Dating-Tipps – Wie Männer richtig flirten

Im Club, an der Bar, im Park oder in der Bahn: Für Männer ist Flirten nicht immer einfach. Aber es gibt Hilfe – und jede Menge Ratgeber, mal seriös, mal eher unkonventionell. Und alle wissen am Besten, wie sie bei wirklich jeder Frau landen. Garantiert.

Hat sie mich jetzt ein zweites Mal angeschaut? Galt das Lächeln mir? Soll ich sie ansprechen? Wird sie darauf einsteigen oder mich als Macho-Arschloch abkanzeln? Fragen, die sich wohl so ziemlich jeder Mann schon mal gestellt hat – und dann doch nicht zur Tat schritt. Sei es die Emanzipation, seien es mangelndes Selbstbewusstsein oder überbordende politische Korrektheit: Schon so mancher Flirt wurde aufgegeben, ehe er richtig beginnen konnte.

Doch dem Mann kann geholfen werden. Zum Beispiel durch Lola Sparks im Internet. Lola Sparks, eine langhaarige junge Frau mit etwas piepsiger Stimme, erteilt auf Youtube Nachhilfe im Verführen. Sie erzielte schon eine halbe Million Klicks mit ihren Ratgebern nach dem Motto: „Was Frauen wollen: So schnappst du dir jede Frau.“ Oder: „Alter, wie mach ich mir die Frau klar?“

Im Ton einer guten Freundin, auf ihrem grauen Sofa sitzend, zählt die Frankfurter Bloggerin ihre goldenen Flirt-Regeln auf. „Beobachtet die Frau im Gespräch“, lautet ein Tipp. „Lest euer Gegenüber, macht euch nicht klein.“ Sie geht auch auf die Kommentare der frustrierten männlichen Zuschauergemeinde ein. „Mädels wollen nicht gut behandelt werden, sie nehmen doch immer die Typen, die sie schlecht behandeln“, klagt ein Ratsuchender. Ihre diplomatische Antwort lautet: nicht anbiedern, sondern authentisch sein. Darauf springen Frauen nach ihrer eigenen Erfahrung an.

Mal vollmundig, mal lebenserfahren, mal schnoddrig

Vollmundiger preist Estefano d’Elano seine Verführungskünste an – diesmal von Mann zu Mann. D’Elano, nach eigener unbescheidener Einschätzung europaweit als der „Nummer-1-Experte in Sachen weiblicher Psychologie bekannt“, präsentiert sich auf seiner Website als oberster Frauenversteher. Die Titel seiner Videos sind reißerisch, etwa: „Dieses Kompliment macht Frauen verrückt nach dir.“

Nach d’Elanos Theorie langweilt die meisten Frauen ein Kompliment über ihr Aussehen; sie bedankten sich zwar meist höflich – aber der eroberungswillige Mann sei keinen Schritt weiter. Er empfiehlt stattdessen, etwas listiger vorzugehen. Denn das erfolgreiche Kompliment sei jenes, das der Frau zeige, dass der Mann sie nett findet, sie sich aber anstrengen muss, um bei ihm zu landen. Zum Beispiel „Dein Lächeln ist das zweitsüßeste Lächeln, das ich heute gesehen habe.“ Ein Spruch dieser Art, davon ist er überzeugt, sei wesentlich erfolgversprechender.

Manche Flirt-Experten bringen ihr Alter ins Spiel, so wie Gitta Schweitzer auf Youtube. Sie schöpft aus der Lebenspraxis und wirbt für sich mit den Worten: „Wer kann Ihnen besser erklären, wie Frauen wirklich ticken, an welchen Hürden Sie bisher gescheitert sind, als eine erfahrene Frau?“ Andere setzen auf bewusst schnodderige Lässigkeit, so wie man es von den Typen aus der Fernsehserie „How I Met Your Mother“ kennt. Geschäftstüchtig haben die TV-Autoren auch das Buch zur Serie herausgegeben. Titel: „Das Playbook“. Ob jedoch Anmachsprüche wie „Sag der Zielperson, du seist Feuerwehrmann. Spritze raus, Hahn auf, volles Rohr“ beim Anbändeln sehr weit führen, kann bezweifelt werden.

