Beim Individuum ansetzen

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26.10.2012, 11:10 | Wissenschaft | Autor: idw | 0 Kommentare



Bärbel Kracke ist neue Lehrstuhlinhaberin für Pädagogische Psychologie der Universität Jena

In den Schulen, gerade auch in den Gymnasien, steckt viel Potenzial, ist sich Prof. Dr. Bärbel Kracke von der Universität Jena sicher. Die neue Lehrstuhlinhaberin für Pädagogische Psychologie denkt dabei u. a. an die Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf die Entscheidung für eine Berufsausbildung oder ein Studium. „Diese Aufgabe wird auch das Gymnasium zukünftig noch mehr wahrnehmen“, weiß die 50-jährige Wissenschaftlerin, die bereits in ihrer 2001 abgeschlossenen Habilitation an der Uni Mannheim das Thema „Berufsbezogenes Explorationsverhalten bei Jugendlichen“ erforscht hat.

Gymnasiales Wissen, so die gebürtige Bad Oeynhausenerin, kann noch fruchtbarer für die Berufspraxis aufbereitet werden. Dies sei aktuell in den Zeiten schnellen Wandels wichtiger denn je. An der Regelschule sei dies schon stärker der Fall. „Aber auch die Regelschule kann noch weiter verbessert werden“, so die mobile und offene Wissenschaftlerin. Sie will sich daher in Jena besonders in der Lehrerbildung engagieren und dort auch das Thema Berufsorientierung wirksamer verankern. Kracke fordert eine stärkere Ausrichtung am einzelnen Kind: „Beim Individuum ansetzen“, lautet ihr prinzipielles Credo. Und dazu gilt es, „Erfahrungsräume zu gestalten, die dazu beitragen, den eigenen, selbst bestimmten Weg ins Leben zu finden.“

Wie wichtig das ist, weiß die verheiratete Mutter zweier Kinder nicht nur aus persönlicher Anschauung, sondern aus der langjährigen wissenschaftlichen Arbeit, in deren Zentrum das Thema Selbststeuerung von Jugendlichen steht. Bereits in ihrer Dissertation, die sie 1992 an der Uni Gießen abschloss, hat die Jugendforscherin sich mit „Pubertät und Problemverhalten bei Jungen“ beschäftigt. „Jungen standen lange im Schatten der Pubertätsforschung“, erläutert sie ihr Interesse. Dies hänge auch damit zusammen, dass Jungen ihre Veränderungen „genauso wie Mädchen als nicht einfach empfinden, aber nicht darüber reden“. Unter der Pubertät, so ein weiteres Ergebnis von Krackes Interviews, leiden Spätentwickler am meisten und reagieren häufig auffällig. Denn wenn sich die Körper der anderen Jungen verändern und man selber nicht, suche man Aufmerksamkeit durch außergewöhnliches Benehmen: etwa hohen Alkoholkonsum oder Rauchen.

Krackes Erkenntnisse bleiben aber nicht der Wissenschaft vorbehalten. Sie engagiert sich gerne zivilgesellschaftlich – etwa im Förderverein des Jenaer Angergymnasiums, dem sie sieben Jahre angehörte, oder als ausgebildete Kommunikationstrainerin für Heimerzieher und Kindergärtnerinnen. Ihr ist der Wissenstransfer in die Praxis wichtig. So hat sie in Erfurt, wo sie zuvor als Professorin an der Uni tätig war, gemeinsam mit der Arbeitsagentur ein Programm für Gymnasien zur Berufsorientierung aufgelegt – etwas, das sie auch für Jena plant. Sie schreibt für Jena – „das beim Thema Inklusion in Schulen schon sehr weit ist“ – mit einer Berliner Kollegin zusammen eine Expertise zum gemeinsamen Unterricht. Und nicht zuletzt leitet sie das Konsortium, das den Thüringer Bildungsplan fortschreibt.

Kracke, die bereits seit dreizehn Jahren in Jena lebt, will sich hier engagieren, „weil man nur so Dinge verändern kann“. Bei all dem hat sie ihr großes Ziel im Blick: Kinder und Jugendliche auf dem Weg zur Mündigkeit begleiten – als Wissenschaftlerin und engagierte Bürgerin.

Kontakt:
Prof. Dr. Bärbel Kracke
Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Jena
Am Planetarium 4
07743 Jena
Tel.: 03641 / 945350
E-Mail: baerbel.kracke[at]uni-jena.de

Weitere Informationen:
-
http://www.uni-jena.de

Quelle: idw




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