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«Der zwanghafte Wunsch, alles zu erfahren, ist gefährlich»

Psychologieprofessor Hugo Schmale rät, die Partnersuche mit Verstand anzugehen, um die Erfolgschancen zu erhöhen. Er muss es wissen: Er hat die Testfragen des Partnervermittlers Parship entwickelt.

«Wir alle spielen eine Rolle»: Damit die Beziehung nicht so endet wie im Film «Elephant Walk» mit Liz Taylor und Peter Finch, hat Psychologieprofessor Hugo Schmale den Parhip-Test entwickelt.

«Wir alle spielen eine Rolle»: Damit die Beziehung nicht so endet wie im Film «Elephant Walk» mit Liz Taylor und Peter Finch, hat Psychologieprofessor Hugo Schmale den Parhip-Test entwickelt.
Bild: PD

(Bild: PD)

Hugo Schmale
Tests für Berufs- und Partnerwahl

Hugo Schmale gilt als Vater der Online-Partnerbörse Parship, die er im Jahr 2000 mitgründete. Diese beruht auf einer Erfassung und Abgleichung von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen, die zum Gelingen einer harmonischen Partnerschaft beitragen können. Der 81-jährige Schmale studierte Psychologie, Psychiatrie und Philosophie, promovierte über «Die Bedeutung der Oberflächenfarben für die Wahrnehmung» und habilitierte sich über das Messen von Empfindungen.

Seit 1961 ist er Ordinarius für Psychologie an der Universität Hamburg, wo er auch nach seiner Emeritierung 1996 noch lehrt. 1964 hatte Schmale ein Testverfahren für die Berufswahl, die Berufseignungstestbatterie BET, entwickelt, das heute noch breit angewendet wird. 1978 initiierte er die «Zürcher Gespräche» für interdisziplinäre Zusammenarbeit von Wissenschaftlern. Schmale ist verwitwet und geschieden. (mma)

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Wie sind Sie dazu gekommen, wissenschaftliche Tests für die Partnerwahl zu entwickeln?
In den Anfängen waren es empirische Erhebungen. Ich arbeitete als freier Mitarbeiter bei der Zeitschrift «Twen» und entwickelte Tests für die Leser mit Fragen wie «Lieben Sie richtig?», «Können Sie sich auf den ersten Eindruck verlassen?» oder «Sind Sie ein guter Demokrat?». Die Rückläufe waren riesig.

Was heisst das?
Bei einer gewaltigen Verkuppelungsaktion machten an die 60'000 Singles mit. Sie füllten umfangreiche Fragebögen aus, die wir dann im Rechenzentrum von IBM auswerteten. Aus der Basis solcher Datenmengen kann man sehr differenziert sehen, was den Menschen wichtig ist, worauf sie achten und woran Partnerschaften scheitern.

Welche Parameter müssen passen, damit Liebe entsteht?
Salopp gesagt: so viel Ähnlichkeit wie möglich und so viel Gegensatz wie nötig. Sehr ähnlich sollte zum Beispiel das Bedürfnis nach Nähe und Distanz sein. Dieses Kriterium hat nichts mit Liebe zu tun. Aber einer, der viel Nähe braucht, wird nicht glücklich mit einem, der gern eine gewisse Distanz wahrt. Und wenn jemand ein starkes Bedürfnis hat, sich durchzusetzen, dann geht das nicht mit einem, der ebenfalls immer bestimmen möchte, sondern mit einem Menschen, der das in Ordnung findet und sich dem anderen gern anschliesst.

Für den Parship-Test haben Sie 74 Fragen mit 400 Antwortmöglichkeiten ausgearbeitet, die dank ihrer 136 Algorithmen 32 Persönlichkeitsmerkmale ausspucken, die dann miteinander verglichen werden.
Viele Beziehungen halten, weil kleine Dinge gut passen. Deshalb fragen wir: «Schlafen Sie bei offenem Fenster?» Früher fragte man «Rauchen Sie?» heute ist es eher der Umgang mit dem Handy in der Öffentlichkeit. Wenn einer auch beim Essen permanent auf sein Telefon schauen muss und der andere das unhöflich findet, wird es schwierig.

