Chefs sollten wissen, wie der Mitarbeiter tickt

Der eine Mitarbeiter braucht viel Zuwendung, der andere fühlt sich wohler, wenn er sich abgrenzen kann. Chefs, die wissen, wie ihr Team tickt, tun sich beim Führen leichter.


Mitarbeiter Hubert Maier grüßt prinzipiell nicht und sitzt gern
abgegrenzt an seinem Schreibtisch? Lassen Sie ihn - und ärgern Sie
sich vor allem nicht über die vermeintliche Arroganz. Kollege Maier
mag Sie trotzdem. Er kann nur nicht anders. Denn er ist nun mal ein
"Distanz-Typus". Seine "Macken" sollten Sie als Führungskraft
einschätzen können, genauso wie die Eigenheiten eines "Nähe-Typus",
eines "Dauer-Typus" und eines "Wechsel-Typus" (siehe Kasten).

"Das hilft enorm im Führungsalltag", verspricht Managementtrainerin
Ursu Mahler, die Führungskräften das Einmaleins der Psychologie
beibringt ("Praktische Psychologie für Führungskräfte", 26.-27. März
in Wien, Veranstalter Business Circle). In ihren Seminaren sitzen
Chefs, die mit ihren Mitarbeitern besser umgehen wollen. "Sie wollen
sie mehr einbeziehen, sie besser führen - kurzum, ihnen das Tagwerk
schmackhafter machen."

Mahler ist überzeugt: "Das lässt sich lernen." Zwei Tage lang zeigt
sie, was es heißt, Mitarbeiter persönlichkeits-orientiert zu führen.
Sie hilft ihren Teilnehmern, psychologische Spiele im Team zu
erkennen und erklärt, wie Verhaltensmuster verändert werden können.
"Wichtig ist, sich einmal hinzusetzen, sein Team durchzugehen und
sich die unterschiedlichen Typen vor Augen zu führen", sagt Mahler
und fügt hinzu: "Schon daraus, wie der Schreibtisch ausschaut, lassen
sich viele Rückschlüsse ziehen." Dem "Distanz-Typus" gibt man
beispielsweise kurz und klar Ziele vor ("Ich verlasse mich auf
Sie!"). Mahler: "Der will keinen Small Talk führen, der will noch
nicht mal die Hand geben. Da darf man nicht beleidigt sein." Bindung,
Zuneigung und Vertrauen haben dafür beim "Nähe-Typus" einen hohen
Stellenwert. "Der braucht die Frage:, Wie war das Wochenende?'",
erklärt Mahler.

Nicht verstellen

Den "Dauer-Typus" muss man mit Samthandschuhen anfassen, gerade, wenn
es um Veränderungen geht. "Der mag Sicherheit und Beständigkeit. Er
will auch immer am gleichen Platz in der Kantine sitzen", schmunzelt
Mahler. Sie ist überzeugt: "Führungskräfte, die sich ein wenig darauf
einlassen, werden ihre Mitarbeiter glücklich machen. Das heißt ja
nicht, dass man sich als Chef verstellen muss."

Entscheidend ist, dass Führungskräfte eine große Rollenvielfalt
beherrschen. Früher hieß es gern mal: Der Chef ist halt so. Das geht
laut Mahler heute nicht mehr. Heute muss die Führungskraft sieben,
acht Rollen spielen können. Sie muss mit Widersprüchen umgehen
können, darf nicht blockieren und muss sich rasch anpassen. Mahler:
"Sie müssen der knallharte Hund sein, aber eben auch Seelentröster
und Motivator."

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