Wenn Schmetterlinge im Bauch nicht mehr fliegen, scheitert manche Ehe oder Partnerschaft. Liebe, Glück, Gewohnheit, hohe Ansprüche: Wie Paare mit den veränderten Gefühlslagen umgehen können, erläutert ein Paartherapeut.

Einen Partner zu finden, den man attraktiv findet und mit dem man längerfristig glücklich werden kann, ist nicht einfach. Mit der Zeit offenbaren sich an Mr. und Mrs. Right immer so einige Macken, denn keine Beziehung ist perfekt. So gibt es Höhen und Tiefen, und gewisse Streitpunkte sind garantiert.

Semi-Happiness und andere Beziehungsprobleme

Ob es richtig ist, zusammenzubleiben, oder ob man sich besser trennt, hängt von der Beziehung ab: Neben glücklichen, die voll Harmonie, Respekt und Zuneigung sind, und unglücklichen, in denen Streit und negative Emotionen vorherrschen, gibt es auch sogenannte Semi-Happiness-Beziehungen.

Fachautor Dariush Barsfeld, der 15 Jahre lang als Paartherapeut in Darmstadt tätig war und sich seit 2013 der psychologischen Grundlagenforschung widmet, hat sich in seinem Buch "Die Regeln der Partnerschaft: Beziehungspsychologie von A bis Z" mit Partnerschaften befasst. Er erklärt, worum es sich bei einer "Semi-Happiness-Beziehung" handelt.

GESUND: Was ist das – eine Semi-Happiness-Beziehung?

Dariush Barsfeld: Kurz gesagt eine Beziehung, die weder unglücklich noch richtig glücklich ist. Dieser emotionale Zwiespalt stellt sich in der Regel eher bei länger andauernden Partnerschaften ein und führt dazu, dass diese zwar alles in allem durchaus gut funktionieren, aber nicht mehr das sind, was man als erfüllt bezeichnet.

GESUND: Wie häufig sind solche halb-glücklichen Beziehungen?

Beziehung oft überladen

Dariush Barsfeld: Im Grunde ist jede Beziehung ein Stück weit eine Semi-Happiness-Beziehung, weil das Ideal der ewig romantischen und rundum erfüllenden Partnerschaft aus psychologischer Sicht nichts als eine Illusion ist. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts waren Zweck- und Vernunftehen in unserer Kultur die Regel. Ich sage nicht, dass wir dahin zurücksollten, aber etwas mehr Demut und Vernunft wären schon gut. Was ich damit sagen will ist, dass es wichtig ist, zu akzeptieren, dass Partnerschaften immer nur ‚semi-happy‘ sein können, weil das ganze Leben nun mal keine Kaffeefahrt in die Glückseligkeit ist. Heutzutage scheinen das aber viele vollkommen auszublenden und überladen ihre Beziehung mit viel zu vielen Erwartungen.

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