Stiften Sie also Vernunftehen?
Parship regt zwar an, Vernunft walten zu lassen. Zentral wird jedoch der Verstand angesprochen: Lerne dich selbst zu erkennen, dein Wesen, deine wahren Wünsche und Bedürfnisse. Auf den ersten Blick leidet da die Romantik, aber es verbessert die Chancen. Und gerade in Zeiten der Krise ist die Sehnsucht nach Partnerschaft besonders hoch.

Können Menschen nicht einfach aufeinander zugehen und über Liebe reden?
Wir können zwar viel über die Liebe sagen, aber man muss unterscheiden zwischen Gesagtem und Gemeintem. Gerade bei Dingen wie Liebe oder auch Gerechtigkeit kann ich zwar präzis beschreiben, aber nie sagen: Genau das habe ich gemeint. Ich untersuche die Notwendigkeit von Geheimnissen in der Kommunikation.

Sollen Liebende Geheimnisse voreinander haben?
Sie müssen sogar! Etwas bleibt immer unausgesprochen, etwas, das zwischen den Zeilen steht. Das ist besonders in der Sprache der Liebenden. Wenn alles gesagt ist, wenn man sich durchschaut, ist alles vorbei. Es gibt Dinge, die müssen unausgesprochen bleiben.

Zum Beispiel?
Die Antwort auf die Frage «Warum liebst du mich?» Der zwanghafte Wunsch, alles zu erfahren, ist gefährlich.

Wollen Sie den Geheimnissen denn nicht auf den Grund gehen?
In der Wissenschaft trauen wir bestimmten Untersuchungsformen und bestimmten Veröffentlichungen. Was da nicht hineinpasst, wird nicht gefördert. Diese Unterscheidung ist wichtig, hat aber zur Folge, dass das, was nicht Mainstream ist, nicht vorkommt. Ich glaube, die nicht messbaren Hinter- und Untergründe menschlichen Verhaltens werden zu wenig beachtet. Mein Seminar heisst «Fallstricke der Anerkennung». Der Mensch lebt von Anerkennung. Jeder braucht sie. Die Frage ist aber, von wem und was muss man dafür tun?

Das ist Ihre Frage.
Mich haben in meinem Leben vor allem zwei Fragen beschäftigt: die nach dem Beruf und dem Partner. Das sind fundamental wichtige Entscheidungen, denn mit beidem geht man durchs Leben. Um dafür das Richtige zu finden, muss ich erst einmal wissen, wer ich bin.

Oder ich versuche, der zu sein, der gewünscht wird.
So wie die wissenschaftliche Gemeinschaft einen Konsens entwickelt hat, was zählt, so gibt es für andere Fragen eine Community, die beschliesst, was «in» ist. Dann ziehen sich alle so an, wie die Zeitschriften das vorgeben, und ein Junge wählt das Mädchen, das er glaubt, wählen zu müssen, weil die anderen der Community das anerkennen. Ich schliesse mich da nicht aus. Als ich im Alter des Balzens und Suchens war, war Humphrey Bogart gross, und wir trugen Trenchcoat und ein ziemliches Gehabe zur Schau. Das ist rührend schön und lieb, aber auch doof. Man sollte darauf hinweisen, dass es auch anders geht.

Wie denn?
Schau dich erst selbst an: Wie bist du wirklich? Bestimmt gibt es jemanden, der einen genau so mag, unverstellt. Man kann doch nicht mit eingezogenem Bauch durchs Leben gehen. «Persona» ist eine Maske, eine Rolle. Wir alle spielen eine Rolle, aber das sollte man möglichst einschränken. Ich habe mich deshalb als Erstes mit der Berufsbegabung beschäftigt: Wie kann man das Begabungsprofil eines Menschen erfassen?

