DFB-Team in der EM-Vorbereitung – Dortmund-Swing oder Bayern-Blues


Von
Boris Herrmann, Tourrettes

Die Münchner Nationalspieler werden im DFB-Trainingslager mit einer Mischung aus Fürsorglichkeit und Unbehagen erwartet. Es stellt sich die Frage: Wie lange währt die Tristesse der Bayern-Spieler? Bundestrainer Löw überlegt, wie und vor allem wann er die deprimierten Final-Verlierer integrieren soll.

Die gute Nachricht ist: In-zwischen sind auch Mesut Özil und Sami Khedira im Trainingslager eingetroffen. Es wäre gewiss übertrieben, deshalb von der Ankunft eines Real-Madrid-Blocks zu sprechen. Gleichwohl sind zwei spanische Meister im Kreis der deutschen Nationalmannschaft allemal besser als keiner. Das kann durchaus wichtig sein in diesen Tagen, die ganz im Zeichen der Team-Findungs-Psychologie stehen.

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Immer in diese Richtung, Mats! Bundestrainer Löw diskutiert mit dem Dortmunder Hummels schon einmal die vorgesehenen EM-Laufwege.
(© dpa)

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Nun aber zu den schlechten Nachrichten. Erstens: Sami Khedira war viel zu dünn angezogen, als er am Montagabend dem Airport-Shuttle entstieg. Er trug T-Shirt und Schildkappe, er sah aus wie ein Strandurlauber. "Ich dachte, es sei schönes Wetter", sagte Khedira.

Davon kann allerdings nicht die Rede sein. Im südfranzösischen Bergdörfchen Tourrettes, wo der DFB-Tross gerade den ernsthaften Teil seiner EM-Vorbereitungen angeht, herrscht derzeit Ostseekälte. Seit zwei Tagen regnet es ununterbrochen. "Scheint aber trotzdem sehr schön hier zu sein", das war alles, was Khedira nach dem ersten Schockfrost optimistisch stimmte.

Damit zu den schlechten Nachrichten zwei und drei: Der Bayern-Block fehlt noch immer. Und vor allem: Es sieht nicht so aus, als würde er gute Laune mitbringen, wenn er gegen Ende der Woche dann tatsächlich eintrifft. Jene Münchner Nationalspieler, die gerade zwei Endspiele hintereinander verloren haben, werden in Tourrettes mit einer Mischung aus Fürsorglichkeit und Unbehagen erwartet. Ein wenig stellt sich schon die Frage, ob der Bayern-Blues dann auf den Rest der Mannschaft übergreift oder ob es dem Rest gelingt, eine Art Dortmunder Swing vorzugeben.

Özil: "Aus Fehlern lernt man"

Auch hier dürfte es um psychologische Detailarbeit gehen. Wer die Bayern kennt, der weiß: Das Letzte, was ihnen jetzt noch fehlt, ist Mitleid. Im DFB-Camp in der Provence wird trotzdem fleißig kondoliert. "Ruhe, Stille und Betroffenheit", hat Teammanager Oliver Bierhoff im Fernsehzimmer ausgemacht, nachdem Bastian Schweinsteiger seinen Elfmeter verschossen hatte.

Mats Hummels, der Regierungssprecher des Dortmund-Blocks, ließ wissen, es sei "extrem unglücklich gelaufen" für die Bayern. "Sehr traurig" war auch der Schalker Abwehrspieler Benedikt Höwedes, während Reals Mesut Özil sein "sehr schade" mit einem verbalen Schulterklopfer garnierte: "Aus Fehlern lernt man."

Man darf das nicht missverstehen, von Häme war seitens der Vereins-Konkurrenten nichts zu spüren. Sie wissen ja alle, dass sie für ihren großen EM-Traum auf die Münchner angewiesen sind - egal in welcher Verfassung. Andre Schürrle, der beim amtlich geprüften Vize-Klub Bayer Leverkusen spielt, fand gleichwohl die einfühlsamsten Worte zum bayrischen Vize-Trauma. Er geißelte zunächst die destruktive Spielweise des FC Chelsea, um dann zu der durchaus bemerkenswerten Schlussfolgerung zu gelangen: "Wir in der Nationalmannschaft sind in dem Sinne eher die Bayern."

Sekte "Zwölf Stämme"

Gehirnwäsche, Prügel, Rassismus

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