Der Bremer Psychologie-Student Matthias Kaulartz hat sein eigenes soziales … – WESER

Matthias Kaulartz hat einen Traum. Der Student möchte ein soziales Netzwerk nutzen können, ohne dabei von blinkenden Werbeanzeigen gestört zu werden – ohne die Angst zu haben, dass seine persönlichen Daten später dort landen, wo sie eigentlich nicht hingehören. Diese Beweggründe haben den 30-Jährigen rund zwei Jahre lang um- und angetrieben, seine eigene Internetplattform zu entwickeln. Den Namen dafür wählte Kaulartz ganz bewusst: Sein Netzwerk soll „www.freisein.de“ heißen. „Ich glaube, die Zeit ist gekommen, in der Leute mutiger werden und wieder mehr darauf achten, was sie nutzen“, sagt er. Seine Kritik richtet Kaulartz vor allem gegen das soziale Netzwerk Facebook. „Ich werde dort nur noch mit Werbung zugedröhnt. Das nervt mich“, sagt er.

Auf freisein.de will Kaulartz alles ganz anders machen: „Ich will keine persönlichen Daten erheben oder verarbeiten“, sagt er. Das sei auch gar nicht notwendig, da außer auf der Startseite keine Werbung eingeblendet werde. Inhaltlich soll der Nutzer auf der Internetseite alles das vorfinden, was bei den großen Anbietern auch möglich sei. So könne er mit wenigen Klicks seine eigene Seite im Netz einrichten und nach Belieben das Layout gestalten, Gruppen-Räume aktivieren, in die er andere einladen und sich mit ihnen austauschen könne, so Kaulartz.

„Über Zugriffsregeln lässt sich dann bestimmen, wer was sehen und wo mitmachen darf“, sagt der Student. „Zusätzlich kann eine Verschlüsselung aktiviert werden, die alle Bilder und Dokumente nicht nur verschlüsselt überträgt, sondern auch so auf den Servern speichert.“ Kaulartz nutzt nach eigenen Angaben Server, die in Deutschland stehen und ausschließlich mit regenerativer Energie betrieben werden.

Das nötige Informatik-Wissen hat sich der Psychologiestudent über die Jahre selbst angeeignet. „Ich biete schon seit über zehn Jahren eine Online-Plattform für Diskussionsforen an“, berichtet er. „Dabei konnte ich eine Menge Erfahrungen sammeln und weiß, was Nutzern wichtig ist und worauf sie lieber verzichten wollen.“

Um die Plattform trotz fehlender Werbung kostenlos anbieten zu können, setzt er auf das Prinzip Spende. Vorbild dafür sind andere Betreiber nicht kommerzieller Seiten, wie zum Beispiel die Online-Enzyklopädie Wikipedia. „Alles ist kostenlos und in vollem Umfang nutzbar“, meint Kaulartz. „Wer die Seite jedoch aktiv nutzt, beteiligt sich mit einem kleinen, selbst gewählten Beitrag an der Finanzierung der Plattform.“

Thomas Friemel, Professor für Methodeninnovation an der Universität Bremen, kennt die Bestrebungen junger Menschen wie Kaulartz, sich von Facebook und Co. abzugrenzen. „Gerade bei jüngeren Facebooknutzern verliert die Plattform an Reiz“, sagt er. Anders als Kaulartz sieht der Experte den Hauptgrund dafür aber nicht in der Angst um die eigenen Daten begründet. „Die Jugendlichen wollen lieber unter sich bleiben und nicht, dass die eigene Oma Fotos von der letzten Party sehen kann.“ Wegen des großen Angebotes im Netz, sollten Betreiber neuer Internetseiten vor allem darauf achten, dass sie eine Nische finden. „Wenn ein neues Netzwerk heute erfolgreich sein will, muss es sich von anderen abgrenzen und spezifizieren“, sagt Friemel. Besonders beliebt seien Plattformen für Jobangebote oder aus dem Sportbereich. „Auch Netzwerke mit regionalem Schwerpunkt erfreuen sich großer Beliebtheit“, so Friemel.

Die Seite von Matthias Kaulartz ist vorerst nur für Personen nutzbar, die von ihm selbst oder von einem anderen Mitglied einen Einladungscode erhalten haben. Diesen Code kann man direkt auf der Internetseite beantragen. Ab März will Kaulartz freisein.de für alle zugänglich machen.

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