Das hält Paare zusammen

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Klar, es geht auch so. Doch ob es das gemeinsame «Wir-Gefühl» stärkt? Aus der ORF-Sendung «Dancing Stars» mit Kathrin Menzinger und Hubert Neuper. «(ORF/Keystone, Milenko Badzic)

Ohne Aufwand ist nichts zu haben – auch eine Beziehung nicht. Um dies zu versinnbildlichen, vergleichen Psychologen eine Liebesziehung gerne mit einer Klettertour. So auch Guy Bodenmann, Paar- und Familientherapeut und Professor für Klinische Psychologie an der Universität Zürich. In einem Interview in der aktuellen Zeitschrift «Psychologie heute» erörtert er die Hauptgründe, weshalb Partnerschaften in eine Krise geraten.

Als einer der wichtigsten Punkte für Krisen und Trennungen nennt der bekannte Therapeut die hohen Erwartungen, die Paare häufig haben. «Sie denken, wenn sie vor dem Berg stehen: Das schaffen wir, das ist nicht schwer.» Dann aber müssten sie realisieren: Das Ganze ist doch aufwendiger als gedacht. Viele Menschen seien sich zu wenig bewusst, dass man eine Partnerschaft pflegen müsse – und oftmals fehle auch die Bereitschaft dazu. Sie glauben, die Liebe alleine trage sie.

Doch sowohl eine Klettertour als auch eine Paarbeziehung sei nicht einfach ein sanftes Hochgleiten, sondern ein Sich-hinauf-Arbeiten. «Beides ist etwas Wunderschönes, aber ohne Aufwand nicht zu haben. Der Aufwand gehört genauso dazu wie die schöne Aussicht oder der Stolz auf das Erreichte.» (In diesem Zusammenhang ist der Artikel meiner Kollegin Ulrike Hark sehr zu empfehlen: «Warum die Ehe eine gute Sache ist», im «Tages-Anzeiger» vom letzten Freitag).

Es sind einerseits die Erwartungen, die eine Beziehung kriseln und in die Brüche gehen lassen. Doch auch der Wunsch nach Selbstverwirklichung steht laut Guy Bodenmann vielen Paaren im Weg. Das Bedürfnis, dass es einem in einer Beziehung selbst gut gehe, sei zwar berechtigt. Aber genauso wichtig sei, dass es beiden gut gehe. «Es ist eine Kletterpartie zu zweit. Man will ja gemeinsam den Gipfel erklimmen, man muss also auch Rücksicht auf den anderen nehmen.» Dieses Bewusstsein fehle allerdings oft. Als weitere Beziehungskiller nennt Guy Bodenmann Zeitmangel und Alltagsstress. All dies führe letztlich häufig zu einer gegenseitigen Entfremdung. Die Erklärung von Paaren, die sich trennen, lautet denn auch oft: «Wir haben uns auseinandergelebt.»

Was aber machen Paare richtig, die schon lange – und glücklich – zusammen sind? Fasst man Bodenmanns Aussagen zusammen, sind es vor allem diese drei Punkte:

  • Sich Zeit füreinander nehmen: Man hat gemeinsame Begegnungen, Erfahrungen und Erlebnisse, ein Wir-Gefühl entsteht. Ein Paar solle sich als ein «Wir» fühlen und nicht als zwei «Ich». Hat man Zeit füreinander, erhält auch die Kommunikation eine andere Tiefe. Man spricht eher an, was einen wirklich beschäftigt.
  • In die Partnerschaft investieren: Attraktivität, Neuartigkeit und Faszination füreinander nehmen im Laufe der Zeit ab. Umso wichtiger ist deshalb, dass Intimität, Vertrauen, Verbundenheit und Verlässlichkeit zunehmen. Das allerdings geschieht nicht von selbst. Das Paar muss sich um die Beziehung kümmern.
  • Emotionaler Austausch: Bodenmann nennt es «emotionales Updating». Man spricht über wichtige Themen, Gefühle, Bedürfnisse und interessiert sich für den anderen. Das ist vor allem in einer stressreichen Zeit enorm wichtig. Denn Stress verhindert Selbstöffnung. «Man bleibt dem anderen nicht nah, spürt nicht, wo er oder sie im Leben steht oder was wichtig ist.» Die Intimität werde geringer, das Paar entfremde sich zunehmend. «Das ist kritisch für die Partnerschaft.»

Guy Bodenmann legt Paaren ans Herz, die Partnerschaft von Anfang an zu pflegen – und nicht zu schnell ihre Beziehung aufzugeben. Die Auswirkungen einer Trennung auf die seelische und auch körperliche Gesundheit seien oft gravierend – «von den Folgen für die Kinder ganz zu schweigen». Und was viele gemäss dem Psychologen nicht berücksichtigen: «Auch die Attraktivität eines neuen Partners und die Verliebtheit mit ihm sind denselben Gesetzmässigkeiten unterworfen.»

Wie sagte Friedrich Nietzsche einst so schön:

Nicht mangelnde Liebe, sondern mangelnde Freundschaft führt zu unglücklichen Ehen.

Was ist Ihre Meinung? Was braucht es alles für eine erfüllte Paarbeziehung?

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