Das weite Land der Seele

Immer mehr Menschen leiden an psychischen Erkrankungen, geschätzte 500.000 Österreicher sind allein vom Burn-out-Syndrom betroffen. Neben dem Leid der Betroffenen ist auch der volkswirtschaftliche Schaden enorm, wie die Wifo-Studie „Psychische Belastungen der Arbeit und ihre Folgen“ aufzeigt: 3,3 Milliarden Euro. „Der Bedarf an Psychotherapeuten ist sehr groß“, so Christa Pölzlbauer, Vizepräsidentin des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie (ÖBVP).

Bewusstsein schaffen

Wer sich zum Psychotherapeuten berufen fühlt, muss sich jedenfalls auf eine intensive Ausbildung einstellen. Diese setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Dem Propädeutikum, in dem die theoretischen Grundlagen vermittelt werden, sowie dem darauffolgenden Fachspezifikum. Beim zweiten Teil der Ausbildung legen sich die Studenten schließlich auf eine der rund 20 in Österreich vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) anerkannten psychotherapeutischen Methoden fest.

Mit dem abgeschlossenen Studium endet der Bildungsweg eines Psychotherapeuten allerdings nicht. Im Gegenteil: Der Gesetzgeber definiert eine fixe Zahl an Weiterbildungsseminaren, die absolviert werden müssen. Die Auswahl an Anbietern ist in diesem Bereich groß. Zu einem guten Überblick verhilft hier die Website des ÖBVP. Wie Pölzlbauer erklärt, unterhält der Verein eine eigene Abteilung, die die Anbieter kontrolliert und auch zertifiziert. „Wir wollen eine klare Grenze zu unseriösen Anbietern ziehen“, sagt sie.

Einzelseminare und Seminarreihen für den systemischen, den hypnotischen sowie den hyposystemischen Ansatz bietet etwa der Verein für psychosoziale und psychotherapeutische Aus-, Fort- und Weiterbildung (VPA) an. „Beim systemischen Ansatz geht es darum, die Aktualität des Problems und dessen Lösung in den Vordergrund zu stellen. Dafür werden bei Bedarf mehrere Personen – etwa Familienmitglieder – miteinbezogen“, erläutert Gabriele Thalhammer, Vorstand des VPA. „Bei der Hypnotherapie wird der Patient in einen leichten Trancezustand versetzt, um das Unterbewusste etwas hervorzuholen“, erklärt sie. „Und die hypnosystemische Therapie ist wiederum eine Verbindung aus dem systemischen und hypnotischen Ansatz.“ Nicht mit dem Unbewussten, sondern mit dem erweiterten Bewusstsein beschäftigt sich die Transpersonale Psychologie. Die ebenfalls vom ÖBVP zertifizierte Weiterbildung „verbindet das Wissen der Psychotherapie mit der Weisheit spiritueller Wege“, so Hans Peter Weidinger vom Österreichischen Arbeitskreis für Transpersonale Psychologie und Psychotherapie (ÖATP). Das Kompaktcurriculum „Transpersonale Psychologie, Transpersonale Psychotherapie und Holotropes Atmen“ richtet sich an Therapeuten ebenso wie an Menschen, die die Möglichkeiten ihres Bewusstseins für die eigene Entwicklung kennenlernen möchten.

Persönliche Therapien

Die Donau-Universität bietet mehrere Möglichkeiten, etwa Integrative Gestalttherapie oder Klientenzentrierte Psychotherapie, und kooperiert dabei mit dem Österreichischen Arbeitskreis für Gruppentherapie und Gruppendynamik (ÖAGG) und der Österreichischen Gesellschaft für wissenschaftliche, klientenzentrierte Psychotherapie und Personenorientierte Gesprächsführung (ÖGWG). „Insgesamt haben wir in den letzten Jahren eine fortschreitende Akademisierung gesehen, die für die Psychotherapie insgesamt natürlich einen Qualitätssprung bedeutet“, so Anton Leitner, Leiter des Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit der Donau-Universität Krems.

Die Integrative Therapie ist in Österreich relativ neu und berücksichtigt, „dass es für den einen Patienten besser ist zu reden, für den anderen wiederum, sich über kreative Medien zu öffnen und zu kommunizieren“, so Leitner. „Dahinter stehe die Idee, dass Menschen verschieden sind, weshalb es auch sinnvoll ist, ein breites diagnostisches und therapeutisches Spektrum anzuwenden.“ Behandelt werden damit unter anderem Depressionen und psychosomatische Störungen, Angststörungen oder auch Lernschwierigkeiten.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.donau-uni.ac.at, www.vpa.at

www.psychotherapie.at, www.transpersonal.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2012)

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