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Der Jolie-Effekt

Die Schauspielerin Angelina Jolie hat sich nach einem Gentest vorsorglich beide Brüste amputieren lassen. Dies löste bei Schweizer Frauen einen regelrechten Boom für Beratungsgespräche in Kliniken aus.

Schauspielerin Angelina Jolie (r.) mit ihrer Mutter, die im Alter von 56 Jahren an Krebs gestorben ist.

Schauspielerin Angelina Jolie (r.) mit ihrer Mutter, die im Alter von 56 Jahren an Krebs gestorben ist.
Bild: Reuters

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  • Angelina Jolie 

  • Krebs 

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Vor fast vierzig Jahren machte in den Vereinigten Staaten die frühere First Lady, Betty Ford, ihren Kampf gegen Brustkrebs öffentlich. Sie sprach darüber, dass sie sich eine Brust entfernen liess. Dies war für die damalige Zeit ein mutiger Schritt, da das Thema zuvor kaum jemand mit dieser Offenheit diskutierte. Vor drei Monaten enthüllte nun Angelina Jolie, Hollywoodstar mit dem Ruf schönste Frau der Welt zu sein, ihr ganz persönliches Schicksal. Emotional und zugleich sachlich schildert die mehrfache Mutter in der «New York Times», warum sie sich nach einem Gentest gleich beide Brüste abnehmen liess.

Ihre Botschaft war noch stärker als die damals von Betty Ford. Denn Angelina Jolie litt noch nicht an Krebs, sondern sie entschied sich aufgrund der für sie individuell berechneten Wahrscheinlichkeit, die Krankheit irgendwann einmal zu bekommen, rein prophylaktisch zu diesem radikalen Eingriff. Aus Angst vor Krebs, an dem ihre Mutter im Alter von 56 Jahren gestorben ist. «Mein Brustkrebsrisiko ist jetzt von 87 Prozent auf 5 Prozent gesunken», schreibt die Hollywoodikone. Sie sei sehr glücklich, dass sie die Operation gemacht habe und ihr Partner Brad Pitt sie dabei begleitet habe.

Fehlerhaftes Brustkrebsgen

Jolie macht keinen Hehl daraus, dass sie Trägerin des mutierten Brustkrebsgens BRCA1 ist und damit auch ihr scheinbar perfekter Körper Makel hat. Weltweit sorgte sie mit ihrer Operation für Schlagzeilen. Sie wolle jede Frau mit einer familiären Geschichte von Brust- und Eierstockkrebs dazu ermutigen, ihre eigene informierte Entscheidung zu treffen, die auch für sie schwer gewesen sei. Seither fragen sich jedoch viele Frauen, ob auch sie Trägerinnen von einem oder mehreren fehlerhaften Varianten der Gene BRCA1 oder BRCA2 sind, die das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs stark steigern.

In der Schweiz nahmen die Anfragen für genetische Beratungen an Kliniken und Instituten deshalb stark zu. «Wir haben normalerweise jede Woche ein bis fünf Zuweisungen von Patientinnen durch niedergelassene Ärzte und direkte Anfragen von Ratsuchenden», sagt Susanna Stoll, die als Onkologin für die genetische Sprechstunde am Universitätsspital Zürich zuständig ist. Jetzt habe sich dies verdoppelt und die Sprechstunde sei im Vergleich zu sonst bereits auf die nächsten Monate hinaus verplant. Durch den Ausbau der Beratungstätigkeit hat das Universitätsspital Zürich aber aktiv auf das stärkere Bedürfnis nach Information reagiert.

Auch am Kantonsspital St. Gallen, am Inselspital in Bern und am Universitätsspital Basel gab es durch den Fall Jolie vorübergehend mehr Beratungsgespräche. «Wir haben den Jolie-Effekt deutlich gespürt», sagt Walter Paul Weber, Leiter des Brustzentrums am Universitätsspital Basel. Das Interesse und auch die Verunsicherung seien in der Bevölkerung gross gewesen. Zum Teil hätten sie dreimal mehr Beratungsgespräche geführt. Ein Anstieg bei genetischen Tests falle in diesem Zusammenhang jedoch nicht auf, da sie ihre Richtlinien für eine solch aufwendige Abklärung nicht geändert hätten.

