Deutsches Team bei Vierschanzentournee – Schnell weg aus Oberstdorf

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Vor dem Auftakt der Vierschanzentournee waren die Hoffnungen der deutschen Springer berechtigt groß. Die Dimension der Niederlage ist deshalb eine besondere. Nun muss wohl die Psychologie helfen.

Es ist in diesem Fall ein Fluch, dass der Höhepunkt zwischen den Jahren stattfindet. Das Skispringen stellt sich zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, wenn der organisierte Leistungssport fast geschlossen in die Ferien geht, ins Schaufenster. In dieser Zeit wird gerne im größeren Kontext gedacht, in Bilanzen und Vorausblicken.

Auch deshalb wirken Siege noch etwas grandioser, Niederlagen noch kläglicher, und Niederlagen wie die der deutschen Mannschaft beim Auftaktspringen von Oberstdorf bekommen eine dramatische Dimension.

Der Drama-Geschmack, der von der allgemeinen Überhöhung von Sportsiegen herrührt, dürfte recht schnell verloren gehen, vielleicht schon dann, wenn die Deutschen - ihren erwiesenen Fähigkeiten entsprechend - bei den anderen drei Wettbewerben der Tournee auch einmal das Podest erreichen. Was länger anhält, ist der andere Geschmack, der des Scheiterns.

Die Montagsniederlage tat dem Trainer Werner Schuster und seiner Mannschaft auch deshalb so weh, weil ihr der Verdacht von etwas Endgültigem anhaftet. In Oberstdorf mal wieder gut in eine Tournee zu kommen, auf der eigenen Schanze endlich das Polster für den ersten Gesamtsieg des DSV nach mittlerweile 13 Jahren zu holen, dafür fühlte man sich gewappnet.

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Schon lange nicht mehr waren die Voraussetzungen so gut, und daraus folgte nach der Sportlogik der Gedanke: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Jetzt hat es also nicht geklappt, und in einem Nebensatz hat Schuster ein wenig erschrocken festgestellt, dass dieses Kapitel Oberstdorf schnell geschlossen werden müsse, "damit kein Trauma entsteht". Denkt man an den selbst gemachten Druck, der Severin Freund und Richard Freitag auf den entscheidenden Zentimetern oben auf der Schanze abgelenkt hatte, dann fallen einem die üblichen Wege der Psychologie ein: "Kopf abschalten", "Alles annehmen", "Für sich selber siegen".

Da ist an allem etwas dran, aber wie es umzusetzen ist, weiß nur der, dessen Beine bei 91 km/h auf dem Tisch einer 135-Meter-Schanze in einem kaum erfassbaren Augenblick explosionsartig hochschnellen müssen.

Es geht um völlige innere Freiheit unter höchster Belastung. Wie das funktionieren soll, dass die Skispringer dieses deutschen Teams wirklich Freunde ihrer Schicksalsschanze in Oberstdorf werden, diese Herausforderung wirkt gerade übermächtig groß. Und doch muss man die Sportlogik nicht immer ganz ernst nehmen. Denn möglich bleibt es.

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