Die Psychologie ist weiblich

Die private Universität Witten/Herdecke wächst und wird weiblicher. Beides hängt zusammen mit dem neuen Bachelor-Studiengang Psychologie und Psychotherapie, der in diesem Wintersemester beginnt. Ulrich Weger, der Leiter des neuen Departments und Inhaber des Lehrstuhls für Grundlagen der Psychologie, begrüßte jetzt die 32 Studentinnen und ihre drei männlichen Kommilitonen.

Die wurden aus 144 Bewerbern ausgewählt - und zwar nicht nach Abiturnote, sondern nach Persönlichkeit. „Soziale Kompetenz und Konfliktmanagement sind das, was wirklich gebraucht wird“, sagt Weger. Also ging es in den schriftlichen Bewerbungen und bei den Gesprächen in Witten mehr um Motivation und praktische Erfahrungen als um Wissensabfragen. Wobei im Falle einer schlechten Mathenote schon nachgefragt wurde, wie der Kandidat sich den künftigen Umgang mit Statistiken erschließen will.

Beziehungsweise, ob die Kandidatin sich das zutraut. Es besteht schon eine sehr deutliche Frauen-Übermacht. „Das ist normal in der Psychologie“, sagt Martina Piefke, Inhaberin des Lehrstuhls für Neurobiologie und Genetik des Verhaltens, „aber hier wird es besonders deutlich“. An eine Männer-Quote ist trotzdem nicht gedacht.

Erstsemester sind zwischen 18 und 35 Jahre alt

„Bei Wirtschaftspsychologie wäre das vielleicht anders“, vermuten die Studentinnen. Sie interessieren sich eben für andere Dinge. Die 20-jährige Nora Baumann begeistert sich für die Bandbreite des Fachs, für Fragestellungen zu Gesellschaft und Persönlichkeit, die 21-jährige Hannah Vogel möchte sich mit dem kulturellen Hintergrund beschäftigen, auf dem Werte und Moral wachsen. „Wo liegt die Grenze zwischen psychisch krank und gesund?“, fragt sich Jelena Terwey (25).

Das Altersspektrum der Erstsemester ist breit - von 18 bis 35. Wie auch das Lehrangebot, das Theorie und Praxis stärker verzahnt als sonst üblich. Das ist wie das fächerübergreifende Studium fundamentale festes Programm der Fernuni. Auch Piefke betont die vielfältigen Möglichkeiten der Kooperation zwischen psychologischen, medizinischen und pflegewissenschaftlichen Fachbereichen.

Psychologische Psychotherapeuten oder Kinder- und Jugendpsychotherapeuten könnten mögliche Berufe für die Studenten sein. Dazu brauchen sie dann noch den Master-Studiengang, der in einem Jahr startet. Und wie verkraftet die Männer-Minderheit ihr Los? „Wir packen das ganz gut“, meinen Jonas Klingberg (20) und Philipp Kesseler (21). Bei der dreitägigen Erstsemester-Wanderung rund um Witten habe man sich schon ganz gut kennengelernt.

Harald Ries

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