Ein Burnout sollte als ernsthaftes Warnsignal erkannt werden. © dpa / Oliver Berg
Ein Burnout kann Vorbote einer ernsthaften psychischen oder körperlichen Erkrankung sein. Er gilt nicht als eigenständige Erkrankung, kann aber durchaus zu Krankschreibungen führen. Darauf weist die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) in Berlin hin. Bei 85 Prozent der Krankschreibungen wegen Burnouts diagnostizierte der Arzt zusätzlich psychische Probleme wie eine Depression oder körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen.
Das ergab eine Studie, die die BPtK am Mittwoch (6. Juni) in Berlin vorstellte. Nur 15 Prozent der Burnout-Krankschreibungen erfolgten demnach ohne weitere Diagnose. Doch auch dann könne ein Burnout auf eine entstehende psychische oder körperliche Erkrankung hinweisen.
Ein Warnzeichen sollte es sein, wenn ein Arbeitnehmer auch in seiner Freizeit ständig über den Job nachgrübelt und dadurch keine Distanz mehr zu seiner Tätigkeit schaffen kann. "Nach einer anstrengenden Arbeit ist eine gewisse Erschöpfung angemessen, beim Burnout hält das Gefühl des Ausgelaugtseins und der Überlastung aber nicht nur ein paar Tage an", sagte BPtK-Präsident Prof. Rainer Richter. "Wenn es über eine längere Zeit nicht mehr gelingt, den Kopf frei zu kriegen, sich wieder zu erholen, ist das ein Alarmsignal."
Eine Krankschreibung könne auch dann schon sinnvoll sein, um einer ernsthaften psychischen Erkrankung vorzubeugen. Denn die Seele habe ein großes Selbsthilfe- und Selbstheilungspotenzial, das sich zum Beispiel in einer Auszeit vom Job aktivieren lasse. Allerdings müsse dafür schnell abklärt werden, was wirklich hinter den Symptomen steckt, betont Richter. Ist zum Beispiel bereits eine Depression im Entstehen, sei verordnete Ruhe meistens falsch, denn sie nehme den Betroffenen nur noch mehr inneren Antrieb.
Fehltage im Job
Psychische Erkrankungen legen immer mehr Arbeitnehmer lahm: Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage hat sich deswegen seit dem Jahr 2000 fast verdoppelt, sagte Rainer Richter. Aktuell seien 12,5 Prozent aller betrieblichen Fehltage auf seelische Erkrankungen zurückzuführen. "Der Trend ist ungebrochen." Richter sieht die Ursache dafür vor allem in wachsendem Druck am Arbeitsplatz.
Dabei seien Krankschreibungen aufgrund des neuen Volksleidens "Burnout" regelrecht explodiert: Seit 2004 um fast 1400 Prozent - jedoch von einem sehr niedrigen Niveau aus. Habe es 2004 bei 100 Versicherten wegen Burnouts 0,6 Fehltage im Jahr gegeben, seien es 2011 rund 9 Tage gewesen.
"Im Vergleich zu psychischen Erkrankungen sind neun Tage nicht viel", betonte Richter. Bei Depressionen dagegen waren es zuletzt 73 Ausfalltage. Burnout habe nur einen Anteil von 4,5 Prozent an den Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen, sagte Richter. Er bezog sich dabei auf eine neue Studie seiner Organisation.
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WorteDerVernuft
Heute, um 07:32 Uhr
Wem wundert eigentlich so ein Beitrag noch.
Burnout mit 1400 % Steigerung in wenigen Jahren spiegelt eigentlich nur das derzeitige(!) reale System wieder in dem wir leben. Der Leistungsdruck um in der heutigen Gesellschaft überleben zu können hat sich in den letzten Monaten derart vergrößert, das es soweit kommen muss. Die neue Volkskrankheit "Burnout" ist das Resultat der Verschiebung von Arbeit in unbefristeter Festanstellung mit Festgehalt und Stundenlohn in den neuen Trend der Arbeitsmodelle Grundlohn mit Leistungsprämie, oder ein Jahr befristete Arbeit mit einen weiteren Folgejahr in befristeter Arbeit (absolut keine familiären Planungssicherheiten mehr, einhergehend mit keine Kreditsicherheiten mehr), oder der unbeliebten Zeitarbeit auf Abruf (heute hier - morgen dort, eine unbestimmte Zukunft), oder gepaart mit unzähligen Überstunden/Mehrarbeit, Erfolgsprämiendruck, oder der neueste Schrei "Das volle Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld nur bei 100%-iger Anwesenheit im Jahr zu zahlen (also auch Krankheitstage durch berufsbedingte Krankheiten gegen zu rechnen!)", oder das soziale Familiendrama des Familien zerreisenden Pendlermodells (tagelange Abwesenheit des Partners), oder die Teilzeitarbeit so weit runterzuschrauben, das keine Sozialversicherungspflicht mehr besteht (und Arbeitnehmer sich dadurch keine Rentenpunkte mehr erarbeiten können), und dann noch die belastende Sache mit Beruf und Familie, quasi die unmöglich erscheinende Aufgabe die Kindererziehung/das Familienleben in Einklang mit der Arbeit zu bringen - heut zu Tage zu einer fast scheinbar unlösbaren Aufgabe geworden (besonders dann, wenn Familien durch das Pendlermodell noch völlig zerrissen werden)... etc, etcWIR SIND ZU ARBEITSMASCHINEN MUTIERT - JA DAS IST DIE UNBEQUEME WAHRHEIT HINTER BURNOUT !!!
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sagitta68
Gestern, um 15:37 Uhr
Vor ein paar Jahren noch weitgehend unbekannt (außer hinterm Teich) ist es jetzt bereits eine prima Einnahmequelle der Gesundheitsmafia. Läßt sich auch recht einfach diagnostizieren. Wie es ausschaut ist der Redakteur auch schon betroffen oder kurz davor.