In seinem neuen Buch Die deutschen Regionalcharaktere geht Andreas Vonderach bekannten Stereotypen über Deutschlands Regionen auf den Grund. Das Klischee vom gemütlichen Sachsen und dem sparsamen Schwaben scheint also so falsch nicht zu sein. Vonderach wertete 364 Dokumente aus der Zeit von 1864 bis 1950 aus. Vertreten sind Beschreibungen deutscher Regionalcharaktere von Gustav Freytag, Theodor Fontane und Wilhelm Heinrich Riehl aus.
Dabei entsteht ein Panorama regionaler Mentalitäten im deutschen Sprachgebiet im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Vonderachs Belege reichen bis ins Mittelalter und fundieren seine Untersuchungen zur psychologischen Wirkungsweise, dem Alter und den Ursachen der Regionalcharaktere.
Andreas Vonderach: Die deutschen Regionalcharaktere. Psychologie und Geschichte. Husum Verlag 2012. 204 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Broschiert. 19,95 Euro. ISBN 13: 978-3-89876-592-3.
Diesen Donnerstag haben die Leipziger Buchmesse und Literarische Colloquium Berlin die Shortlist zum Preis der Leipziger Buchmesse 2012 bekannt gegeben. Verliehen wird der Preis am 15. März. Jeweils fünf Autoren dürfen auf einen Preis in den Bereichen Belletristik, Sachbuch oder Übersetzung hoffen.
Unter den Nominierten befindet sich auch der Professor für Osteuropäische Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, Jörg Baberwoski. In seinem Sachbuch Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt untersucht er die ideologischen Ursachen des stalinistischen Totalitarismus. Für Baberowski bleibt Stalin ein „Psychopath und passionierter Gewalttäter”, dem die Ideologie der Bolschewiki als willkommene Rechtfertigung gedient hätte. Jedoch könne die kommunistische Ideologie selbst nicht für die Verbrechen Stalins zur Rechenschaft gezogen werden. Eine provokante These!
Jörg Baberowski: Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt. C. H. Beck 2012. 606 Seiten, mit 74 Abbildungen. Gebunden. ISBN 978-3-406-63254-9. 29,90 Euro. Erscheint am 16. Februar 2012.
Im Bereich „Belletristik” hat es Anna Katharina Hahn mit ihrer Milieustudie in Romanform, Am schwarzen Berg, in den Kreis der Nominierten geschafft. Hahn schildert die Menschen der akademischen Mittelschicht im beschaulichen Stuttgart im Sommer 2010. In der Zeit von Stuttgart 21 fristet Peter, nachdem seine Freundin mit den beiden Kindern verschwunden ist, ein tristes Dasein am Rande Stuttgarts, dem „Schwarzen Berg”.
Erst der vor der Pensionierung stehende Lehrer Emil, der in Peter den nie bekommenen Sohn entdeckt, vermag den Deprimierten etwas aufzurütteln. Zugleich zieht er ihn aber auch in eine Scheinwelt, die vor allem aus der Lektüre des Romantikers Eduard Mörike und Leistungsverweigerung besteht. In den Illusionen einer akademischen Mittelschicht gefangen, gelingt es den Freunden und Nachbarn Peters offenbar nicht, ihn aus dem Schlamassel zu retten.
Anna Katharina Hahn: Am schwarzen Berg. Roman. Suhrkamp Verlag 2012. 236 Seiten. Gebunden. 19,95 Euro. ISBN: 978-3-518-42282-3. Erscheint am 12. März 2012.
Die dänische Autorin Jane Teller hat sich durch das provokante Kinderbuch über Fluch und Segen des Nihilismus, Nichts: Was im Leben wichtig ist, einen Namen gemacht. Ihr Werk verhandelt zumeist ethisch fundamentale Fragen, so auch der Roman Komm. Ein Verleger nimmt die Plagiatsvorwürfe an seinen Bestsellerautor hier zum Anlass, um über das Verhältnis von Literatur und Moral nachzudenken. Sein Leben streift an ihm vorbei, er kommt zum Schluss: „Komm, folge mir. Du musst dein Leben ändern.” Mit Teller stellt er grundlegende Fragen: „Was bedeutet Verantwortung?”, „Wie wollen wir leben?” und vor allem: „Kann Kunst überhaupt die Welt besser machen?”
Jane Teller: Komm. Roman. Carl Hanser Verlag 2012. 160 Seiten. Gebunden. ISBN-10: 3446237569. Erscheint am 27. Februar 2012.