Der 36-jährige Bad Schwalbacher Andre Vaccaro hat sich ganz der Musik …

Von Hendrik Jung

BAD SCHWALBACH - Wenn man in Andre Vaccaros Wohnzimmer sitzt, wird einem schnell klar, dass man bei einem Musiker zu Besuch ist. Zahllose Tonträger säumen die Wände, an denen außerdem alte Konzertplakate einen Blick in die Vergangenheit ermöglichen.

"Angefangen habe ich mit Blockflöte, Kinderchor im Theater, Klavier-Unterricht, alles mal mitgemacht", berichtet der 36-Jährige von seinen musikalischen Wurzeln. Seine erste Bass-Gitarre habe er sich dann selbst in den Schulferien erarbeiten müssen. Nachdem er nie für Klavier und Keyboard geübt habe, seien seine Eltern nicht mehr bereit gewesen, auch das noch zu finanzieren. Der Wechsel zu seinem Hauptinstrument, der Gitarre, sei dann aus ganz pragmatischen Gründen erfolgt. "Damit konnte man damals mehr Mädels kennenlernen als mit dem Bass", erläutert Andre Vaccaro, der in diesem Sommer seine langjährige Freundin vor den Traualtar geführt hat.

Eltern auf der Opernbühne

Als er im Alter von 15 Jahren gemeinsam mit seinen Eltern nach Bad Schwalbach zieht, ist es kurz darauf Zeit für die Gründung der ersten Band, einer Punk-Formation namens WAG. Doch bereits damals zeigt sich die musikalische Vielseitigkeit des Gitarristen, denn als Mitglied der Begleitband gehört er zu den drei letzten noch aktiven Gründungsmitgliedern des Gospelchores Black Sheep Gospel Choir. Ebenfalls seit 20 Jahren ist er auch bei Projekten des Hettenhainer Kinderchores beteiligt. Schon damals träumt er von einer Karriere als Musiker. Doch seine Eltern, die beide auf der Opernbühne singen, möchten, dass er etwas Richtiges lernt. Mit 19 Jahren bewirbt sich Andre Vaccaro für eine Ausbildung als Bürokaufmann in einer Werbeagentur und wird unter 150 Bewerbern ausgewählt, sagt aber noch am Morgen des ersten Arbeitstages ab. "Ich habe gesagt: Es macht keinen Sinn, ich nehme nur jemand anderem den Platz weg", erinnert er sich.

Auch ein Psychologie-Studium wird schnell abgebrochen und schließlich widmet er sich bei einem Intensivstudium in Offenbach der Jazz-Gitarre. In den ersten Jahren spielt er unzählige Konzerte, unter anderem zusammen mit dem ebenfalls aus Bad Schwalbach stammenden Charly Crafter. Mal sieben Stunden lang auf einer Karnevalsveranstaltung, mal christliche Musik oder im Gefängnis, im Puff sowie bei einer Rocker-Gang. Als er mit einer Gruppe ein Stück für die Hells-Angels schreiben und auf einer Europa-Tour in deren Clubs präsentieren soll, steigt er aus der Band aus. Seit mehr als zehn Jahren hat er als zweites Standbein den Musikunterricht gewählt. Derzeit arbeitet er wöchentlich zwei Tage in Hünstetten und zwei Tage mit Privatschülern in Bad Schwalbach. Einen Tag braucht er, um den Unterricht für seine insgesamt 50 Schüler vorzubereiten. Der Rest der Woche ist Bandproben und Auftritten gewidmet. Mit der Formation Katness, in der deutschsprachige Eigenkompositionen auf dem Programm stehen, arbeitet er derzeit an einem Studioalbum. Mit der TQS-Clubband hat er in diesem Jahr unter 80 Bewerbern den Titel als beste Coverband in Rheinland-Pfalz errungen. Auftritte beim Rheinland-Pfalz-Tag, in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung in Berlin sowie beim ZDF-Sommerfest sind die Folge. "Ich mache etwas, das mich total erfüllt", betont Andre Vaccaro und freut sich über ein besonderes Jahr, das ihm beruflich wie privat neue Wege öffnet.

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