«Die Tipps geben uns Sicherheit»
Melanie und Dominik Geiser gehören mit 33 Jahren zu den älteren. Anfangs waren sie skeptisch: Worauf hatten sie sich da eingelassen? Einen «Gschpürschmi»-Kurs? «Ich hatte Mühe mit der Vorstellung, jedes Detail von mir preisgeben zu müssen», sagt die Produktmanagerin Melanie Geiser. Mittlerweile ist es für sie normal, Unsicherheiten im Umgang mit Sohn Gaël offenzulegen. Gleiches gilt für ihren Mann. Im Freundeskreis gebe es Themen, die er ungern anspreche. «Hier muss man sich für nichts schämen.»
Der Umgang mit dem Baby, Vereinbarkeit von Kind und Beruf oder die Partnerschaft – alles wird thematisiert. Auch sehr Persönliches: Ist es normal, wenn die Partnerin nach der Geburt keine Lust auf Sex hat? Muss eine frischgebackene Mutter eine Figur wie Heidi Klum haben? Für Melanie Geiser steht spätestens seit der Schulung fest: «Das sind falsche Gesellschaftsbilder.» Die beiden Kursleiterinnen leisten ganze Aufklärungsarbeit – mit Gesprächen, individuellen Feedbacks und Videos zur Eltern-Kind-Beziehung. «Die Tipps geben uns Sicherheit», sagt Dominik Geiser.
Mit Feinfühligkeitstraining schärfen die «Safe»-Mentorinnen zudem ganz konkret das Bewusstsein der Eltern für die Interaktion mit dem Kind. Die Eltern erfahren, was es heisst, wenn der Säugling weint, wie sie Zuneigung zeigen und Geborgenheit vermitteln können. Denn ob Hunger, Trennungsangst, Schreck, Schmerz oder Langeweile – anders als Erwachsene sind Babys völlig hilflos. Sie brauchen Bezugspersonen, die sie beschützen und ihnen beibringen, mit ihren Gefühlen umzugehen.
In ihrer täglichen Arbeit trafen Jeanette Gröbli und Birgit Milz immer wieder auf frischgebackene Mütter mit Depressionen, Schlafstörungen und einer schlechten Bindung zum Baby. Das war vor einigen Jahren auch ihr Antrieb, die Ausbildung zur «Safe»-Mentorin zu absolvieren. «Wir wollten die Frauen vor der Geburt abholen, um sie gar nicht erst in die Wochenbettdepression rutschen zu lassen.» Laut Milz sind die Eltern gerade während der Schwangerschaft oft sehr motiviert und bereit, sich mit den Problemen aus ihrer eigenen Kindheit auseinanderzusetzen. Anders sieht es aus, wenn das Baby geboren ist: Dann ist Füttern, Wickeln und Schlafenlegen alles, woran die Eltern denken mögen.