Die wundersame Kraft der Mantras

Von Psychologie aktuell Redakteur Ben Weber.

Wir haben uns mit einer ganz besonderen Frau getroffen und mit ihr über ihre noch außergewöhnlichere Arbeit gesprochen. Katharina Hemmerich ist Mantra-Sängerin. Was das ist und welche Bedeutung es für unser aller Wohlbefinden hat, hat sie unserem Redakteur Ben Weber erklärt, der Sie in ihren schönen Räumlichkeiten besucht hat und danach richtig beglückt war.

Psychologie aktuell: Sie beschäftigen sich also mit Mandalas?

Katharina Hemmerich: Ich singe Mantras, nicht Mandalas!

Psychologie aktuell: Was ist der Unterschied?

Katharina Hemmerich: Mantras sind ein Werkzeug des Denkens oder des Geistes. "Man" steht dabei für Geist, "Tra" für Werkzeug. Mantras wurden von Rishis, das sind "Seher", empfangen. Es sollen verdichtete Informationen sein. In einer Mantraformel kann der Inhalt eines mehrbändigen, erleuchteten Werkes stecken kann. Ähnlich wie bei einer mathematischen Formel.

Psychologie aktuell: Wir kennen sowas als Ikonen, wo quasi eine ganze religiöse Erfahrung in einem Gemälde steckt. Ist das so etwas?

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Katharina Hemmerich - Mantrasängerin und Yogalehrerin

Katharina Hemmerich: Ja, die meisten Mantras lassen sich nicht wörtlich übersetzen. Sanskrit ist eine Sprache bei der ein Wort sehr viele Bedeutungsebenen haben kann, so dass jeder je nach Wissens- und Bewusstseinsstand etwas anderes heraushört. Mantras sind also vielschichtig und nicht unbedingt über den Kopf zu erschließen. Sie wollen gefühlmäßig und seelisch erfasst werden. Die einzig zutreffende Definition ist die Erfahrung, die derjenige, der das Mantra rezitiert dabei macht!

Psychologie aktuell: Das hört sich kompliziert an!

Katharina Hemmerich: Ja, ganz so simpel ist es wirklich nicht. Ich gehörte übrigens, wie viele andere, zu denen, die über sich sagten dass sie nicht singen können. In meinen Yogastunden habe ich immer gerne Mantras vom Band gespielt, um dann festzustellen, dass sie mich und meine Teilnehmer sehr beruhigten. Außerdem habe ich gespürt, dass sie etwas sehr, sehr Versöhnliches haben, da sie da anknüpfen wo der Verstand - zum Glück - aussteigt. Man kommt mit seinen Gefühlen, mit sich, in Kontakt. Bei vielen passiert ein Kontakt den sie so bisher nicht kennengelernt haben oder wie ein verborgenes Schatzkästchen, welches man findet und selig über dessen Inhalt ist. Da mich die Wirkung faszinierte, begann ich selbst in meinen Yogastunden zu singen.

Psychologie aktuell: Das klingt wirklich sehr spirituell!

Katharina Hemmerich: Das ist es auch, und das soll es auch sein. Ich war erstaunt, dass die Teilnehmer begeistert und sehr berührt waren von meinem Gesang. Ich habe meine Stimme mit dem Mantrasingen neu entdeckt und weiß jetzt zu schätzen welch wundervolles Instrument ich da besitze. Wenn ich singe, gibt es keine Vergangenheit und keine Zukunft! In diesem Moment, jetzt, ist alles gut! Dieser Zustand weitet sich mehr und mehr aus, auch auf das Leben außerhalb des Singens. So könnte auch die Beschreibung für eine Meditation lauten. Und genau das ist es auch, meine Meditation!

Psychologie aktuell: Was erleben Sie selbst beim Mantrasingen? So innerlich, auf der Ebene der Emotionen?

Katharina Hemmerich: Ich fühle mich nach dem Singen gereinigt und geklärt.

Psychologie aktuell: Und was ist das für ein sonderbar anmutendes Instrument, auf dem Sie da spielen?

Katharina Hemmerich: So sonderbar ist das gar nicht. Es handelt sich um ein Harmonium, bei dem die Töne von frei schwingenden Metallplättchen erzeugt werden. Das ist das gleiche Prinzip der Tonerzeugung wie beim Akkordeon.

Psychologie aktuell: Und wir wirken sie nun, die Mantras? Und wirken sie überhaupt irgendwie?

Katharina Hemmerich: Das Mantra entfaltet seine Wirkung durch das Hören bzw. Singen. Sie beziehen ihre Kraft aus der Schwingung die ein Laut beinhaltet. Die Aussprache eines Mantras erzeugt spezifische physikalische Schwingungen entsprechend den Lauten, die wiederum auf den Kräftehaushalt des physischen und feinstofflichen Körpers einwirken. So beeinflusst das Mantra sowohl unsere physische als auch unsere geistige Natur. Man sagt, Mantras intensivierten ‚Prana', die Urform der Lebensenergie, die zwischen Menschen übertragen werden kann. Wenn wir ein Mantra aussprechen, verursachen wir eine wirkungsvolle Schwingung, die sowohl einer besonderen spirituellen Energieebene als auch einem Bewusstseinszustand entspricht. Die Schwingung des Mantras überlagert langsam sämtliche kleinere Schwingungen, bis sie schließlich völlig integriert sind. Nach einer gewissen Zeit, die von Mensch zu Mensch variiert, hat die Woge des Mantras alle anderen Schwingungen innerhalb der einzelnen Organe und Systeme untereinander harmoniert. Schließlich befindet sich die betreffende Person in völligem Einklang mit der Energie und dem Geisteszustand, den das Mantas verkörpert.

Psychologie aktuell: Vermutlich muss man es einfach selbst gehört haben, um sich wirklich ein Bild zu machen. Wo kann man Sie denn live erleben?

Katharina Hemmerich: Ganz einfach in meinen Yoga-Stunden oder zu speziellen Terminen. Einfach nachfragen, das ist das Einfachste.

Psychologie aktuell: Vielen Dank für das nette Gespräch und vielen Dank für die Hörprobe, die Sie für unsere Leser mitgebracht haben. (Zur Hörprobe hier klicken)

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