Bundeswehr – Mehr Panzer für mehr Beruhigung

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Braucht die Bundeswehr nur noch 225 Panzer? Es dürfen ruhig mehr sein. Zwar rechnet niemand ernsthaft mit Panzerschlachten. Aber darum geht es auch gar nicht. Sondern um Psychologie und die Frage, welche Armee die Bundesregierung will.

Sind 225 Kampfpanzer genug? Für die Bundeswehr, für Deutschland, für die Sicherheit der Verbündeten im Osten? Genügen 89 Panzerhaubitzen? Wie viele Schützenpanzer sollen es sein?

In der Ukraine herrscht Krieg, und im Verteidigungsministerium wird wieder über Fragen nachgedacht, von denen man einige Zeit glaubte, dass sie sich nie wieder stellen würden. Zusammen ergeben sie eine große Frage, die angesichts der Lage im Osten, aber auch in diversen Staaten Afrikas, im Irak oder (ja, noch immer) in Afghanistan einer neuen Antwort bedarf: Welche Bundeswehr brauchen wir?

225 Kampfpanzer? In den Achtizgerjahren waren es mal 3500

Im nächsten Jahr will die Regierung eine Antwort geben, dann soll das neue Weißbuch für die Bundeswehr fertig sein. Schon jetzt aber lassen sich Teilfragen beantworten, etwa die nach den Kampfpanzern. Tatsächlich wirkt die Zahl 225 erst einmal erschreckend gering, nachdem es in den Achtzigerjahren mal 3500 waren.

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Auf der anderen Seite erwartet niemand ernsthaft Panzerschlachten auf dem Gebiet der Nato. Worum es stattdessen geht, ist Psychologie: Je sicherer sich die Verbündeten im Osten fühlen, etwa der Nachbar Polen, desto geringer wird die Gefahr von Übersprungshandlungen, die zur Eskalation führen könnten. Für dieses Sicherheitsgefühl ist die Zahl der deutschen Kampfpanzer nicht ganz unbedeutend. Mehr als 225 dürften es ruhig sein.

Die Regierung muss entscheiden, welche Armee sie haben will

Wie viele genau? Jedenfalls so viele, dass die Bundeswehr kein "dynamisches Verfügbarkeitsmanagement" betreiben muss. Hinter diesem Vernebelungsbegriff verbirgt sich die nackte Mangelverwaltung: Weil die Truppe durchschnittlich nur zu 75 Prozent mit Panzern und anderem schweren Gerät ausgestattet ist, sollen die Ungetüme quer durch die Republik gekarrt werden - dorthin, wo ausgebildet oder geübt werden muss. Das ist so, als arbeiteten bei der Stadtreinigung 100 Straßenkehrer, für die es leider nur 75 Besen gibt. Da hilft auch nicht der Einwand, das sei bei der Bundeswehr schon immer so gewesen. International macht man sich auf diese Weise schlicht lächerlich.

Das Grundproblem liegt in einem zentralen Prinzip der Bundeswehrreform. Es lautet: Breite vor Tiefe. Die Truppe wird zwar verkleinert, und zwar personell wie materiell - soll aber zugleich alle wesentlichen militärischen Fähigkeiten behalten. Das führt dazu, dass sie manches eher schlecht als recht kann und Dinge, in denen sie gut ist, im Einsatz nur mit größter Mühe länger durchhält - etwa die Raketenabwehr. Das ist nicht mehr zeitgemäß.

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