Deutscher Architekt erobert China

Ole Scheeren hat die Zentrale des Staatsfernsehens entworfen.

Peking. Seine Ideen entstehen intuitiv. Seine Kreativität entnimmt der deutsche Stararchitekt Ole Scheeren (Foto: dpa) dem dynamischen Lebensumfeld in Asien, insbesondere China, wo er seit zehn Jahren seine Basis hat. „Wir arbeiten in einem Kontext, der explizit auf die Zukunft fokussiert ist und nicht so sehr auf die Vorsicht, dass man vielleicht irgendetwas lieber nicht tun sollte“, sagt der 40-Jährige. In Asien gebe es eine „sehr viel mehr zukunftsorientierte Psychologie und Gesellschaft, die konkret die Frage nach neuen Möglichkeiten stellt“.

CCTV-Sendezentrum gehört zu den weltweiten Meisterwerken

Mit dem Bau des Sendezentrums des chinesischen Staatsfernsehens CCTV in Peking ist Scheeren berühmt geworden. Die „gefaltete Röhre“, wie er sie nennt, zählt zu den herausragenden architektonischen Meisterwerken der Welt. Mit dem Niederländer Rem Koolhaas hat der Karlsruher den CCTV-Tower entworfen und das Projekt geleitet. Im Laufe des nächsten Jahres wird die Sendezentrale in Betrieb genommen. Nur noch die Technik für 240 Kanäle muss installiert werden.

Von dem ungewöhnlichen CCTV-Gebäude, das aus seinem Fenster im modernen Pekinger Jianwai-Soho-Komplex zu sehen ist, hat Scheeren seinen Blick längst auf neue Herausforderungen gerichtet. Vor einem Jahr verließ der Architekt das Office for Metropolitan Architecture (OMA) von Koolhaas und machte sich in der chinesischen Hauptstadt mit dem „Büro Ole Scheeren“ selbstständig. Sein Büro ist auf 50 Mitarbeiter angewachsen, halb Westler, halb Asiaten.

Neue Wolkenkratzer sind in Asien eine Notwendigkeit

Der Umgang mit China und die Arbeit in Asien haben sein früher europäisch geprägtes Weltbild verändert, erzählt Scheeren: „Ich habe das Gefühl, Teil unterschiedlicher Teile geworden zu sein und nicht nur Außenstehender.“ Ihn habe interessiert, ein Büro mit der kreativen Basis in Asien zu gründen. „Ich will wissen, was passiert, wenn wir von China aus denken.“ Die Dynamik setze neue Möglichkeiten frei. Er wolle neue Herangehensweisen entwickeln.

Wolkenkratzer würden in Asien positiver gesehen, seien aber auch eine Notwendigkeit, weil Hunderte Millionen Menschen in die Städte zögen. „Es sind nicht Städte mit Hochhäusern, sondern Hochhausstädte.“ In Europa hingegen gebe es auch alte Stadtstrukturen, die dazu im Gegensatz stünden, sagt Scheeren, der so viel zu tun hat, dass er viele Projekte ablehnt.

In der südwestchinesischen Metropole Chongqing baut er einen Wohn- und Einkaufskomplex, außerdem in Zentralchina ein Museum für einen Kunstsammler und in historischer Lage in Peking stellt Stararchitekt Scheeren im kommenden Jahr ein neues Kunstzentrum fertig.



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