Besser therapieren

Psychologen diskutierten umstrittene Neueinteilung

Ein neues Klassifikationssystem sorgt bei den Psychologen weltweit für Diskussionen. Es heißt DSM-5 und wurde im Mai 2013 von der amerikanischen Psychologengesellschaft „APA“ herausgegeben. In diesen Tagen stellte Psychologie-Professor Cord Benecke das System auf einer Tagung in der Fachhochschule Potsdam (FH) vor. Das neue System ermöglicht den Psychologen die genauere Einordnung des Geisteszustand des Patienten. In einer fünfstufigen Skala können leichte bis schwere Erkrankungen diagnostiziert werden. Das Vorgänger-System unterschied nur zwischen krank oder gesund.

Das neue System ist nicht unumstritten. So hatte der amerikanische Psychiater Allen Frances Befürchtungen geäußert, dass DSM-5 eine Inflation der Diagnosen auslösen könnte. Cord Benecke, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Kassel, sieht im neuen System hingegen viele Vorteile. Eine differenziertere Betrachtung sei den Menschen angemessen, die therapiert werden sollen. Schließlich könne man nun eine genauere Anpassung der Therapieplanung vornehmen. Jemand der hoch in der Skala steht, beispielsweise auf Stufe vier, ist leichter therapierbar als jemand auf Stufe zwei. Die Entscheidung, die Patienten einer Kurz- oder Langtherapie zu unterziehen, sei nun vereinfacht worden. Einem Menschen, der nach DSM-4 als gesund gilt, könnten im neuen System allerdings leichte Beeinträchtigungen diagnostiziert werden, gab auch Benecke zu bedenken. Die Übergänge zwischen krank und gesund seien nun fließend. Dies könnte in der Tat auch zu mehr Krankheitsdiagnosen führen.

Die Psychoanalytiker der Deutschen Psychologengesellschaft tagten an der FH Potsdam im Rahmen der „Summer School“, einem Treffen zur Förderung von psychoanalytischer Forschung. Neben Benecke stellten Wissenschaftler aus ganz Deutschland ihre Forschungsergebnisse vor. Im kleinen Rahmen von nicht mehr als 15 Teilnehmern wurden Erkenntnisse und Ideen ausgetauscht. Bereits zum neunten Mal fand die „Summer School“ der Psychologen statt. Psychologie-Professor Herrmann Staats von der FH lädt die Teilnehmer dazu alljährlich nach Potsdam ein. Psychoanalytiker, die Forschungsprojekte planen, können eine finanzielle Förderung erhalten, nachdem sie sie in der „Summer School“ vorgestellt haben. STE

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