Von Psychologie aktuell Politikexperte Maximilian von Thalen.
Angesichts der vielen Probleme, mit denen Europa und Deutschland derzeit konfrontiert sind, gehen manche Meldungen aus der Welt unter, die eigentlich beachtenswert wären. Dazu gehört die interessante Entwicklung, dass es in den USA bei den Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr zu einem Duell zwischen zwei Frauen kommen kann.
Carly wer?
Auf der republikanischen Seite ging vor lauter Tamtam um den schillernden Donald Trump und eine gewisse Fixierung der Presse auf Jeb Bush, den Bruder von George W. Bush, eine Person völlig unter: Carly Fiorina. Dabei hat sie die besten Chancen und die größte Sprengkraft.
(Foto: Gage Skidmore/WikiCommons/CC BY-SA 2.0)
Kommt es mit einer US-Präsidentin Carly Fiorina zum Thatcherismus 2.0?
Doch spätestens seit der jüngsten Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten ist klar: diese Frau hat das Zeug zur nächsten Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika.
Auftritt Kathryn Janeway?
Hätten Ronald Reagan und Margaret Thatcher eine gemeinsame Tochter, dann wäre es wohl Fiorina. Für Fans der Star Trek Reihe sei ergänzt, Fiorina ist in etwa das in der Politik, was Captain Janeway auf dem Raumschiff Voyager war: eine ultraharte Kommandeurin mit Anflügen von Empathie, Typ Gouvernante mit Herz.
Der Albtraum von Hillary und Vladimir!
Obwohl Fiorina zum gemäßigten Flügel der Republikaner zählt, ist sie vor allem für zwei Menschen die Albtraumkandidatin schlechthin. Da wäre zum einen Hillary Clinton, deren Bonus der ersten weiblichen Kandidatin dahin wäre und die gegenüber der jüngeren, unverbrauchteren und tafferen Fiorina schwach aussehen würde. Und auch für Vladimir aus dem Kreml dürfte Fiorina so ziemlich das Schlimmste sein, was ihm passieren könnte.
Messerscharfer Intellekt und eine resolute Unerschrockenheit?
Die einundsechzigjährige Carly Fiorina, die viele Jahre den Konzern Hewlett-Packard geleitet hat, würde die Außenpolitik der USA vom Kopf auf die Füße stellen. Dies macht sie zu jeder sich bietenden Gelegenheit klar. Präsident Obama hält sie für schwach, zaudernd, ambivalent, unentschlossen - man könnte auch sagen für eine "Laberbacke", und dadurch für eine Gefahr für den Weltfrieden.
Ist Obama schuld am Chaos der Welt?
Unter Obama hätte sich auf dem Globus das Chaos breitgemacht und die Russen würden Morgenluft wittern. Auf die Frage, wie sie mit Russlands Präsidenten Putin sprechen würde, antwortete sie "gar nicht!". Nachdem sie ihn bereits in der Vergangenheit getroffen habe, würde sie nicht mehr mit ihm reden wollen. Denn das wäre nutzlos und reine Zeitverschwendung.
Taten statt Worte wären ihre Politik!
Als US-Präsidentin würde sie stattdessen die im Mittelmeer stationierte 6. US-Flotte deutlich ausbauen, einen Raketenschutzschirm in Polen installieren, massive Manöver im Baltikum abhalten und "ein paar Tausend zusätzliche Truppen nach Deutschland verlegen". Putin verstehe nur die Sprache der Macht und diese spreche sie selbst auch sehr gut.
Jetzt wird der US-Wahlkampf langsam spannend!
Wie auch immer man zu den Plänen der Stanford-Absolventin stehen mag, ist eines sicher: die Amerikaner könnten nächstes Jahr eine echte Wahl haben. Entweder mit der Demokratin Clinton weiter auf dem Zickzack- und Drohnenkurs des Friedensnobelpreisträgers Obama oder mit Carly Fiorina eine Neuauflage des Thatcherismus auf amerikanisch. So oder so wird es spannend!
Wir Deutschen würden heimlich neidisch sein!
Sollte Carly Fiorina in achtzehn Monaten tatsächlich als 45. US-Präsidentin vereidigt werden, wir Deutschen würden ihr in tiefer Hassliebe verbunden sein und vielleicht sogar heimlich neidisch über den Atlantik blicken, wo dann eine entschlossene Anführerin allen den Marsch bläst anstatt autistisch herumzuregieren. Aber dazu zu gegebener Zeit mehr.
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