheim. Ben Bernanke ist Ökonom, beim Exit aus dem QE werden seine Soft Skills gefordert. (baz.ch/Newsnet)

Erstellt: 24.05.2013, 18:05 Uhr


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