Blockaden im Kopf – Studien zur Überwindung von Denkfallen in der Arbeitswelt

16.07.2015, 17:14 | Wissenschaft | Autor: idw | Jetzt kommentieren

Denkfallen, im Fachjargon dysfunktionale Kognitionen genannt, können ein großer Hemmschuh sein beim Ausschöpfen der eigenen Potenziale. In der klinischen Psychologie kennt man sie als Begleitsymptome von Depression. Bislang waren dysfunktionale Denkmuster in der Arbeitswelt noch nicht thematisiert worden, obwohl diese Denkblockaden auch dort auftreten und weitreichende Auswirkungen haben können. Dr. Martin Sauerland, Wirtschaftspsychologe an der Universität Koblenz-Landau, hat diesen Ansatz erstmals systematisch erforscht. Gebündelt sind seine Studienergebnisse und Ansätze der Öffentlichkeit nun in seinem aktuell erschienenen Buch „Design your mind – Denkfallen entlarven und überwinden“ praxisnah zugänglich.

„Hätte ich doch einen anderen Job gewählt“ – Den meisten Arbeitnehmern wird dieser Gedanke hin und wieder schon durch den Kopf geschossen sein. Laut Sauerlands Studien hegen 60 Prozent der deutschen Arbeitnehmer diesen Gedanken und zwar im Schnitt zweimal die Woche. „Werden solche Denkschleifen nicht analysiert und lösen kein zielführendes Verhalten aus, etwa ein Jobwechsel oder eine Umschulung, können sie auf Dauer sehr demotivierend wirken“, bekräftigt Sauerland. Insgesamt 15 dysfunktionale Denkmuster in der Arbeitswelt hat Sauerland bislang festgestellt. Über 80 Prozent der arbeitenden Bevölkerung kennen solche Denkblockaden gar in hoher Ausprägung.

Hinter diesen Überzeugungen verbergen sich meist irrationale Gründe, weiß Sauerland. Verursacht werden dysfunktionale Denkmuster insbesondere durch drei Faktoren: durch Sozialisationsprozesse in Form von Leistungsimperativen, die durch Schulsozialisation und Erziehung auferlegt werden, durch eigene Motive wie die Furcht vor sozialer Rückweisung oder die Furcht vor anderen Personen sowie durch verzerrte soziale Vergleiche mit anderen, ohne die Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. „Diese Denkfallen führen dazu, dass Personen ihre Bedürfnisse nicht optimal befriedigen und ihr Leistungspotenzial nicht ausschöpfen“.

Besonders stark kommen dysfunktionale Kognitionen unter Leistungsdruck, bei Stress, in Change-Prozessen oder in Fällen von Absentismus zur Geltung, also wenn ein Arbeitnehmer aufgrund von Motivationsverlust erhöhte Fehlzeiten hat. Was Denkblockaden im Arbeitsleben bewirken können, hat Sauerland in zahlreichen Studien untersucht und unter anderem Zusammenhänge zu Entscheidungskompetenz, Karriereerfolg, Leistungsmotivation, Abiturnote oder Burnout-Gefährdung festgestellt. So tun sich Beschäftigte mit ausgeprägten dysfunktionalen Denkmustern schwer mit Entscheidungen, bleiben auf der Karriereleiter stecken und sind stärker gefährdet, auszubrennen.

Sauerland hat ein Diagnoseinstrument entwickelt, mit dem Personen dysfunktionale Kognitionen systematisch selbst aufspüren können. „Dysfunktionale Gedanken können in funktionale überführt werden“, so Sauerland. Dazu müssen andere Überzeugungen erlernt werden. Dabei helfen Ansätze, wie man sie auch aus der klinischen Psychologie kennt, um Ängsten oder Depressionen zu begegnen: Dinge objektiv zu überprüfen oder mit der Gegenhypothese zu arbeiten und zu schauen, welche Effekte dies hat. Derzeit entsteht ein Leitfaden für Führungskräfte, mit dem diese für Denkblockaden der Mitarbeiter sensibilisiert werden.

Das Buch:
Martin Sauerland: Design your mind! Denkfallen entlarven und überwinden. Wiesbaden, 2015

Die Studien:
Sauerland, M., Soyeaux, H. Krajeweski, J. (2015). The influence of dysfunctional cognitions on job-related experiences and behaviour – a cognitive-behavioural perspective. International Journal of Human Resources Development and Management, 15 (1), 40-53.

Sauerland, M., Müller, G.-F. Krajewski, J. (2014). It’s just the way you think. Der Einfluss dysfunktionaler Gedanken auf basale Facetten arbeitsbezogenen Erlebens und Verhaltens – eine kognitiv-behaviorale Perspektive. Wirtschaftspsychologie, 13-17.

Kontakt:
Universität Koblenz-Landau, Campus Landau
Sozial- und Wirtschaftspsychologie
Dr. Martin Sauerland
Tel.: 06341 280-31237
E-Mail: sauerland@uni-landau.de

Pressestelle Campus Landau
Kerstin Theilmann
Tel.: 06341 280-32219
E-Mail: theil@uni-koblenz-landau.de

Quelle: idw

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