Zehn Prozent erblich bedingt

In der Schweiz erkranken laut der Krebsliga pro Jahr etwa 5500 Frauen an Brustkrebs. Im Durchschnitt bekommt jede achte Frau im Lauf ihres Lebens Brustkrebs. «Aber nur zehn Prozent von ihnen sind ähnlich erblich vorbelastet wie Angelina Jolie», sagt Anita Rauch, Humangenetikerin an der Universität Zürich. Im Verhältnis gesehen seien es also eher wenige. Wer jedoch zum Beispiel eine solche Mutation auf dem BRCA1- oder BRCA2-Gen aufweise, müsse sich regelmässig mit Ultraschall, Mammografie oder Magnetresonanztomografie untersuchen lassen. Frauen mit Mutationen auf dem BRCA1- oder BRCA2-Genen weisen im Verlauf ihres Lebens ein Risiko für Brustkrebs von ungefähr 50 bis 80 Prozent auf und für Eierstockkrebs von etwa 10 bis 40 Prozent.

Die Hollywoodberühmtheit will Frauen mit einer familiären Vorgeschichte von Brustkrebs Mut machen, sich genetisch testen zu lassen. Dennoch bedauert sie in ihrem Artikel «My Medical Choice» die hohen Kosten, mit denen die fehlerhaften Gene BRCA1 und BRCA2 ausfindig gemacht werden. In den USA kostet ein solcher Test mehr als 3000 Dollar, was umgerechnet rund 2800 Franken sind.

In der Schweiz lag der Preis für eine solche Analyse, die vom Kantonsspital Aarau und dem Universitätsspital Genf durchgeführt und bei medizinischer Indikation von den Krankenkassen übernommen wird, jedoch bis vor kurzem noch mehr als doppelt so hoch, nämlich bei 7641 Franken.

Seit Juli wurde der Preis in Absprache mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) dem Markt nun angepasst, und er liegt jetzt bei 4301 Franken. Der Grund: Ausländische Anbieter sorgten für Konkurrenz und mischten die Branche auf, dürfen aber hierzulande die Kosten für eine Analyse offiziell gemäss dem Territorialprinzip nicht über die Krankenkassen abrechnen. «Es wurde aber dennoch gemacht», sagt Benno Röthlisberger, Abteilungsleiter Medizinische Genetik am Kantonsspital Aarau. Das sei kein Geheimnis. So kooperiert zum Beispiel die Krankenkasse Helsana mit der Firma Myriad Genetics, wie Helsana auf ihrer Website mitteilt. Schweizer Unternehmen sind beispielsweise nur als Zwischenhändler aufgetreten und haben die Funktion eines Briefkastens gehabt, um Analysen ins Ausland weiterzuschicken. Jetzt hat das BAG Ende Juli in einem Rundschreiben darauf reagiert und mitgeteilt, dass solche Analysen nur noch von den vom BAG bewilligten Laboren wie etwa in Aarau und Genf gemacht werden dürfen.

Operationen in Basel

Wegen Angelina Jolie gehen momentan zwar mehr Frauen in der Schweiz zu einer genetischen Sprechstunde als vorher, doch mehr präventive Brustamputationen gibt es derzeit nicht. «Anders als in den USA lassen sich in der Schweiz nur wenige Patientinnen aufgrund eines Gentests die Brüste vorsorglich entfernen», sagt Walter Paul Weber. Am Universitätsspital Basel sind es jährlich nur ein paar Frauen. Dagegen werden bei rund 60 Frauen mit Diagnose Brustkrebs die Brüste entfernt und immer häufiger auch noch während der gleichen Operation rekonstruiert. Dieser chirurgische Eingriff kommt allerdings nur bei einem Drittel vor. Bei den meisten Patientinnen muss nur der Tumor entfernt werden, sodass die Brust erhalten werden kann.

Dass sich Angelina Jolie für eine präventive Brustamputation entschieden hat, ist laut Experten keineswegs exemplarisch für alle Frauen, bei denen Brustkrebs in der Familie aufgetreten ist. Denn nicht jede, bei der enge Verwandte an Brustkrebs erkrankt sind, hat diesen Gendefekt auch geerbt. Doch die amerikanische Schauspielerin, die Ende April ihre dreimonatige medizinische Behandlung abgeschlossen hatte und sich in Zukunft auch die Eierstöcke entfernen lassen will, fühlt sich in ihrem Handeln bestärkt. Und schreibt, dass es ihre Weiblichkeit in nichts beeinträchtigt habe. (Tages-Anzeiger)

Erstellt: 30.08.2013, 08:35 Uhr


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