Substanzieller geht es im Werk „Das Gesetz der Eroberung“ von Maximilian Pütz und Arne Hoffmann zu. Auf 319 Seiten werden „perfekte Strategien“ zur Eroberung dargelegt. Das Buch ist für Anfänger konzipiert: Allein drei Seiten widmen sich der Frage, wie man merkt, ob eine Frau interessiert ist. Glaubt man dem Autor, dann gehört zu den wichtigen Strategien eine genaue Beobachtungsgabe – bis hin zur Fußstellung: Ein Beispiel: „Sie steht bei der Unterhaltung mit dir so, dass ihre Waden leicht nach außen gedreht und die Zehen aufeinander gerichtet sind, womit sie besonders harmlos und schutzbedürftig erscheint.“



Das Gesetz der Eroberung - Maximilian Pütz und Arne Hoffmann. Heyne, München 2014. 8,99 Euro.

Ist das Interesse geweckt, kann man sich der Frage widmen, wie aus einem Telefongespräch ein Date wird. Doch Vorsicht! Vor dem ersten Tête-à-tête muss die Wohnung entsprechend präpariert werden. Denn das Ambiente „gibt der Frau einen Einblick in deine Persönlichkeit“. Für die Vorbereitung, die auf acht Seiten geschildert wird, sollte der Mann mindestens einen Urlaubstag vor dem Date einplanen. Punkt 17 des Wohnungs-Checks: „An mehreren strategisch ausgewählten Orten deiner Wohnung hast du griffbereit Kondome verstaut, sodass du nicht lange danach suchen musst, sondern dort, wo ihr euch gerade näherkommt, nur danach zu greifen brauchst. So bleibt alles im Fluss, und es kommt zu keiner störenden Unterbrechung, die deiner Besucherin womöglich die Gelegenheit gibt, es sich noch einmal anders zu überlegen.“

Authentisch bleiben

Das Problem ist nur: Wie bekommt der Möchtegern-Eroberer die Auserwählte überhaupt so weit, dass sie den Fuß über seine Schwelle setzt? Hier versprechen sogenannte „Pick-up-Artists“ Hilfe. Auf Deutsch: selbst ernannte Aufreißkünstler. In Deutschland haben sie seit dem Erscheinen des Buchs „Die perfekte Masche. Bekenntnisse eines Aufreißers“ von Neil Strauss im Jahr 2005 großen Zulauf. Der Autor brüstet sich, bis zu zehn Freundinnen gleichzeitig zu haben. Per Internet findet man Gruppen in jeder Stadt und auch diverse Nachahmer. Ihre Techniken sind zweifelsohne wirksam – wenn auch umstritten.

„Diese Pick-up-Artists sind ganz fähige junge Männer“, sagt Annett Gaida (46), die als Single-Coach in Berlin arbeitet. „Es fehlt mir jedoch die Wertschätzung der Frau bei ihnen.“ Gaida denkt, dass es den Aufreißern eher um Selbstbestätigung geht als darum, eine Frau wirklich kennenzulernen und dann eine innige Beziehung aufzubauen. Die Ratsuchenden, die zu ihr zum Coaching kommen, haben oft eine gescheiterte Beziehung hinter sich und wissen nicht recht, wie sie den Kontakt zu potenziellen Partnern aufbauen sollen. Ihrer Erfahrung nach haben Männer vor allem Befürchtungen, jemanden anzusprechen, wenn der- oder diejenige attraktiv sei. Generell, so sagt sie, suchen Männer eher im Internet nach Hilfe, während Frauen die Freundin oder Bekannte um Rat fragen.

Sie rät, immer authentisch zu bleiben. Man könne zwar hilfreiche Tipps in Ratgebern finden, aber damit werde lediglich der Verstand gefüttert. „Wichtig ist, dass etwas auf der emotionalen Ebene passiert.“ Blockaden könnten schon durch ein Kurzzeitcoaching gelöst werden, sagt Gaida. Aber vor allem sei beim Flirten das Training wichtig – wie beim Radfahren. Und noch ein letzter Tipp an die Männer: „Ohne Erwartungshaltung ist alles viel einfacher. Wer nicht viel erwartet, wird weniger enttäuscht.“

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