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«Die Kinder sagen nicht Ja»

Kommt ein Baby mit einem entstellenden Muttermal zur Welt, möchte Kinderchirurg Clemens Schiestl helfen – aber manchmal sind selbst ihm die Hände gebunden.

«Auch ich schaue bei Auffälligkeiten hin – wahrscheinlich öfter als andere»: Clemens Schiestl ist Leiter des Zentrums für brandverletzte Kinder, plastische und rekonstruktive Chirurgie am Kinderspital Zürich.

«Auch ich schaue bei Auffälligkeiten hin – wahrscheinlich öfter als andere»: Clemens Schiestl ist Leiter des Zentrums für brandverletzte Kinder, plastische und rekonstruktive Chirurgie am Kinderspital Zürich.
Bild: Noemi Landolt

Andrin ist sieben Jahre alt. Er hat ein grosses Muttermal am Hals. Im Audiobeitrag erzählen seine Eltern, warum sie sich zusammen mit ihrem Sohn gegen eine Operation entschieden haben. (Audiobeitrag: Noemi Landolt)

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Clemens Schiestl, die Entscheidung für oder gegen eine Operation bei einem grossen Muttermal treffen die Eltern, nicht das betroffene Kind. Ist das problematisch?
Von einem ethischen Standpunkt aus betrachtet, macht man bei den Kindern etwas, zu dem sie selber nicht Ja sagen können. Ihre Eltern und die Chirurgen entscheiden, was geschieht. Der Vorteil ist natürlich, dass sie, wenn sie älter sind, die Narbe unserer Meinung nach besser akzeptieren können als das braune, haarige Muttermal.

Das spricht also für eine frühe Operation in den meisten Fällen?
Das lässt sich nicht pauschal sagen. Operieren wir früh, sind in der Regel mehrere Eingriffe nötig. Wir erreichen aber ein besseres Ergebnis. Die Haut ist im Kleinkindalter noch elastischer, und auch das Muttermal ist im Verhältnis kleiner. Deshalb ist es für uns einfacher, als wenn wir erst mit 14 Jahren operieren. Es gibt aber auch Fälle, bei denen man nicht operieren kann. Bei ganz grossen Muttermalen, die bis zu 90 Prozent des Körpers bedecken, sind auch wir machtlos. Wir dürfen nicht operieren, weil unser Resultat nicht besser wird.

Was raten Sie Eltern eines Kindes mit einem entstellenden Muttermal?
Das ist schwierig und hängt immer davon ab, an welcher Körperstelle und wie gross das Muttermal ist. Wenn das Gesicht betroffen ist, sind Eltern und Kinder viel weniger dazu bereit, zu akzeptieren, dass etwas nicht Ordnung ist (vgl. Audiobeitrag in der Box). Wir raten zur Operation, wenn wir das Gefühl haben, dass wir das Muttermal einfach und ohne grosse Narben entfernen können. Bei ganz grossen Muttermalen ist das aber oft schwierig. Hier muss man abwägen, ob das braune, behaarte und manchmal unebene Muttermal schlechter aussieht als die Narben, die durch den Eingriff entstehen.

Wie unterstützen Sie Eltern in ihrem Entscheid?
Wir versuchen, die Eltern nur zu informieren und keine Entscheidung für sie zu treffen. Sie zu einer Operation zu überreden, bringt nichts. Sie müssen es wirklich wollen.

Ist es schwierig als Chirurg, während dieses Prozesses die eigene Meinung zurückzuhalten?
Ja, es ist schwierig. Wir Chirurgen sind Macher und sind überzeugt, dass wir gut sind. Vor allem bei komplizierteren Fällen, bei denen wir gerne operieren würden, ist es nicht einfach, sich zurückzuhalten. Da müssen uns die Psychologen und Dermatologen, die nicht operieren, manchmal etwas bremsen. Aber wenn sich die Eltern nach zahlreichen Gesprächen mit uns allen für eine Operation entscheiden, haben am Ende auch wir ein besseres Gefühl.

Sind solche riesigen Muttermale gefährlich?
Früher glaubte man, das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, liege bei 40 Prozent. Neue Langzeitstudien sprechen aber nur noch von einer Wahrscheinlichkeit zwischen fünf und zehn Prozent.

Das heisst, man operiert heute vor allem aus kosmetischen Gründen?
Ja. Im Vordergrund stehen der Patient und die Verbesserung seiner Lebensqualität. Und hier sind wir momentan in der Pflicht. Wir müssen in Langzeitstudien beweisen, dass sich die Lebensqualität der Patienten durch die Operation tatsächlich verbessert.

Die schlechte Lebensqualität hat unter anderem mit negativen Reaktionen von wildfremden Menschen auf die Muttermale zu tun. Hat sich die Einstellung der Gesellschaft in den letzten Jahren verändert?
Ja. Heute dreht sich alles um Aussehen und Ästhetik. Der Druck, perfekt zu sein, wird immer grösser. Aber die Gesellschaft ist auch mobiler geworden. Sobald Betroffene ihr vertrautes Umfeld verlassen, entstehen Probleme. Wenn sie beispielsweise in einer Grossstadt unterwegs sind, werden sie wegen ihrer Andersartigkeit plötzlich angestarrt.

Gibt es Auffälligkeiten, bei denen auch Sie noch hinschauen?
Definitiv. Ich schaue oft hin – wahrscheinlich noch öfter als andere Leute, weil mich Auffälligkeiten im Gesicht faszinieren.
(Tagesanzeiger.ch/Newsnet)

Erstellt: 25.12.2013, 11:28 Uhr


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