Daraus entstand Ihr bekannter Berufseignungstest, der nun schon in seiner 5. Auflage vorliegt.
Und rund 150'000-mal im Jahr angewendet wird. Er erstellt ein Begabungsprofil, und Begabung definiere ich nicht über das Wissen, sondern als Fähigkeit, in einem bestimmten Bereich feinste Unterschiede wahrzunehmen. Musikalität wird gemessen, indem man prüft, ob jemand benachbarte Frequenzen noch als verschiedene Töne erkennt. Es liegt aber auch eine Gefahr darin, Begabungsprofile und berufliche Anforderungsprofile exakt einander anzupassen.

Weshalb?
Jede Vorauswahl hinsichtlich Begabung und Persönlichkeit schränkt die Weiterentwicklung eines Berufsbilds ein. Berufe werden immer schmalspuriger, weil man die ausschliesst, deren Begabung ausserhalb der gefragten Fähigkeiten liegt, aber vielleicht sehr bereichernd wäre. Bestimmte Verhaltensweisen der Menschen gehen verloren, wenn man nur Menschen mit sauberen Anforderungsprofilen auswählt. Es kommt mir vor wie bei Charlie Chaplin, der in einem Film vor einer plötzlichen Reise einen Anzug in einen Koffer packt und mit der Schere abschneidet, was von dem Anzug heraushängt. Danach ist der Koffer ordentlich, aber der Anzug unbrauchbar.

Sind optimal ausgewählte Menschen denn so beschnitten?
Auswahl bedeutet immer Einschränkung. Um Medizin oder Psychologie zu studieren, braucht man heute in Deutschland ein Abitur von rund 1,0. Abiturienten mit dieser Note lassen aber oft Fächer fallen, die wegen ihrer Komplexität den Durchschnitt senken könnten. Also etwa Physik oder Chemie – die sind jedoch in der Medizin bedeutsam.

Besteht nicht dieselbe Gefahr bei der Partnersuche? Schränken Ihre Tests die Suche nach den vermutlich passenden Menschen nicht ebenso unnötig ein?
Wenn ich weiss, was ich suche, und eine Vorauswahl treffen kann, habe ich bessere Erfolgsaussichten. Es heisst «love happens». Die Wahrscheinlichkeit, dass sie passiert, erhöht sich jedoch, wenn man bestimmte Parameter abgleicht.

Wie sind Sie von der Psychologie der Arbeit zur Partnerfindung gekommen?
Ich kam als experimenteller Psychologe und Spezialist für physiologisch-neurologisch-naturwissenschaftlich untermauerte Belastungsanalysen und als Testkonstrukteur in den Wissenschaftsbetrieb und landete schliesslich am Lehrstuhl in Hamburg. Daneben habe ich aber ein inniges Verhältnis zur Psychoanalyse.

Ein inniges Verhältnis?
Die Psychoanalyse erklärt die Phänomene des Alltags aber viel besser als die naturwissenschaftlich orientierte Psychologie. Auf beiden Wegen bleibt immer ein Rest, der sich nicht aufklären lässt. Und wieder spielt die Sprache eine entscheidende Rolle. Sprache ist nicht nur das Medium der Psychologie, sie ist das Material des Psychischen, der Stoff. Das Gesagte wird nicht mit der Wahrheit gleichgesetzt, sondern wird in Beziehung zu dem gesetzt, was zwischen den Zeilen zum Ausdruck kommt.

Was heisst das für Ihre Forschung?
Das hat eine sehr breite Anwendung. Ich hatte zum Beispiel einmal die Geschmacksqualität von Bieren zu ermitteln. Dazu habe ich bei Testpersonen die subjektiven Empfindungen und die messbaren physiologischen Masse erhoben und festgestellt, dass der Zuckergehalt eine Rolle spielt. Männer mögen es herb, Frauen eher lieblich – das passt zu den Erwartungen. Das wurde aber von den Versuchspersonen gar nicht angesprochen. Das Gleiche gilt auch für Kleidung, für jede Art von Konsum, für unser gesamtes Verhalten. Und ja, sogar für die Wahl unserer Partner. (Tages-Anzeiger)

Erstellt: 04.04.2013, 10:34 Uhr


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