Die Psychologie der Geschenke: Selbstgebasteltes ist zehnmal besser


Weihnachtsgeschenke unter einem Tannenbaum


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Was steckt in dem Geschenk unter dem Tannenbaum?

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Prof. Dr. Alfred Gebert ist emeritierter Professor der Fachhochschule Münster und arbeitet als Persönlichkeitstrainer und Coach. Er widmet sich unter anderem der Kaufsucht, Körpersprache und der emotionalen Intelligenz. Im Interview mit WDR.de erklärt er Aspekte der Psychologie der Geschenke und des Schenkens. Und er rät Männern, auf die Schnelle gekauftes Parfüm wenigstens selbst einzupacken.     

WDR.de: Wie viel Psychologie steckt hinter einem Geschenk. Oder sollte man das alles nicht so ernst nehmen?




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Professor Alfred Gebert

Professor Alfred Gebert: Ich habe mal eine Befragung gemacht, in der über 80 Prozent der Telinehmer gesagt haben, dass sie gerne schenken und sich damit auch selber eine Freude machen. Frauen schenken wesentlich besser als Männer, weil sie mehr darüber nachdenken, viel Gefühl haben, mehr Zeit investieren, besser zuhören und damit auch Wünsche aufnehmen. Aber wenn Geschenke nicht gefallen, sollte man das auf jeden Fall sagen. Zum Beispiel sollte man als Eltern den Großeltern Bescheid sagen, wenn sie den Kindern Quatsch schenken. Ein dunkler Anzug, Fliege und weißem Hemd für einen Zweijährigen gefällt vielleicht den Großeltern, dem Kind wohl nicht. Da sollte man als Eltern klar sagen, tausch das bitte um und frag mich bei nächster Gelegenheit doch lieber.

WDR.de: Schenkt man das, was man selber gerne hätte oder wovon ich weiß, dass der andere sich darüber freut?

Gebert: Männer neigen dazu, sich selbst mitzubeschenken. Da schenken kaffeetrinkende Männer ihren teetrinkenden Frauen eine Kaffeemaschine, damit sie mehr Komfort hat, wenn sie ihm den Kaffee kocht.

WDR.de: Meine Mutter schenkt sehr gerne Kochbücher – was sind klassisch pädagogische Geschenke?

Gebert: Pädagogische Geschenke sind zum Beispiel Dinge, die der Gesundheit dienen und mit denen der Beschenkte für sich sorgen kann - ein weicher, warmer Schal vielleicht. Meine Tochter hat mir einmal ein Handschuh-Set geschenkt: Einen rechten für mich, einen linken für meine Frau und einen, in den wir beide gemeinsam greifen konnten. Das ist toll zum Spazieren gehen und war zugleich vielleicht ein Signal meiner Tochter an die Eltern, wieder näher zusammenzukommen.

WDR.de: Kann man platt sagen: Teure Geschenke stehen für viel Wertschätzung? Oder sticht das Selbstgebastelte alles aus?

Gebert: Selbsgebasteltes ist immer zehnmal besser. Und die Freude über Geschenke steht immer in Realtion zur Erwartung. Partner erwarten liebevoll ausgesuchte und bedachte Geschenke - nichts, was man mal eben auf die Schnelle gekauft hat. Deshalb rate ich Männern: Wenn sie schon so blöd sind, Parfüm zu verschenken, sollten sie es wenigstens selbst einpacken.

WDR.de: Darf ich Geschenke umtauschen?

Gebert: Wir sind alle Meister im Lesen von Körpersprache. Wenn einem etwas nicht gefällt, kann man es nicht glaubhaft überspielen. Da sollte man bei der nackten Wahrheit bleiben. Heucheln, dass es einem gefällt, kann man vielleicht noch bei ganz kleinen Kindern. Wenn einem ein Geschenk nicht gefällt, kann man es ja schön verpacken und sagen, ach, das hast du ja mit so viel Liebe in schönes Papier gepackt - aber weiße Socken tausch dann doch bitte um.

Die Fragen stellte Jenna Günnewig

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