Daran erkennt man resiliente Menschen!

Von Psychologie aktuell Redakteur Helge Huffstodt Elleser.

Die seelische Widerstandskraft nennt man Resilienz und jeder will wissen, wie er resilienter - und damit psychischer stärker - werden kann. Deshalb lohnt sich die Frage, an welchen Merkmalen man jene Menschen erkennt, die es besser schaffen mit schwierigen Situationen oder gar Krisen umzugehen? Die Forschung hat dabei einige wichtige Faktoren identifizieren können

Akzeptanz!

Resiliente Menschen akzeptieren den Wandel, statt ihm mit Angst und Abwehr zu begegnen. Für sie ist Veränderung immer mehr Chance als Risiko, sie erleben Probleme als überwindbare Hürden.

Resiliente Menschen weisen eine höhere psychische Flexibilität auf, einen Hauch von „Spielernatur" mit innerem Abstand zum „Ernst des Lebens". Sie akzeptieren, dass es nicht immer eine perfekte Lösung gibt und anerkennen, dass nichts für die Ewigkeit ist. Wenn es keine Lösung gibt wissen sie, dass sie nicht auf jede Frage eine Antwort haben müssen.

Emotionen erkennen und akzeptieren!

Jeder Mensch erlebt sowohl Freude als auch Frust, Trauer und Leid. Entscheidend ist, wie die jeweiligen Gefühle interpretiert werden. Resiliente Menschen erleben keineswegs weniger oft herausfordernde Situationen als andere.

Aber: sie nehmen die positiven Ereignisse stärker und bewusster wahr! Sie akzeptieren ihre Gefühle, nehmen sie als Wegweiser für ihr Planen und Handeln, aber nicht als „Übermächte" von außen.

Gesunder Optimismus!

Resiliente Menschen gehen bei kritischen oder beschwerenden Zuständen davon aus, dass sie diese Situationen „schon irgendwie meistern werden". Wenn dies dann klappt, lernen sie daraus, „dass es gut gehen kann".

Gelingt es nicht, vertrauen sie darauf, dass es immer irgendwann eine zweite Chance geben wird. So schaffen sie es, länger durchzuhalten oder länger an einer Lösung zu arbeiten, weil sie mit einem potentiell guten Ausgang rechnen.

Die eigene Wirksamkeit klar sehen!

Die Wertschätzung hinsichtlich der eigenen Person ist bei seelisch widerstandsfähigen Menschen höher. Sie haben mehr Vertrauen in die Welt und ihr Einwirken auf den Lauf der Dinge. Das macht sie unabhängig von der Bestätigung durch andere. Sie beurteilen sich selbst positiver und sind sich ihrer eigenen Begabungen bewusst.

Machtgefühle zulassen!

Wenn kritische Erfahrungen eintreten, neigen viele Menschen dazu, die Ursachen beim Zufall oder bei anderen Personen zu sehen. Sie nehmen den „Lauf der Welt" und das „Schicksal" als etwas Unbeeinflussbares wahr.

Sie meinen, dass die schlimme Erfahrung eingetreten wäre, egal was auch immer sie selbst getan hätten. Oder, noch schlimmer, sie glauben, dass sie allen Lauf der Welt selber steuern müssen, damit ja nichts schief geht! Psychologen sprechen dann von einer zu stark oder zu schwach ausgeprägten Kontrollüberzeugung.

Resiliente Menschen haben eine mäßig stark ausgeprägte Kontrollüberzeugung. Sie nehmen ihren Einfluss „auf die Dinge" realistisch wahr. Weder fühlen sie sich ausgeliefert, noch glauben sie die ganze Last der Welt auf ihren Schultern zu tragen. Sie wissen realistisch, wie sehr sie Situationen beeinflussen und steuern können - oder eben nicht. Ereignisse erscheinen für sie in einem normalen Maße kontrollierbar.

In Krisensituationen fühlen sie sich nicht ohnmächtig oder der Situation ausgeliefert. Sie nehmen weder die Opfer- noch die Heldenrolle ein, sondern übernehmen vernünftig Verantwortung für ihr Leben.

Vitamin B aka "Soziales Networking"!

Wer im Fall der Fälle auf ein Netz von Freunden und Helfern zurückgreifen kann, ist klar im Vorteil. Daran ist nichts falsch, sondern es ist 100% menschlich und extrem hilfreich. Je größer und stabiler dieses soziale Netz in „Friedenszeiten" gewoben wurde, desto mehr kann man mit Unterstützung und Hilfe im „Kriegsfall" rechnen.

Die auf diesem Wege potentiell zur Verfügung stehende Hilfe muss dann noch nicht einmal tatsächlich in Anspruch genommen werden - allein die Aussicht, dass ein tragfähiges soziales Netz Hilfe leisten kann, stärkt die Resilienz.

Distanz wahren!

Resiliente Charaktere nehmen sich, andere und das Leben ernst. Aber nicht bitterernst. Ihren größten Respekt zeigen Sie, wenn es um Gefühle geht, ihre eigenen und jene anderer Menschen. Sie wissen, dass das Leben niemals ganz zu kontrollieren ist und dass die Gefühle die Essenz jeder menschlichen Realität sind.

Und das heißt jetzt...?

So lässt sich ein Fazit ziehen: das individuelle Maß an Resilienz ist zwar angeboren, aber es wird gestärkt durch

  • eine ordentliche Portion Eigensinn
  • ein Gefühl für die eigenen Handlungspotentiale
  • das Wissen um die eigenen Verantwortlichkeiten und deren Grenzen
  • den Impuls handeln zu dürfen, wenn es nötig ist
  • einen tatsächlichen Handlungsspielraum, der es einem Menschen gestattet, auch einmal einen Fehler zu machen, ohne dafür gleich sanktioniert zu werden

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